Außergewöhnliche Probe

Chorleiter Winne Voget spielte ganz vorne vor seinem Cabrio auf seinem EPiano, die anderen sangen mit. Foto: FH Münster / Katharina Kipp

Steinfurt

Münster / Steinfurt. Es war eine Chorprobe der ungewöhnlichen Art: Knapp 40 Autos standen auf dem Parkplatz des Steinfurter Campus der FH Münster ordentlich in den einzelnen Parkbuchten.

 

 

Mit großem „Hallo!“ waren die Wagen angerollt, ihre Insassen – bis auf die Ehepaare saßen alle einzeln in ihren Pkw – winkten sich fröhlich zu, stiegen aus, blieben an ihren Autos stehen; jetzt war es fast mucksmäuschenstill. Doch dann ging es los: Alle zogen Funkkopfhörer an, um das Klavierspiel von Chorleiter Winne Voget ganz vorne besser zu hören, und sangen mit – der Gospel- und Popchor „OnceAgain“ konnte endlich wieder gemeinsam proben, auch wenn sich die Mitglieder untereinander nur mit Abstand begegnen und hören konnte.

Aber immerhin sahen sie sich – und das nicht nur online. Normale Proben sind wegen des Coronavirus derzeit nicht möglich. „Wir sind 50 Leute und können uns deshalb nicht mal eben so treffen“, sagt Christof Anderl. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Physikingenieurwesen der Hochschule und singt seit elf Jahren im Bass des Chores mit. „Musik ist meine große Leidenschaft, ich spiele Gitarre und habe viele Jahre lang nebenberuflich unterrichtet.“ Ein weiterer Nebenjob: Busfahrer.

Und so kam der Kontakt zum Chor zustande. „Ich habe die Sängerinnen und Sänger von ‚OnceAgain‘ mal zu einem Chorwochenende ins Ausland gefahren. Eine Woche später war ich selber Mitglied und seitdem singe ich begeistert mit.“ Seit ein paar Monaten unterstützt auch seine Frau, Claudia Doll, den Chor mit ihrer Stimme. Doch dann kam das Coronavirus und legte die wöchentlichen Proben auf Eis. Zum Glück hatte Mitglied Mischa Jerie eine Idee: Warum nicht einfach in oder an Autos proben? Immerhin sorgen die Wagen für Abstand. Chorleiter Voget machte kurzen Prozess und trommelte die Sängerinnen und Sänger auf einem Parkplatz in Horstmar zusammen. Ein zweites Treffen wollte der Chor gern in Steinfurt durchführen. Also fragte Anderl kurzerhand FH-Kanzler Guido Brebaum, ob „OnceAgain“ den Parkplatz auf dem Steinfurter Campus nutzen dürfe – und Brebaum sagte prompt zu. „Ich finde, das ist eine tolle Aktion, die die Hochschule gern unterstützt.“ Einzige Bedingung: Der Chor musste sich selbst um ein Hygienekonzept kümmern und tat das sehr gewissenhaft. „Wir wollten natürlich nichts falsch machen und haben uns eng mit dem Ordnungsamt abgestimmt, das unsere Aktion offiziell genehmigt hat. Auch Bürgermeisterin Frau Bögel-Hoyer hat ihr ‚Go‘ gegeben.“

Mehr als zwei Stunden lang probten die Mitglieder von „OnceAgain“ sämtliche Hits. Viel zu schnell war dieses außergewöhnliche musikalische Ereignis zu Ende und die Chormitglieder fuhren bestgelaunt und motiviert nach Hause. Ob es eine Wiederholung gibt, bleibt abzuwarten. „Wegen den Corona-Schutzbestimmungen gab es im Vorfeld viel zu klären. Aber wer weiß, wenn in ein paar Wochen die Sehnsucht wieder zu groß sein sollte, frage ich vielleicht noch mal unseren Kanzler“, sagt Anderl lächelnd. Spätestens im Herbst müsse der Chor unbedingt wieder regelmäßig proben. „Wir feiern 2021 unser 25-jähriges Jubiläum und planen einige Auftritte in der Region und sogar in Rostock. Dafür müssen wir fit sein!“

Wer wissen will, wie die Mitglieder von OnceAgain im Auto singen, schaut sich das YouTube-Video an unter fhms.eu/chor-im-auto. Weitere Informationen finden Sie auf http://fhms.eu/chor-im-auto und www.onceagain-steinfurt.de/Chor OnceAgain.


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