Unternehmer planen Veranstaltungszentrum

Die Pläne für das Eventzentrum auf dem Gelände an der Bleichereistraße – ehemals Spedition Frenkert – sind fertig. Die Investoren Seyyit Ates (li.) und Emre Yetiskin hoffen gemeinsam mit Architektin Ellen Borowiak auf die Genehmigung. Foto: Simone Friedrichs

Steinfurt

Steinfurt (sf). Seit vor einigen Wochen die Pläne für eine Eventhalle in Wilmsberg publik wurden, wird in viele Richtungen heiß diskutiert. Die beiden Borghorster Unternehmer Seyyit Ates und Emre Yetiskin haben das ehemalige Firmengelände der Spedition Frenkert erworben und müssen nun befürchten, dass die Genehmigung für ein Veranstaltungs-und Tagungszentrum hier nicht erteilt wird oder das Verfahren sich deutlich verzögert.

Dabei sah das zuerst ganz anders aus. „Wir haben der Verwaltungsspitze um Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer die Pläne und das Konzept vorgestellt und nach positivem Signal von dieser Seite weiter investiert. So sind mittlerweile schon rund 150.000 Euro in Konzepte und Gutachten sowie in ein weiteres benachbartes Grundstück geflossen.

Das Konzept sieht eine Veranstaltungshalle für beispielsweise Karneval, Oktoberfest, Schützenfeste vor, in der bis zu 600 Personen Platz finden. Auch kulturelle Angebote wie Konzerte, Theater oder Comedy sind denkbar. Kleinere Messen, Ausbildungsplatzbörsen oder Kongresse könnten einen angemessenen Rahmen finden. Zudem werden im Obergeschoss Tagungs- und Seminarräume eingerichtet.

Architektin Ellen Borowiak ist über die derzeitige Entwicklung des Genehmigungsverfahrens einigermaßen verunsichert: „Als wir die Pläne vorgestellt haben, fehlten nur noch ein oder zwei erforderliche Gutachten. Diese haben wir nachgereicht und erfüllen damit sämtliche Vorgaben bezüglich Lärm- und Brandschutz, wir haben für mehr Parkplätze als nötig gesorgt und was die Verkehrsanbindung angeht – die könnte ja wohl wirklich besser nicht sein. Einer uns anfangs signalisierten unproblematischen Genehmigung tritt nun allerdings eine Gruppe aus der Nachbarschaft mit anwaltlichem Beistand entgegen.“

Das kann auch Peter Lohmann nicht nachvollziehen, der im Gewerbegebiet um die Ecke seine Koi-Zucht betreibt und dort auch wohnt. „Eine solche Eventhalle in Steinfurt wäre toll für die ganze Region und für die Stadt. Noch eine Industriebrache will hier doch auch niemand. Außerdem können wir uns hier doch auch alle super ergänzen.“ Lohmann jedenfalls freut sich schon auf die Eventhalle, denn für viele größere Veranstaltungen fände man schließlich keine passende Lokalität, das wäre dann endlich mal anders und würde auch viele Gäste in die Stadt bringen.

Nach Einwänden und Bedenken einiger im Gewerbegebiet ansässigen und teilweise auch wohnenden Unternehmer musste die Verwaltung allerdings das Genehmigungsverfahren demokratisieren. Das heißt, dass jetzt eine umfangreiche Beschlussvorlage zur Bebauungsplanänderung vorgelegt, von allen Ratsvertretern im zuständigen Ausschuss durchgearbeitet und final im Rat zur Abstimmung gebracht werden muss.

Die Anlieger befürchten unter anderem, dass es trotz der geplanten 200 Parkplätze insbesondere bei Messen oder Kongressen unter der Woche zu Engpässen kommen könnte und ihre Zulieferer dann nicht mehr durchkämen. „In unseren Bauanträgen mussten wir außerdem verankern, dass nur werktags von 6 bis 22 Uhr angeliefert und produziert werden darf“, erklären sie. Auch Befürchtungen bezüglich regelmäßiger nächtlicher Ruhestörungen an Wochenenden sowie Verunreinigungen angrenzender Betriebsgelände nach Großveranstaltungen möchten die Anlieger nicht verharmlosen. Ein Anwalt sei beauftragt worden, um sich rechtlich abzusichern, „damit nachher wirklich alle Auflagen erfüllt werden und alles auch schriftlich dokumentiert ist“, so die Aussage aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Auf mündliche Versprechen und Zusagen wolle man sich hier nicht verlassen. „Es wird im Falle einer Genehmigung auch niemand sofort wegziehen – das würde erst bei tatsächlich unzumutbaren Zuständen passieren.“

Mit den beiden Borghorster Jungunternehmern Seyyit Ates und Emre Yetiskin haben wir ein Interview geführt. 

Das Konzept für ein Tagungs- und Eventzentrum im Borghorster Gewerbegebiet Wilmsberg Süd I stößt nicht nur auf Zustimmung seitens der Steinfurter Bürger. „Wir in ...“ sprach mit den beiden 30-jährigen Steinfurter Unternehmern Seyyit Ates und Emre Yetiskin.

Wir in: Was hat Sie bewogen, hier in Steinfurt so viel zu investieren und damit ein großes Risiko einzugehen?

Seyyit Ates: Ich bin in Greven geboren und aufgewachsen. Mit unserer Firma Oknal stellen wir seit 2003 Trockeneis unter anderem für Medizintechnik und Pharmaindustrie her. Der Standort am Schoppenkamp wurde dafür zu klein und wir haben diese Immobilie hier erworben. Die bestehende Halle nutzen wir für unsere Firma Oknal, die große Freifläche ist aber leider noch ungenutzt. Eine Eventhalle fehlt in Steinfurt, also haben wir dieses Konzept erstellt.

Emre Yetiskin: Ich bin in Borghorst geboren und mit meiner Familie in Steinfurt sehr glücklich. Meine Freunde, meine Familie, sie alle leben und arbeiten hier. Seyyit und ich sind beide gerade Väter geworden und wollen für Steinfurt was bewegen, für die Zukunft, für die Stadt und für die Menschen, die hier leben. Und auch mal wieder mehr Möglichkeiten für die Jugend schaffen. Auch an Ferienangebote für Kinder und Jugendliche hatten wir gedacht.

Was wären denn die Vorteile für Steinfurt?

Seyyit Ates: Unser Konzept sieht vor, eine Lokalität für größere Events zu schaffen, Produktpräsentationen, kleinere Messen und Ausstellungen, Volksfeste, Schützenfeste, Karneval zum Beispiel. Da sind ja die Buchenberghalle oder das Martin-Luther-Haus nicht immer ideal. Auch Landjugendfeste können hier gut gefeiert werden und ja, sicher auch private Feste oder Firmenfeiern in größerem Rahmen. Außerdem sind Tagungs- und Seminarräume vorgesehen. Zum einen schaffen wir Arbeitsplätze in Steinfurt, aber auch die hiesigen Zulieferer wie Floristen oder Caterer würden beauftragt.

Emre Yetiskin: Es würden viele Steinfurter Unternehmen, Hotels, Taxiunternehmen und Einzelhandel profitieren und nicht zuletzt die Attraktivität der Kreisstadt Steinfurt stärken.

Eine so große Investition in Zeiten von Corona ausgerechnet in ein Eventzentrum? Ist das nicht etwas sehr mutig?

Seyyit Ates: Das kommt ja noch dazu: In der Eventhalle wird es alle Möglichkeiten geben, die Hygienevorschriften einzuhalten, von getrennten Ein- und Ausgängen über Desinfektionsstationen bis hin zu genügend Platz für ausreichend Abstand, sogar auf der Tanzfläche. Wenn es also zu einer Eröffnung kommt – was wir natürlich hoffen – und Corona dann noch Thema ist, wäre das ein zusätzlicher Pluspunkt für Veranstaltungen in Steinfurt.

Einige Anwohner und Nachbarn hier befürchten Unruhe, Lärm und Verkehrschaos. Können sie das nachvollziehen?

Seyyit Ates: Ja natürlich, man muss immer beide Seiten sehen. Wir können aber die Bedenken guten Gewissens ausräumen, da wir keine Kosten und Mühen in der Planung gescheut haben und sämtliche Gutachten grünes Licht für das Projekt geben. Unser Schall- und Immisionsgutachten, das zudem vom Kreis geprüft wurde, attestiert Unbedenklichkeit von Lärmstörungen. Dazu gehören Parkbewegungen zu sämtlichen Uhrzeiten sowie mehr als hundert Gäste, die lautstark gleichzeitig sprechen zur eventuell „lautesten Nachtstunde“. Das Gelände wird komplett videoüberwacht um dem Sicherheitsbedürfnis der Nachbarn nachzukommen. Mögliche Verunreinigungen durch Veranstaltungsgäste lassen wir natürlich entfernen.
Wir halten alle vorgeschriebenen Auflagen ein. Der Brandschutz ist 100-prozentig gewährleistet ebenso wie Zufahrts- und Fluchtwege. Außerdem haben wir für zusätzliche Parkplätze auch noch ein Nachbargrundstück erworben. Es wird hier kein Chaos geben.

Emre Yetiskin: Für größere Veranstaltungen müssen wir außerdem professionelle Security vor Ort haben. Damit ist auch gewährleistet, dass hier nachts während der Veranstaltungen für Sicherheit und Ordnung gesorgt wird.

Wie geht es denn jetzt weiter? Befürchten Sie, dass die Genehmigung von Seiten der Stadt nicht erteilt werden könnte?

Seyyit Ates: Ja, in der Tat müssen wir das befürchten. Anfangs gab es große Zustimmung aus der Verwaltung, doch seit die Gegenseite einen renommierten Anwalt hinzugezogen hat, ist man im Rathaus mit der Euphorie deutlich vorsichtiger geworden. Was nicht nur schade wäre, sondern ein großer finanzieller Schaden: Immerhin haben wir schon rund 150.000 Euro in Planung, Gutachten und das zusätzliche Grundstück investiert.

Emre Yetiskin: Wir sind immer für jeden ansprechbar, haben auch direkt von Anfang an Gespräche mit den Nachbarn geführt. Streit und Ärger wollen wir hier nicht, aber woanders hin möchten wir auch nicht. Eine vernünftige Einigung ist hoffentlich möglich. Wir möchten Steinfurt stärken und auch unsere Zukunft und die unserer Kinder hier sichern. Ach und noch was: Die Bevölkerung von Steinfurt soll in möglichst viele Bereiche des Projekts einbezogen werden. Daher wird der endgültige Name des Zentrums im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbes gesucht. Dazu müsste das Projekt allerdings erst einmal genehmigt werden.


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