Burggelände soll wieder erlebbar gemacht werden

Steinfurt

Horstmar. Vor 380 Jahren, in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Horstmarer Burg in Brand gesetzt und fast völlig zerstört. Damit verlor die Stadt den Kernpunkt ihrer Geschichte. Übrig sind nur noch Steinschuttwälle, von Gras überwuchert und mit hohen Bäumen bestanden. Ein schlichtes Schild weist auf die Bedeutung des Hügelgeländes im Norden der Stadt hin. Doch das soll sich bald ändern.

 

„Wir möchten das Gelände der Burg wieder begeh- und erlebbar machen“, kündigt Bürgermeister Robert Wenking an. Eigner des Burggeländes ist der Fürst zu Salm-Horstmar. „Wir haben uns mit dem Fürsten geeinigt und die Fläche für einen günstigen Preis für 40 Jahre gepachtet“, freut sich Wenking. Das exakt 7319 Quadratmeter große Gelände liegt zwischen dem Jubiläumswald und dem ehemaligen Anwesen Sayn-Wittgenstein. Der Pachtvertrag ermöglicht es der Stadt nun, das ehemalige Herzstück der Stadt wieder ins Bewusstsein der Bürger zu rücken. Konkrete Pläne gibt es noch nicht, aber einige Ideen. „Man könnte eine Zuwegung bis zum Plateau in der Mitte des Geländes schaffen und dort Schilder mit Erklärungen zur Geschichte der Burg aufstellen oder einen Rundweg anlegen“, schlägt der Bürgermeister vor. So würde ein „Erlebnispfad Burggelände“ geschaffen. Der wäre nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger interessant, sondern auch für auswärtige Besucher. Doch im Alleingang kann und will die Stadt keine Pläne für das Burggelände umsetzen.

Wie Robert Wenking betont, soll das Projekt „Burggelände“ in enger Kooperation mit dem Heimatverein und dem Stadtmarketingverein HorstmarErleben durchgeführt werden. Und selbstverständlich müssen alle Ideen zunächst im zuständigen Fachausschuss und im Rat diskutiert werden. Da die Burg ein eingetragenes Bodendenkmal ist, wird auch das Amt für Archäologie und Bodendenkmalpflege Münster in die Planung einbezogen.

Mit Blick auf die Kosten hofft der Bürgermeister auf Mittel aus dem LEADER-Projekt zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Chancen sieht er durchaus, denn „die Horstmarer Burg war ja nicht nur für die Stadt wichtig, sondern ist auch ein Stück Regionalgeschichte.“ Für einen Förderantrag würde Wenking gerne ein ganzes Maßnahmenpaket schnüren: „Wir haben ja schon den wunderschönen Kulturpfad, den wir einbringen können, und dazu würde ein Erlebnispfad Burggelände hervorragend passen.“

Als dritte Maßnahme könne ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Horstmar und Bevergern zur vergleichenden Stadtgeschichte den Förderantrag ergänzen. „Horstmar und Bevergern haben sich völlig gegensätzlich entwickelt, was historisch sehr interessant ist. Bevergern wuchs organisch, wie die meisten Städte und Dörfer des Mittelalters, während Horstmar am Reißbrett geplant wurde und einen speziellen Grundriss erhielt“, erläutert Wenking. Wann genau die Burg Horstmar erbaut wurde, ist nicht bekannt. Sie entstand aus einem Schulzenhof, den die Edlen von Horstmar schon um das Jahr 800 befestigten und zum Hauptsitz ihrer Herrschaft ausbauten. 1269 musste Graf Friedrich von Rietberg, Herr zu Horstmar, Burg und Herrschaft an den Bischof von Münster übergeben. Die Bischöfe von Müns­ter bauten die Burg weiter aus, machten sie zu ihrer Sommerresidenz und zum Zentrum des fürstbischöflichen Amtes Horstmar, zu dem 34 Pfarrgemeinden gehörten. Horstmar wurde zu einer bedeutenden Stadt des Münsterlandes.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) brachte das Ende. Mehrfach plünderten marodierende Truppen die Stadt, so auch protestantische hessische Horden 1634. Der hessische Obristenleutnant Carl Rabenhaupt von Sucha befahl am 3. Januar 1635 der Stadt Horstmar, ihre Burg niederzureißen und abzubrennen. Der Überlieferung zufolge haben sich die wackeren Horstmarer Bürger zunächst geweigert und den Befehl erst ausgeführt, als hessische Truppen im Anmarsch waren. Ob nun die Horstmarer selber, anstürmende hessische Truppen oder gar Brandstifter im Auftrag der protestantischen Herren von Steinfurt die Burg in Schutt und Asche legten, bleibt ungewiss. Fest steht aber, dass die Zerstörung der Burg für Horstmar ein historischer Wendepunkt war. Die Fürstbischöfe verlegten ihre Residenz nach Ahaus, Horstmar verlor an Bedeutung und damit setzte auch der wirtschaftliche Niedergang der Stadt ein.


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