Sauna, Blockhütten, oder doch Baugrund?

Foto: Simone Friedrichs

Steinfurt

Steinfurt.(sf)Die Steinfurter lieben zwar ihre Bäder, aber das reicht lange nicht aus, um diese auf Dauer zu erhalten.

 

Das Freibad in Burgsteinfurt und das Kombibad in Borg­horst fahren in Summe fast eine Millionen Euro Verlust – pro Jahr! Impulse und Anregungen erhoffen sich Verwaltung, Stadtwerke und Förderverein nun von Dr. Michael Quell, Geschäftsführer der Aquapark Management GmbH. Erste Schlagworte des Fachmannes beim Ortstermin im Burgsteinfurter Freibad waren Sauna, Wärmehalle – oder eine Einigung auf nur ein Bad. 

Die Ansage von Stadtwerke- und StEIn-Geschäftsführer Rolf Echelmeyer im Oktober vergangenen Jahres war klar und unmissverständlich: Das Burgsteinfurter Freibad hält unter den gegebenen Umständen nur noch eine Saison durch. Wenn nicht ein Wunder geschehe, dann sei es 2017 definitiv dicht. Wunder kann auch Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer nicht bewirken, aber sie kann Lösungswege suchen und damit für neue kleine Hoffnungsschimmer sorgen. So hatte sie nach Gesprächen mit Architekten des renommierten Architekturbüros Geising und Böker, das seinerzeit ein Gutachten über das Freibad erstellte, den Kontakt zu Dr. Michael Quell hergestellt, Geschäftsführer der Aquapark Management GmbH und Projektentwickler für Freizeitbäder.

2016 03 s freibad steinfurt Gemeinsam möchten die Verantwortlichen bestenfalls beide Bäder in Steinfurt erhalten: (v.l.) Carsten Reck (Schwimmmeister), Rolf Echelmeyer (Geschäftsführer Stadtwerke), Markus Heerdt (Schwimmmeister), Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer, Achim Schürmann (Vorsitzender Föderverein), Dr. Michael Quell (Projektentwickler) und Dr. Reinhold Dankel (Gesellschaftsvorsitzender der StEIn GmbH)Foto: Simone Friedrichs

Zu einem unverbindlichen Ortstermin besuchte der „Bäderpabst“ Burgsteinfurt am Mittwoch: „Fertige Lösungen gibt es natürlich nicht. Ich kann mir einen Überblick verschaffen, Vorschläge unterbreiten und damit Impulse setzen“, betonte Quell. Rolf Echelmeyer konnte Gutachten liefern und den Ist-Zustand des Bades in Daten und Fakten kurz dokumentieren: „Das 50-Meter-Becken ist unsere Achillesferse: Riesengroß, und mit einem 80 Jahre alten Betonkern sehr wartungsintensiv, vor allem im Winter.“ Aber eben auch wettkampftauglich und damit sehr wertvoll für den Schwimmsport, nicht nur in Steinfurt, sondern in der gesamten Region.

Fünf Vorschläge zur Sanierung des Beckens gebe es, mit mindes­tens zweieinhalb Millionen Euro müsse man rechnen. „Die Stadt hat kein Geld dafür. Ein Antrag auf Mittel aus dem Förderprogramm ‚Sanierung Sport-, Jugend- und Kultureinrichtungen‘ des Bundes ist gestellt“, betont hier die Bürgermeisterin. „Wir haben viele Ideen und Visionen, aber ohne Investoren wird es nicht gehen.“ Das Areal des Freibades ist unumstritten traumhaft. Auch gehe es nicht um den Badebetrieb in den drei bis vier Sommermonaten, den Vereinsbetrieb oder die Frühschwimmer. Vielmehr müsse die Attraktivität im Frühjahr und Herbst gesteigert werden und das bis weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Dazu hatte der Gast aus Münster einige Vorschläge spontan parat: Denkbar wäre eine Saunalandschaft. Und sehr großen Nutzen würde sicherlich eine Wärmehalle bringen – eine loungige Schleuse direkt bis ans oder sogar ins Wasser, wo man sich auch bei kühleren Temperaturen angenehm aufhalten könne.

„Eine Stadt und zwei Bäder – das ist natürlich Luxus. Gibt es die Option, eines der Bäder zu schließen und sich auf einen Standort zu konzentrieren?“ Spontanes Kopfschütteln bei allen Beteiligten – diese Möglichkeit käme wegen der Bipolarität der Stadt nur als letzte Lösung in Frage, schon um Jugendlichen und Senioren ein einfach erreichbares Bad zu erhalten, erklärt Echelmeyer. Und Bögel-Hoy­er betont: „Ein Bad schließen ist die einfachste Lösung. Aber einfach kann ja jeder.“

Dr. Michael Quell wird sich nun Gedanken machen und in den nächsten Tagen mit der Bürgermeisterin telefonieren. „Auch Ideen, Anregungen und Tipps helfen uns weiter. Aber vielleicht kennt er ja sogar jemanden, der noch ein Projekt umsetzen möchte oder ist selber interessiert.“ Denn auch eine Veräußerung der Liegenschaft sei durchaus denkbar: „Für uns ist wichtig, beide Bäder zu erhalten. Aber wir können sie nicht beide bezahlen. Ohne Investoren wird es nicht funktionieren,“ so das Fazit der Bürgemeisterin.

Die StEIn – das ist die Steinfurter Energie- und Infrastruktur GmbH. Dahinter verbirgt sich ein 100-prozentiges Tochter­unternehmen der Stadt, ehemals der Bäderbetrieb. Mit ihr sind die Stadt und die Stadtwerke in der Lage, die Verluste des Bäderbetriebs steuerlich optimal aufzufangen.


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