Seelsorge braucht Nähe, die Pandemie Distanz

Zu einem digitalen Austausch trafen sich Pfarrer und Gremienvertreter aus dem Kreis Steinfurt mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner

Steinfurt

Kreis Steinfurt (pbm/gun). Die strengen Besuchsregeln in den Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen während des ersten Lockdowns seien die schlimmste Entscheidung in seinem bisherigen politischen Leben gewesen. Das gestand NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann jüngst den Pfarrern und Vertretern der katholischen Gremien aus dem Kreis Steinfurt.

Um sich über die Situation in Kirche und Gesellschaft während der anhaltenden Corona-Fälle im Kreis Steinfurt auszutauschen, trafen sie sich auf Initiative von CDU-Landtagsmitglied Christina Schulze Föcking zu einem digitalen Gespräch.

Gleich zu Beginn brachte Kreisdechant Dr. Jochen Reidegeld die Lage aus Sicht der Pfarreien auf den Punkt: „Seelsorge braucht Nähe, die Pandemie braucht Distanz.“ Dieser Widerspruch erschwere manches Handeln vor Ort. Doch zeigte sich der Kreisdechant optimistisch: „Wir probieren Neues aus, auch wenn es Bewährtes nicht einfach ersetzen kann“, erklärte er und nahm dabei unter anderem die Gottesdienste in den Blick, die in vielen Pfarreien als Hybrid-Angebote ins Internet übertragen werden.

Viel mehr Sorge bereiten Reidegeld die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft: „Die vorher schon Benachteiligten sind besonders stark betroffen“, nannte der Kreisdechant beispielsweise die Alleinerziehenden: „Die Pandemie legt Wunden noch einmal deutlicher offen.“

Der Minister bestätigte die genannten Herausforderungen der Pandemie – und suchte nach einer Lösung für Lockerungen: „Wir müssen an der Test- und Impfstrategie arbeiten“, erklärte Laumann. Das sei klarer Auftrag für die kommenden März-Wochen. Welche Konsequenzen beispielsweise für die Geschäftsöffnungen daraus gezogen werden können – der Minister wollte sich nicht festlegen: „Das Impfen in den Senioreneinrichtungen hat erheblich geholfen“, zeigte er sich auch für andere Bereiche zuversichtlich.

Laumann lobte am Ende die Religionsgemeinschaften in Nordrhein-Westfalen für ihr verantwortungsvolles Vorgehen seit Beginn der Pandemie – ganz ohne staatliche Regulierungen. Die von den Pfarreien erstellten Hygienekonzepte bezeichnete Kreisdechant Reidegeld als „Ausdruck unserer Verantwortung für die Menschen“.


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