Notfallseelsorgeteam sucht Mitarbeiter

Pfarrerin Alexandra Hippchen, Koordinatorin der Notfallseelsorge im Münsterland, und Andreas Naumann-Hinz, Koordinator der Notfallseelsorge im Kreis Coesfeld. Foto: Evangelischer Kirchenkreis

Steinfurt

Kreis Steinfurt. Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger bieten ihre mitmenschliche Begleitung an, um Vertrauen, Sicherheit und Orientierung der in Not geratenen Menschen zu stärken. Sie sind zur Stelle, wenn es darum geht, Menschen in besonderen Situationen zu betreuen. Ihr Einsatz ist gefragt bei Verkehrsunfällen, plötzlichen dramatischen Ereignissen oder beim Überbringen von Todesnachrichten.

Notfallseelsorge lebt vom Engagement Ehrenamtlicher. Im Herbst startet wieder ein Grundlagenkursus für Interessierte. Fast 200 ehrenamtliche Notfallseelsorger sind derzeit im Münsterland im Einsatz.

„Wir sind die erste Hilfe für die Seele und betreuen Menschen, die akut in einer verzweifelten Notlage geraten sind“, erklärt Pfarrerin Alexandra Hippchen aus Münster während eines Video-Pressegesprächs des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Dabei unterstreicht die Koordinatorin der Notfallseelsorge im Münsterland, dass dieser 100 Prozent-Job kein Betreuungsangebot wie beispielsweise in einem Hospiz sei. „Notfallseelsorger überbringen eine schlimme Nachricht wie ein plötzlicher Todesfall im häuslichen Bereich, nach einem Unfall oder einem Suizid. Dabei sind sie Begleiter der Polizei oder des Rettungsdienstes, die darüber dankbar sind, dass die traumatisierten Menschen in guten Händen sind“, ergänzt die evangelische Pfarrerin. Die Schirmherrschaft der Notfallseelsorge hat Landrat Dr. Martin Sommer inne.

Der Grundlagenkurs Notfallseelsorge erstreckt sich über sechs Wochenenden. Aufbauende Themen werden teils überregional, teils in Teamsitzungen unter der Leitung von Fachreferenten bearbeitet. Dazu kommen Angebote zur Einsatznachbesprechung und gegebenenfalls Supervision. „Zum Pflichtprogramm gehört das Hospitieren bei der Feuerwehr und bei der Polizei. Leider ist das im vergangenen Jahr wegen der Corona-Situation in Deutschland zu kurz gekommen und soll unbedingt nachgeholt werden“, betont Diakon Eugen Chrost aus Lengerich. Bei den Bewerberinnen und Bewerbern wird vorausgesetzt, dass sie empathisch, kommunikationsfähig und verlässlich sind.

„Das ist ein 24/7-Job – das ganze Jahr über. Da steht Verantwortungsbewusstsein mit an erster Stelle“, hebt Koordinator der Notfallseelsorge im Kreis Steinfurt hervor.

Die Bewerber sollten zwischen 25 und 63 Jahren alt sein. „Rentner können selbstverständlich auch Notfallseelsorger werden. Aber wir brauchen Menschen die lange dabeibleiben“, so der Katholik weiter.

Prädestiniert seien Leute, die aus sozialen und pflegenden Berufen kommen. Polizisten aus ermittlungstechnischen Gründen und Bestatter seien dazu nicht geeignet. „Wichtig ist, dass die Leute funktionieren“, meint Alexandra Hippchen. Sie müssen darauf achten, dass sie die Situation von außen betrachten und sich nicht zu stark einbinden lassen. „Davon ist man nie ganz frei“, weiß Eugen Chrost.

Pfarrerin Alexandra Hippchen formuliert es drastisch: „Die Situation beginnt oft im Chaos und endet oft im Chaos.“ Nicht nur bei den Betroffenen ist die psychische Belas­tung groß, sondern auch bei den Notfallseelsorgern. Um traumatische Einsätze besser verarbeiten zu können, werden ihnen die Möglichkeit von zeitnaher Supervision und Seelsorge einzeln oder im Team, Fortbildungen zur Stärkung persönlicher Kompetenzen und die Stärkung der sozialen Unterstützung in Teams angeboten. Und: „Wir gehen nicht zu den Beerdigungen“, sagt Alexandra Hippchen.

Diejenigen, die interessiert sind an einer Ausbildung zum Notfallseelsorger, sollten im christlichen Glauben verankert sein.

„Die meis­ten unserer Mitarbeiter sind nicht konfessionsgebunden“, sagt die evangelische Pfarrerin und weist darauf hin, dass auch Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, im Notfallseelsorgeteam mitarbeiten dürfen.
Seit Beginn der Corona-Fälle im Kreis Steinfurt wurden sowohl Präsenz- als auch DistanzKurse Homeschooling angeboten.

„Sowohl während der Ausbildung als auch während der Einsätze sind mittlerweile die Hygieneregeln und der Kontaktbeschränkungen zu Routine geworden. Die Maske gehört halt zu unserem Alltag“, bezieht sich Alexandra Hippchen auf die seit mehr als einem Jahr dauernde besondere Situation.

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Hintergrundinformation

Die Notfallseelsorge wird in den Münsterlandkreisen seit Jahren von der Evangelischen und Katholischen Kirche in ökumenischer Gemeinschaft getragen. Die Verantwortlichen der Notfallseelsorge in der Region sind zusammengeschlossen in der AG Müns­terland.

Neben der Teilnahme an sechs Fortbildungswochenenden, die zwischen Oktober 2021 und Februar 2022 in Münster stattfinden, sind ein Mindestalter von 25 Jahren, psychische Gesundheit, Fahrtüchtigkeit sowie die Bereitschaft, nach der Ausbildung mindestens ein Jahr lang als Notfallseelsorgerin und -seelsorger tätig zu sein, Voraussetzung für den späteren Einsatz. Die Ausbildung ist für die Teilnehmenden kostenlos.

• Zahlen

Im Kreis Steinfurt gab es 2020 insgesamt 131 Einsätze. Davon 40 Prozent häusliche Einsätze, 60 Prozent Überbringung einer Todesnachricht, 15 Prozent Suizid und fünf Prozent Verkehrsunfall


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