Oft braucht man mehr als Sprache

Monika Hölscher, Annette Robert und Tobias Bendfeld setzen die Bilder von Gamal Kalil (2.v.l.) in den Räumen der Beratungsstelle an der Wasserstraße 32 in Szene. Foto: Simone Friedrichs

Steinfurt

Burgsteinfurt (sf). In den Räumen der Beratungsstelle des Diakonischen Werks für Kinder, Jugendliche und Eltern werden immer mal wieder Werke von Künstlern aus der Region ausgestellt. Bis zum 3. April sind dort zu den Öffnungszeiten Bilder von Gamal Kalil zu sehen.

Gamal Kalil ist syrischer Kurde und flüchtete bereits vor 25 Jahren aus seiner Heimat. Malen war in der Schule, in Quamishli in Syrien unmittelbar an der Grenze zur Türkei, für ihn das wichtigste Fach. Er stellte öffentlich aus – die Polizei konfiszierte die Werke. Er machte eine Ausbildung zum Fotografen, fotografierte eine Demonstration in Damaskus, wurde verprügelt, seine Kamera zerstört. „Weil damals mein Vater, der politisch aktiv war und für Frieden kämpfte, gesucht wurde, setzte man auch mich fest“, erzählt Kalil.

Als 1995 auch noch Freunde aus seiner Künstler-Gruppe inhaftiert wurden, floh der 17-Jährige aus seiner Heimat. „Ich war noch nicht verheiratet, hatte keine Kinder. Auch mein Vater und meine Familie sagten dann, dass es besser für mich sei, in Sicherheit zu leben.“ Von ersten Jahren in Niedersachsen führt es den Künstler nach Münster-Angemodde; mittlerweile lebt der dreifache Familienvater in Münster-Wolbeck. 

Er arbeitet neben seiner künstlerischen Tätigkeit in einer Hauptschule, um dort Schülern mit arabischer und kurdischer Muttersprache das Lernen zu erleichtern. „Ich helfe auch vielen Familien, die hier neu sind, sich zurecht zu finden. Zum Beispiel konnte ich so Weihnachten als ein Fest des Friedens für alle beschreiben, das nicht nur Christen feiern.“

Monika Hölscher leitet die Schwangerenberatung in Steinfurt und wurde auf den Künstler aufmerksam: „Wir versuchen ja auch möglichst, einen Bogen zu spannen zwischen unserer Arbeit hier und den Ausstellungen“, erklärt sie. „Es ist oft schwierig, einen Zugang zu den Menschen aus ganz anderen Kulturen zu finden. Oft braucht es da mehr als Sprache.“ Die ausgestellten Bilder stellen die Heimat in Syrien dar, Menschen auf der Flucht, die alles zurücklassen und aufbrechen in eine ungewisse Zukunft. „Wir können hier helfen, indem wir die Kultur erklären, Mut machen und Hoffnung geben“, sagt Gamal Kalil.

In der Heimat seien die Familien viel größer und gegenseitige Unterstützung in den Bereichen Familie, Kinder, Erziehung und Gesundheit finde innerhalb der Familien statt. Daher sei es besonders schwierig, hier in Deutschland Hilfe von „Fremden“ in Form von Beratungen anzunehmen. Vielleicht können die Bilder nun einigen Menschen diesen Zugang erleichtern.


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