Rheine. In der Alten Lohnhalle in Bochum-Wattenscheid kamen rund 40 Sozialplanerinnen und Sozialplaner aus ganz NRW zu einem Austausch zusammen. Unter dem Titel Sozialraumkonferenzen hatte die Stabstelle Armutsbekämpfung und Sozialplanung der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH (G.I.B. NRW) eingeladen. Die G.I.B. wird finanziell von der Europäischen Union und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW unterstützt.
Die Prävention und die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ist ein zentrales Anliegen der Sozialplanungen in den Kommunen in NRW. Menschen in Armutslagen haben einen erschwerten Zugang zu Bildung, Gesundheit und gesellschaftlicher Teilhabe. Die Sozialplanung betrachtet daher die Lebenslagen und Lebensbedingungen in den Sozialräumen der Kommune, um Benachteiligung und die Bedarfe der Bewohnerinnen und Bewohner zu erkennen.
Auf dieser Grundlage werden dann in einem nächsten Schritt gemeinsam mit anderen Fachplanerinnen und Fachplanern, mit Politikerinnen und Politikern, Mitarbeitern von sozialen Trägern sowie den Einwohnerinnen und Einwohnern Handlungsempfehlungen zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse und sozialer Teilhabe entwickelt.
Diese Prozess von Daten zu Taten zu gelangen wird in den Kommunen in NRW höchst unterschiedlich gestaltet. Eine Möglichkeit ist eine Sozialraumkonferenz.
Drei Erfahrungsberichte aus der Praxis über verschiedene Formen von Sozialraumkonferenzen standen im Mittelpunkt des ganztägigen Netzwerktreffens. Als gelungenes Praxis-Beispiel erzählte die Sozialplanerin Lena Ellenberger von der Sozialkonferenz Rheine vom Mai 2023.
Durch die Konferenz ist es gelungen, die wichtigsten Inhalte des Sozialberichtes den interessierten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen und gemeinsam Überlegungen für Verbesserungen anzustoßen und zu konkretisieren. Die Arbeitsgruppen beschäftigten sich dabei mit der Familien-App, dem Familien-Pass, mit der Fachstelle für Wohnraumsicherung und mit einem niedrigschwelligen Vor-Ort-Beratungsbüro im Sozialraum. Wichtig für den aktuellen Sozialbericht Rheine 2024 mit Schwerpunkt Armut waren insbesondere die Anregungen, wie man über Armut informieren, dafür sensibilisieren und das Thema Geld aus der Tabuzone holen kann. „Insgesamt konnte die Veranstaltung in Rheine nur gelingen, weil sie vom Team und von der Leitung breit mitgetragen wurde.“, so Ellenberger.
Im sich anschließenden Austausch waren sich die Teilnehmer einig, dass gerader dieser Aspekt nicht in allen Kommunen selbstverständlich ist. Auf reges Interesse stieß auch die Beteiligung der Teilnehmenden in der Stadt Rheine und die weitere Verwendung der Ergebnisse. So tauschten sich die Sozialplaner mit den Fachberatern der G.I.B. über methodische und organisatorische Feinheiten, unerwartete Erfahrungen und Lerneffekte aus. Die Sozialplanung in Rheine wird dabei finanziell unterstützt durch das Sozialministerium NRW.
Die Erfahrungen zu Konferenzen und zu Expert/-innendialogen aus den Städten Oberhausen und Bergisch Gladbach zeigten dann auf, dass eine große Bandbreite an Sozialraumkonferenzen möglich ist. Wie berichtet, wurden in Bergisch Gladbach im Herbst 2023 gleich sechs Sozialraumkonferenzen zur lebenswerten und seniorengerechten Stadt ausgerichtet. Ziel war hier die aktive politische Mitbestimmung und die Erfassung der Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger über 55 Jahre.
In Oberhausen fanden von 2019 bis 2023 jährliche Expert/-innendialoge in sechs Sozialräumen statt. Hier stand die Konzeption von Handlungsempfehlungen durch Fachpersonal aus den jeweiligen Sozialräumen im Vordergrund. Beteiligt waren bis zu 45 sozialrelevante Institutionen, die hierbei die Interessen ihrer Zielgruppen vertraten.
Fazit des interkommunalen Netzwerktreffens in Bochum-Wattenscheid war, dass neue Kenntnisse und Blickwinkel über vielfältige Beteiligungsmethoden auch gute Handlungsempfehlungen für die eigene sozialplanerische Arbeit in der Kommune bereit stellen.