Steinfurt deckt den Tisch

Steinfurt

Kooperation wird derzeit groß geschrieben in Steinfurt. „Wir sind Steinfurt!“ - so heißt das Motto, denn vorbei sein müssten die Querelen und das altbackene Konkurrenzdenken zwischen den Werbegemeinschaften beider Stadteile.

Kooperation wird derzeit groß geschrieben in Steinfurt. Oliver Palstring, Vorsitzender der Burgsteinfurter Gewerbegemeinschaft Sonnenschein,  ist gebürtiger Steinfurter und hat im Rahmen der Mitgliederversammlung Anfang des Jahres mehrfach betont: „Wir sind Steinfurt!“ Vorbei sein müssten die Querelen und das altbackene Konkurrenzdenken zwischen den Werbegemeinschaften beider Stadteile. Er möchte gemeinsam mit allen Steinfurter Unternehmern Großes bewirken und neue Wege gehen.
Auch sportlich ist Steinfurt mittlerweile gut aufgestellt. Der erste Verein, der ausdrücklich „Steinfurt“ in seinen Vereinsnamen aufgenommen hat, ist übrigens die Segelsportgemeinschaft (SSG) Stormvogel Steinfurt. Der ursprünglich von Borghorster Seglern 1973 als SSG Stormvogel Borghorst gegründete Verein taufte im Jahr 1994 den Verein um. Weitere Vereine wie zum Beispiel der Geflügelzuchtverein zogen im Laufe der Jahre nach. Mittlerweile ist es fast generell so, dass neue Vereine sich Steinfurt nennen, so wie der Reitverein Steinfurt-Dumte, der Fußball Club Galaxy Steinfurt, Marathon Steinfurt oder TriTeam Steinfurt.
Lange verschont blieben die Kirchengemeinden. Aber auch das ist mittlerweile – zumindest für die Katholiken in Steinfurt – Geschichte: Im vergangenen Jahr fusionierten die Gemeinden St. Johannes Nepomuk und St. Nikomedes.

Aus zwei wird eins

Als ich vor nun 13 Jahren bei der „Wir in Steinfurt“ angefangen habe zu arbeiten, wusste ich nichts von Rivalitäten zwischen Borghorst und Burgsteinfurt. Immerhin bin ich aus dem hohen Norden ins Münsterland gezogen und nicht hier aufgewachsen.
Ich vergesse sicher nie einen meiner ersten Termine in Burgsteinfurt, bei dem mir sehr deutlich gesagt wurde „Wir reden hier von BURGSTEINFURT. Borghorst interessiert uns nicht.“ Ich war perplex, war für mich Steinfurt doch einfach eine Stadt mit zwei Stadtteilen – so wie Hamburg insgesamt sogar 104 Stadtteile hat. Eine Rivalität zwischen einzelnen Stadtteilen war mir schlichtweg fremd. Nicht anders erging es mir in Borghorst, wo mir deutlich gesagt wurde, dass vor meinem Artikel bloß „Borghorst“ zu stehen habe, und nicht „Steinfurt“.
In den letzten 13 Jahren habe ich aber auch mitbekommen, wie immer mehr ein Umdenken erfolgte. Junge Unternehmer ließen sich von diesen „alten“ Ansichten nicht beeinflussen und siedelten in „Steinfurt“ an. Frischer Wind an allen Ecken sorgt dafür, dass aus den Rivalitäten langsam aber stetig Freundschaften werden. Immer mehr Menschen aus beiden Stadtteilen geben sich symbolisch die Hand und ziehen für „ihr Steinfurt“ an einem Strang.
Dieses Event zeigt deutlich, dass die alten Verhaltensweisen von immer mehr Steinfurtern abgelegt und neue Wege gegangen werden. So kann Steinfurt wachsen – nicht nur zusammen, sondern auch nach außen hin. Wie es für eine Stadt mit zwei Stadtteilen ja eigentlich auch sein sollte.Ihre Anika Tholl

Flower Power

Das Gute-Laune-Gebutstagmotto für die lange Tafel

(sf) Die Flower-Power-Szene wird sich im münsterländischen Steinfurt im Jahre 1975 wohl eher von ihrer konservativen Seite gezeigt haben. Wenn ich mir alte Fotoalben meiner Eltern ansehe, dann fallen höchstens Schlaghosen und Koteletten auf. Modisch interessierte und mutigere Damen trugen schon auch flippige Muster, große Schlapphüte und spektakuläre Plateau-Absätze, aber die Regel war das weder in Burgsteinfurt noch in Borghorst. Das Motto indes ist schön gewählt, denn bunte Blumen und lustige Verkleidungen stehen für Lebensfreude und ganz viel gute Laune.

„Steinfurt deckt den Tisch“

Morgen um 11 Uhr werden rund 1.000 Bürger auf die Landstraße 510 ziehen. Die Straße wird nämlich extra für den Geburtstagsbrunch am Sonntag gesperrt. Hier stehen von der Stadt bereitgestellte Tische parat, die von den Steinfurtern unter dem Motto „Flower Power“ geschmückt werden. Alle Gäste bringen ihre Speisen und Getränke selber mit. Für ein buntes Rahmenprogramm hat die Stadt mit engagierter Unterstützung vieler Vereine ebenfalls gesorgt. Etwas später sind dann alle Steinfurter und Gäste herzlich willkommen.

Und das erwartet die Festtagsgäste: Nach der Eröffnung – ohne langatmige Geburtstagsansprachen – gibt es entlang der Tische einen bunten Mix aus Musik, Tanz- und Sportvorführungen sowie künstlerische Darbietungen.

So dürfen sich die Gäste unter anderem auf musikalische Beiträge des Percussion- und Blechbläser-Ensembles des Kulturforums in Kooperation mit Schülern des Grundschulverbundes Graf-Ludwig- und Willibrordschule freuen. Gedichte und Texte trägt die Poetry-Slammerin Rike Ahlbrand vor. Tänzerische Einlagen werden vom Team Mobilé Steinfurt geboten, währenddessen die Song-Taekwondo-Schule Elemente ihres Kampfsports zeigt.

Mit ihrem Sinnesmobil fährt das Team von „Lernen fördern“ an den Tischen entlang, gleiches gilt für das Seelsorgeteam von St. Nikomedes, das mit einem „fantasievollen Gefährt“ ebenfalls mobil ist und einen „Zwischenschluck“ einschenkt. Mit dem „Zebra-Stelzentheater“, dessen Akteure als lebende Rosensträucher flanieren werden, wurde zudem ein professioneller Walk-Act organisiert. Auch eine Delegation aus der Partnerstadt Rijssen/Holten darf nicht fehlen. Mit Tanz und Musik wollen die Niederländer für Stimmung sorgen. „Mehr als 130 Teilnehmer aus Rijssen sind schon angekündigt“, freut sich Bürgermeister Andreas Hoge über die große Gratulantenschar aus der Partnerstadt. Auch Gäste aus Neubukow werden zu dem Ereignis erwartet.

Norbert Kerkhoff (oben links) – Steinfurter Ratsmitglied – ist der Ideengeber: Als er vor zwei Jahren vom Event auf der A40 zurückkam, dachte er direkt: „So etwas müssen wir zwischen Borghorst und Stemmert auch mal machen.“ Foto: Simone Friedrichs

Am kommenden Sonntag wird gefeiert: Die Stadt Steinfurt wird 40 Jahre alt! Früher gab es Burgsteinfurt. Und es gab Borghorst. Zwei hübsche kleine Nachbarorte, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Borghorst katholisch, Burgsteinfurt evangelisch; Borghorst mit ganz viel Textil­industrie, Burgsteinfurt zwar auch mit ganz viel Textilindustrie, zudem aber auch mit Schloss und Adel und ganz viel Verwaltung. Borg­horster und Burgsteinfurter waren sich damals spinnefeind. Für die Borghorster waren die Burgsteinfurter eingebildete Paragraphenheinis, für die Burgsteinfurter waren die Borghorster übelstes Malocherpack. Und dann das – plötzlich hieß es: „Jetzt sind wir eine Stadt: Steinfurt!“ In Borghorst wurde das Rathaus gebaut, aus der Postleitzahl 4433 wurde 4430, Burgsteinfurt mit dem Zusatz Steinfurt 1 und Borghorst mit dem Zusatz Steinfurt 2. Burgsteinfurt hatte das Kreishaus, also alles gerecht verteilt. Nur die Poahlbürger wollten sich da mal so gar nicht mit abfinden. Lange hieß es in beiden Ortsteilen: „... da möchte ich nicht tot über‘m Zaun hängen...“, „Mischehen“ waren undenkbar und mit bornierten Zankereien hatte die Verwaltung noch lange zu kämpfen. Heute haben sich Borghorster und Burgsteinfurter zwar immer noch nicht alle lieb, aber die meisten in Steinfurt geborenen Kinder nennen sich Steinfurter und die gesellschaftlichen Strukturen haben sich dem Zeitgeist entsprechend angepasst. Ein bisschen was von der Zankerei muss aber schon noch übrig bleiben, sonst wird das ja alles viel zu langweilig: Aktuell können übrigens streitbare Bürger zu den spannenden Fragen „Welches Bad wird geschlossen?“ und „Wer bekommt das größte Einkaufszentrum?“ ins Feld ziehen. Aber erst einmal wird gemeinsam gefeiert. Viel Spaß!
Ihre Simone Friedrichs


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