Villa Heimann – ein verlorenes Denkmal

Die Villa Heimann fiel im Jahr 2014 nach langer Diskussion dem Abrissbagger zum Opfer. An ihrer Stelle – direkt am Borghorster Bahnhof – steht nun das neue Feuerwehrgerätehaus. Foto: Archiv / Janes Friedrichs

Steinfurt

Steinfurt (sf). Am kommenden Sonntag (4. November) laden der Förderverein der Stadtbücherei, SMarT und Klaus Uhlenbrock um 14 Uhr zu einem Kulturmittag ins Steinfurt Kino ein. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Villa Heimann“ von Klaus Uhlenbrock.

„Fertig ist der Film schon länger, nur der richtige Zeitpunkt für eine Präsentation fehlte bislang“, erzählt der Steinfurter Filmemacher. Dieser sei ihm nun begegnet und zwar mit einem Nachfahren der vertriebenen Heimanns, Claude Heimann. Uhlenbrock lernte den Enkel während eines Besuches in Steinfurt kennen und schenkte ihm und anderen Familienmitgliedern eine CD des Fims, sogar mit Untertiteln.

„Kürzlich rief mich dann Claude Heimann aus Toronto, Canada, an und sagte, der Film würde als Höhepunkt der ‚Holocaust Education Week“ gezeigt.“ Und da war er, der richtige Zeitpunkt für Steinfurt: Nämlich fast zeitgleich mit der Präsentation in Toronto und mit einer Live-Schaltung über Skype zum Enkel der Heimanns können alle interessierten Steinfurter am 4. November um 14 Uhr ins Kino kommen.

Der Film entstand bereits 2014: „Im Zuge der Diskussion um die Villa machte ich damals vorsorglich schon mal Aufnahmen von dem Gebäude, das mich schon als Jugendlicher auf dem Schulweg fasziniert hatte“, erzählt Uhlenbrock. Dann lernte der Borghorster Julian Kroll kennen, der als Geschichtslehrer seine Masterarbeit über die Villa verfasst hatte. „Und da gibt es natürlich viel mehr zu erzählen als allein die Episode der vertriebenen jüdischen Familie.

Auch in den Nachkriegsjahren spielten sich in der Villa noch bewegende Geschichten ab.

Weitere Interviewpartner sind Josef Bergmann als Zeitzeuge – er erlebte zum Beispiel die Plünderung der Villa in der Reichspogromnacht, Werner Bülter vom Projekt Stolpersteine – er rettete zum Beispiel einen Fensterrahmen während der Abrissarbeiten. Steinfurts Historiker Hans-Jürgen Warnecke beantwortet ebenfalls viele Fragen zum Thema.

„Besonders um Jugendliche für Dokumentationen und Geschichte zu interessieren, ist so ein Film das richtige Medium“, betont Marion Niebel von SMarT. Vor und nach dem Film gibt es Möglichkeiten für Gespräche und Diskussionen sowie zwei Musikbeiträge von Martina und Peter Fuchert. Anschlussveranstaltungen eventuell im kommenden Jahr in der Stadtbücherei sind in Planung. Der Eintritt ab 14 Uhr zu diesem Kulturnachmittag ist frei.

Die einzigartige Dokumentation über die Geschichte der Villa wird am 4. November gezeigt. Rainer Nix (Förderverein Stadtbücherei), Marion Niebel (SMarT) und Filmemacher Klaus Uhlenbrock freuen sich auf einen schönen Kulturmittag. Foto:  Simone Friedrichs


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