Nach 19 Jahren endlich wieder am Platz

Stein 83 steht nun endlich wieder da, wo er hingehört. Foto: Günther Hilgemann

Steinfurt

Burgseinfurt. „Taler, Taler, du musst wandern“ – Der Kinderliedspruch in Burgsteinfurter Sprache übersetzt müsste lauten: „Schnatstein, Schatstein, du musst wandern.“ Die Rede ist vom Grenzstein mit der Nummer 83. Seine Geschichte reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück.

Im Protokoll über den genauen Grenzverlauf zwischen dem Fürstbistum Münster (auf den Grenzsteinen mit M gekennzeichnet) und der Grafschaft Steinfurt (S) aus dem Jahr 1788 listet der mit dem Protokoll beauftragte münsterische Artillerie-Fähnrich Jan Anton Jansinck den Stein Nr. 83 als „vorhanden“ auf. Dieser besonders behauene, säulenartige Sandsteinkoloss mit den erhabenen Wappen der beiden Landesherren stand am Ende des fürstlichen Waldes „Fuchshagen“.

Schon in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte der Burgsteinfurter Heimatverein die Schnatgänge wieder aufleben lassen. Damals stand Nr. 83 an Ort und Stelle. Unter der Vereinsführung von Günther Hilgemann wurden die wieder eingeschlafenen Schnatgänge neu belebt. Gottfried Bercks, der wie Hilgemann schon als Kind die Schnatgänge mitgemacht hatte, kümmerte sich im Beirat ab 1991 um die Schnatsteine. Plötzlich hieß es: Stein 83 sei weg. Recherchen ergaben, dass der Stein in Neuenkirchen einen Privatgarten schmückt. Das mit der Grenzsicherung befasste Katasteramt forderte beim neuen „Besitzer“ die Herausgabe des Steines.

Mit dem „Argument“, dann falle seine Garage um, war der Fall zunächst erledigt. Einige Jahre später konnte der Heimatverein den Stein in Hauenhorst fotografieren. Auf Betreiben des Vereins wurde die gesamte Grenze 2002 unter Denkmalschutz gestellt. Es brauchte zahlreiche Anstöße durch Gottfried Bercks bei der nun federführenden Bezirksregierung, bis nach 14 Jahren die Herausgabe des Steines Nr. 83 eingeklagt wurde.

„Den Stein kann ich nicht herausgeben. Sonst fällt meine Garage um.“

„Besitzer“ des Steins Nr. 83 in Neuenkirchen

Weitere fünf Jahre später wurde im Februar 2019 das Urteil des Verwaltungsgerichtes rechtskräftig. Der inzwischen sichergestellte Stein konnte wieder an seinen alten Standort zurück.

Man kann den 27. November 2019 schon fast als einen Feiertag im Kalender des Heimatvereins eintragen. Mit schwerem Gerät wurde der von der Firma Lehmkuhl herausgeputzte Stein nahe seinem ursprünglichen Standort wieder neu gesetzt. Das federführende Katasteramt des Kreises Steinfurt mit seinem Leiter Hennig Meyer an der Spitze, Vertreter des Heimatvereins und der Firma Lehmkuhl waren Zeugen, wie der 300-Kilo-Koloss von einem ächzenden Bagger des Hofes Brand in sein neues Standbett gewuchtet wurde. Gottfried Bercks als „Vater“ des Ganzen verpasste den feierlichen Moment leider im Krankenbett.


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