Danila hilft gern

Danila Zhuravlev (2.v.l.) aus Moskau unterstützt das DaZ-Team am Gymnasium Borghorst mit Schulleiter Dr. André Wenning, Meike Ohrndorf und Carolin Lammers (v.l.). Barbara Schonschor vom Jugendmigrationsdienst und Fachdienstleiterin Nadine Rath koordinieren die Integrationsarbeit in der ganzen Stadt. Foto: ar

Steinfurt

Steinfurt (ar). Wenn Danila Zhuravlev als Austauschschüler aus Moskau mit seiner Gitarre vor den ukrainischen Flüchtlingskindern Lieder aus ihrer Heimat singt, ist das für den 18-Jährigen sein Beitrag zur Völkerverständigung. 

Die 16 ausländischen Jungen und Mädchen, die derzeit täglich im Borghorster Gymnasium in erster Linie Deutsch büffeln, haben Danila nämlich längst nicht nur als Dolmetscher, sondern auch als ihren Helfer akzeptiert.

Für Carolin Lammers und Meike Ohrndorf, die am GymBo die Klasse Deutsch-als-Zweitsprache, kurz DaZ genannt, leiten, ist der 18-Jährige ein „totaler Glücksfall“. Jeden Montag ist Danila für drei Stunden mit im Unterricht und dolmetscht, vermittelt, erklärt – oder singt ukrainische Lieder.

Die DaZ-Klasse ist offen für alle ausländischen Kinder und Jugendlichen, die das Schicksal nach Steinfurt geführt hat. „Im Augenblick sind das der Mehrzahl Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine“, erzählt Nadine Rath als Fachdienstleiterin für Bildung, Jugend und Sport im Rathaus.

Meike Ohrndorf und Carolin Lammers reagieren darauf mit angepassten Lernangeboten. Das Zweier-Team weiß, was es tut. Bei DaZ verfügt die Schule über große Erfahrung, wie Leiter Dr. André Wenning betont. Als Ende Februar der Krieg begann, da ahnte er schon: „Es kommt was auf uns zu.“ Eine Herausforderung stellt der Zustrom auch für die Stadtverwaltung dar, wie Nadine Rath betont. „An manchen Tagen wurden uns sechs oder sieben Kinder zugewiesen.“ Für sie sind die DaZ-Klassen bestens geeignet.

Danila Zhuravlev ist seit September in Steinfurt – als Austauschschüler am Arnoldinum. Eigentlich müsste der 18-Jährige im Juli zurück nach Moskau. In Absprache mit seiner Familie möchte er aber in Deutschland bleiben und hier eine Ausbildung beginnen.

Dass er im Augenblick ehrenamtlich in der DaZ-Klasse aushilft, daran ist Barbara Schonschor vom Jugendmigrationsdienst nicht ganz unschuldig. „Ich habe Barbara gefragt, ob ich irgendwo helfen kann“, erzählt Danila. Die Integrations-Expertin ließ ihre Kontakte spielen – und wenig später war der Moskauer in der DaZ-Klasse fest eingeplant. Zuvor hatte er schon dann und wann bei der Ausländerbehörde des Kreises Steinfurt als Dolmetscher ausgeholfen.
Der 18-Jährige kann übrigens bei seinen Besuchen im Gymnasium auch eine Menge lernen.

„Ich möchte meine Ukrainisch-Kenntnisse verbessern.“ Niemand weiß, wie lange die Kinder und Jugendlichen aus den Kriegsgebieten in Deutschland bleiben. Dr. André Wenning ist darum auch die langfristige Perspektive wichtig. „Wir müssen eine Parallel-Welt vermeiden.“ Darum sollen die Jungen und Mädchen, sobald sie sprachlich fit sind, in die normalen Klassen des Gymnasiums gehen. Und durch Danila Zhuralevs Engagement haben sie in Sachen Völkerverständigung vielleicht auch das eine oder andere mitgenommen.


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