Mit Lerchenfenstern und bunten Blumen

Steinfurt

„Auf den Landwirten herumzuhacken und sie für alles Mögliche verantwortlich zu machen, das ist zu einfach!“, schmunzelt Klaus Plugge, Landwirt aus Hembergen.

 

Kreis Steinfurt. „Wir erzeugen hochwertige Lebensmittel, nur den angemessenen Preis dafür will niemand zahlen. Und ja, natürlich müssen wir unsere Felder gegen Ungeziefer und Unkraut spritzen, denn sonst werden die Erträge zu gering!“ Plugge und viele seiner Kollegen wissen natürlich, dass sie mit einfachen Maßnahmen auch viel für den Erhalt der Artenvielfalt und den Naturschutz bewirken können– wie zum Beispiel mit Lerchenfenstern in Getreidefeldern oder mit Blühstreifen.

(sf) Landwirt aus Leidenschaft, das gilt auf jeden Fall für Klaus Plugge aus Hembergen. Wie viele seiner Berufsgenossen hat er allerdings mit unglaublich viel Bürokratie, Preisdumping und mit immensen Auflagen zu kämpfen. „Ginge es nach meiner Überzeugung, wäre ich Biobauer. Aber dafür habe ich zu wenig Fläche, der Aufwand würde sich nicht lohnen.“ Profitgier ist für ihn ein Fremdwort: „Für meine Familie reicht es, die Arbeit muss gemacht werden und macht auch Spaß. Und außerdem ist die Selbstständigkeit ein großer Pluspunkt.“ Auf seinem Hof versucht er, es seinen Schweinen so angenehm wie möglich zu machen: Die Sauen und der Eber leben in Offenstallhaltung auf Stroh und an frischer Luft, so bleiben sie wesentlich gesünder.

Rund 40 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet Klaus Plugge für seinen Hof. Der Anbau von Mais und Getreide dient ausschließlich der Fütterung. Um die Artenvielfalt rund um seine  Felder zu fördern und zu erhalten, hat er zwölf Lerchenfenster angelegt. Lerchenfenster sind Fehlstellen in Getreideschlägen, die durch Anheben der Sämschine während der Aussaat oder durch nachträgliches mechanisches Freistellen hergestellt werden. Sie sollen den Vögeln die Möglichkeit bieten, in den ansonsten zu dichten Pflanzenbeständen zu landen. Ihre Nester legen die Feldlerchen dann im umgebenden Getreide an. Ohne Fenster nutzen sie hierfür häufig die Fahrgassen, die jedoch auch von Katzen, Füchsen oder Mardern genutzt werden. Von den Gelegen der Lerche bleibt dann natürlich nicht mehr viel übrig. Die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft unterstützt das Projekt Lerchenfenster. Konkret besuchte Steffen Hogeback, Landschaftsökologe der Stiftung, nun den Hof Plugge, um dessen Bemühungen um die Lerche mit 100 Euro anzuerkennen. Im gesamten Gebiet der Landwirtschaftskammer Westfalen Lippe gibt es mittlerweile rund 150 Lerchenfenster. „Es dürfen gerne noch mehr werden“, so der Appell von Hogeback an die Landwirte.

Auch Blühstreifen an Acker­rändern bewirken eine ganze Menge. „Was da alles an Insekten herumsummt ist ganz fantastisch“, freut sich Klaus Plugge. Er hat an einigen Feldern je sechs Meter einer speziellen Blühmischung ausgesät und auch Steffen Hogeback und Marlies Grüter vom Landwirtschaftlichen Kreisverband Steinfurt kommen aus dem Staunen gar nicht wieder raus. „Wir müssen alle etwas tun, schließlich leben wir von der Natur“, sagt Klaus Plugge. Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, der passionierte Landwirt ist davon überzeugt, hier mit gutem Beispiel voran zu gehen und hofft, dass auch viele seiner Kollegen in Zukunft mithelfen, mit stetem Tropfen den Stein zu höhlen.


Anzeige