Nach der Messe gibt es hausgemachte Kohlrouladen

Albert Baumgartner hat mitinitiiert, dass seit Mitte der 1990-er Jahre einmal im Monat ein Gottesdienst in rumänischer Sprache in Borghorst gefeiert wird. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner

Steinfurt

Steinfurt (pbm/gun). Albert Baumgartner glaubt fest daran: „Es gibt jemanden, der einem den Weg weist.“ Dieser Jemand hat für den 47-Jährigen einen Namen: Gott. Als junger Mann 1991 aus einem kleinen Dorf im Norden Rumäniens nach Deutschland geflüchtet, durchlebte der Familienvater schwere Zeiten.

 

 

Ohne Hoffnung auf und Vertrauen in Gott, da ist sich Baumgartner sicher, hätte er manches nicht geschafft. Dafür ist er dankbar. Vielen Menschen, aber auch Gott. Deshalb engagiert sich der Steinfurter seit Mitte der 1990er Jahre in der rumänischen Gemeinde. An jedem vierten Sonntag im Monat treffen sich die Mitglieder mit Pfarrer Mihai Caitar um 11 Uhr zur Messe in ihrer Muttersprache in der Krankenhauskapelle in Borghorst.

Über Gevelsberg und das Aufnahmelager in Xanten kamen Baumgartner und seine ältere Schwester nach Borg­horst. Bis 1993 waren sie in Wohncontainern am Rathaus untergebracht. Deutsch hat sich Albert Baumgartner selbst beigebracht: „Ich konnte vorher kein einziges Wort.“ Nachdem die Ausreise offiziell möglich war, entschlossen sich auch die Eltern und weitere Geschwis­ter, nach Deutschland zu gehen. Die Familie konnte den Behörden ihre deutsche Abstammung nachweisen.

Heute fühlen sie sich sehr wohl, Albert Baumgartner und seine Frau haben ein Eigenheim in Burgsteinfurt gebaut: „Wir haben tolle Nachbarn und viele Kontakte“, ist er rundum zufrieden. Seit 24 Jahren ist der gelernte Schreiner bei der Firma Atair in Borg­horst, hat sich zum Lager-leiter hochgearbeitet. Seine Frau ist in der Altenpflege, die beiden Kinder studieren beziehungsweise beginnen bald eine Ausbildung.

Die Baumgartners sind auch in der deutschen Pfarrei gut integriert. Wenn kein muttersprachlicher Gottesdienst ist, gehen sie sonntags in die St.-Johannes-Nepomuk-Kirche. Doch besonders Albert Baum­gartner, der in Rumänien lange Messdiener war, möchte die Bräuche und Traditi-onen aus der alten Heimat nicht missen: „Die Lieder wecken Erinnerungen“, sagt er und gesteht: „Manchmal läuft mir beim Singen ein Schauer über den Rücken.“ Vor allem an den Hochfesten wie Weihnachten und Ostern.

30, manchmal 40 Gemeindemitglieder kommen regelmäßig zum Gottesdienst in die Kapelle des UKM-Marienhospitals. Albert Baumgartner würde sich freuen, wenn es mehr wären. Doch der allgemeine Trend in der katholischen Kirche Europas macht auch vor der rumänischen Gemeinde nicht Halt. Zur Freude aller ist kürzlich eine neue Familie dazugekommen. Die Frau könne wunderbar Orgel spielen, schwärmt Baumgartner. Die Atmosphäre sei dadurch nochmal so schön.
Nach der Messe gehen die Rumänisch sprechenden Katholiken nicht gleich auseinander. In einem der Konferenzräume des Krankenhauses versammeln sich die, die Zeit haben. Jeder bringt etwas mit, bevorzugt traditionelle Speisen. Legendär sind dabei die Kohlrouladen von Baumgartners Mutter, die noch während des Gottesdienstes auf dem Herd köcheln, damit sie passend zum anschließenden Mittagessen fertig sind.


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