Strickkreis St. Nikomedes verteilte 5.000 Euro

Die Arbeit der verstorbenen Borghorster Ordensfrau Ingried Oletti in den wilden Sielungen von Windhouk / Namibia wird von einheimischen Kräften fortgesetzt. Vorne links eine Feuerstelle an der das Essen zubereitet wird. Foto: Karl Kamer

Steinfurt

Steinfurt. Die Damen in der Lepragruppe St. Nikomedes vermissen in der Coronazeit ihren wöchentlichen Treff in der Familienbildungsstätte.

„Wir stricken alle zu Hause fleißig weiter und warten darauf, dass wir uns bald wieder in der FBS sehen, um mitein­ander zu quatschen, eine Tasse Kaffee trinken und dabei ein leckeres Käsebrötchen essen können“, sagt die Sprecherin Gertrud Oletti.

Die einzige Verbindung in dieser Zeit ist unter den aktiven Seniorinnen und ihren vielen Freunden das Telefon. „Da werden Socken in den passenden Größen und Farben bestellt und Abholtermine abgesprochen. Helga Seichter aus Burgsteinfurt sorgt dafür, dass wir alle ausreichend Wolle haben“, erklärt Gertrud Oletti.
Der große Weihnachtsbasar in der FBS musste ausfallen und Ausweichtermine im ehemaligen Frisörsalon Oldach wurden abgesagt. Kassenwartin Maria Strickmann hat jetzt 5.000 Euro an verschiedene Empfänger überwiesen. Darunter eine Summe die am Weltlepratag 2020 und durch viele Einzelspenden zusammen gekommen war. Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. erhielt 3.000 Euro. Jeweils 500 Euro gingen an das „haus hannah“ in Emsdetten, das Babyhospital Bethlehem, die Missionsschwester Rachel sowie an Sozialprojekte der verstorbenen Borg­horster Ordensfrau Ingried Oletti in Namibia.

Am Welt-Lepra-Tag (31. Januar) wollen sich die Strickfrauen um 10.30 Uhr vor den Bildschirm setzten, um den Gottesdienst zum “Welt-Lepra-Tag 2021” in der Nikomedeskirche unter dem Motto “Zwischen Ohnmacht und Allmacht” gemeinsam mitzufeiern. Die Frauen im Strickkreis wissen, dass über 200.000 Menschen jedes Jahr neu an Lepra erkranken.

Millionen Menschen müssen ein Leben lang unter den Folgen der Erkrankung leiden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Lepra zu den vernach­lässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs): Diese haben gemeinsam, dass sie vor allem die Ärmsten in Ländern des globalen Südens treffen und – obwohl vermeidbar und behandelbar – zu Ausgrenzung, Stigmatisierung, schwersten Behinderungen und (noch größerer) Armut führen können. Ungefähr jeder fünfte Mensch ist von einer NTD betroffen oder bedroht. Dennoch erhalten die „NTDs“ und die Betroffenen kaum Aufmerksamkeit in Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit. In der Folge stehen viel zu wenig Mittel für die dringend notwendige, multisektorale Ursachenbehebung zur Verfügung. COVID-19 ist das alles beherrschende Thema, doch für Milliarden Menschen weltweit ist das nur eine weitere Infektionskrankheit, die sie das Leben kosten kann. Der Welt-Lepra-Tag soll über verschiedene Aspekte von Armutskrankheiten informieren und die vergessenen Menschen sichtbar machen.

Gertrud Oletti war 22 Jahre lang die Sprecherin der Borghorster Lepragruppe. Ihre Arbeit soll jetzt auf mehrere Schultern verteilt werden. Maria Brinkhaus hatte die Gruppe in der Alten- und Rentnergemeinschaft St. Nikomedes vor über 50 Jahre gegründet. Damals begann man mit dem stricken der Lepradecken aus altem Wollgarn und der Fertigung von Reißwickeln aus gebrauchten Bettlaken.


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