FH-Student macht Musik für Senioren

Mit großem Sicherheitsabstand hörten die Bewohnerinnen und Bewohner zu. Foto: FH Münster / Katharina Kipp

Senioren

Steinfurt / Münster. Leon Wös­ting steht mit seiner Gitarre und einem Mikrofron vor dem Fritz Krüger-Seniorenzentrum in Gievenbeck. Mit großem Sicherheitsabstand sitzen einige Bewohnerinnen und Bewohner vor ihm, andere schieben Vorhänge und Gardinen zur Seite, öffnen vorsichtig die Fenster und warten gespannt. Und dann legt Wösting los.

Eine Stunde lang spielt und singt der Student der FH Müns­ter viele Hits aus den 50ern, darunter Elvis Presley und Frank Sinatra, aber auch von den Beatles – und natürlich darf Udo Jürgens nicht fehlen. „Von ihm habe ich mir extra zwei, drei Songs beigebracht, weil ich dachte, dass die sicherlich gut ankommen“, sagt Wösting.

Musik zu machen, das ist für den 20-Jährigen eine große Leidenschaft: „Ich spiele und singe einfach richtig gern.“ Dass er damit jetzt auch den Bewohnerinnen und Bewohnern von Seniorenheimen Freude bereitet, sei Zufall gewesen. „Eine Professorin von mir, Prof. Mittmann, hat uns Studierende aufgefordert, das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der FH Münster zu kontaktieren. Denn das suche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Daraufhin habe ich mich gemeldet.“ Und dort hatte Petra Seyfferth prompt den richtigen Riecher: Sie schlug ihm vor, beim Musikprojekt mitzumachen – obwohl sie gar nicht wusste, dass er ein Instrument spielt. Genau genommen sind es sogar mehrere: Gitarre, E-Gitarre, Kontrabass, Ukulele und Mundharmonika; außerdem singt er.

Es dauerte nicht lang, da hatte Seyfferth die ersten Seniorenheime gefunden, die den Studenten einluden und ihn spielen ließen, natürlich immer mit erheblichem Sicherheitsabstand. „Manchmal sind die Bewohnerinnen und Bewohner an den Fenstern oder sitzen auf großen Balkonen. Einmal wurden sie nach draußen gebracht und in einem sehr großen Kreis um mich herum platziert. Mir ist das ganz egal, Hauptsache, ich kann Musik machen, Leute sehen und man hört mir zu.“ Das Feedback kommt prompt: „Die Menschen lachen und lächeln viel, klatschen mit und haben offensichtlich jede Menge Spaß. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass es den Pflegerinnen und Pflegern fast besser gefällt“, sagt der 20-Jährige schmunzelnd. Wie schwierig es sein muss, die Bewohnerinnen und Bewohner in Zeiten von Corona in Münster zu beschäftigen, weiß Wösting aus eigener Erfahrung. Denn eine Großmutter von ihm ist im Heim – und dort ist die Langeweile groß.

Sozial engagiert ist Wösting aber schon lange, nicht erst seit Corona Virus im Kreis Steinfurt. Seit sechs Jahren ist er Leiter und Musiker bei den Royal Rangers, einem internationalen Pfadfinderverband, und er hilft jeden Sommer bei den Indianercamps. Dieses kostenlose Angebot richtet sich an Kinder von Inhaftierten oder aus sozial benachteiligten Familien. Außerdem ist er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Die soziale Arbeit und die Musik bleiben aber Hobby: Wösting studiert Biomedizinische Technik am Fachbereich Physikingenieurwesen auf dem Steinfurter Campus der FH Münster.

Seniorenheime, die den Studenten einladen möchten, können sich bei ihm melden – per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wösting wohnt in Steinfurt, hat bislang aber nur in Münster gespielt. „Das ist auch überhaupt kein Problem und ich mache das weiterhin gern. Falls aber mal ein Heim in Steinfurt Bedarf hat, würde ich mich auch darüber sehr freuen. Und vielleicht kann ich auch noch andere Studierende ermutigen, sich zu engagieren.“ Anderen Menschen eine Freude zu bereiten, sei gerade jetzt besonders schön. Eines ist ihm aber ganz wichtig: Gitarre spielt er ehrenamtlich und unentgeltlich. „Wer mir dafür danken will, hört am besten einfach zu. Geschenke sind wirklich nicht nötig.“ Das sah man aber wie an allen bisherigen Konzertlocations auch in Gievenbeck anders und überreichte ihm als Zeichen der Wertschätzung einen Einkaufsgutschein.


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