Gift-Eier: Untersuchung wird ausgeweitet

Alles sauber im Kreis Steinfurt: Laut Kreisveterinäramt Steinfurt setzten hiesige Betriebe keine Insektizide in ihren Ställen ein. Foto: Podszun

Überregional

Kreis Steinfurt (hp). Ein Ende des Skandals um mit dem Insektizid „Fipronil“ belastete Eier ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Zahl der betroffenen niederländischen Betriebe wächst, und auch einige deutsche Betriebe haben das mit Fipronil verunreinigte Antimilbenmittel „DEGA 16“ eingesetzt und belastete Eier in den Handel gebracht.

Im Kreis Steinfurt hat anscheinend kein Betrieb das Mittel „DEGA 16“ verwendet, wie eine Befragung der Betriebe durch das Kreisveterinäramt Steinfurt ergab (Stand 7. August). Die Befragung wird allerdings bis zum Ende dieser Woche weiter fortgesetzt, da nun nicht nur Eierproduzenten, sondern auch Hähnchenmastbetriebe um schriftliche Auskunft gebeten werden.

„Ich gehe nicht davon aus, dass im Kreis Steinfurt Betriebe betroffen sind“, erklärt Heiner Junge-Bornholt, der auf seinem Hof in Riesenbeck einige Hundert Legehennen hält.

Zur Bekämpfung von Ungeziefer setzt er auf seinem Hof in den Ställen Siliziumpulver ein, das Ungeziefer wie Milben austrocknet und damit abtötet. „Ich gehe davon auch, dass auch die größeren Betrieb im Kreis Steinfurt das so machen“, vermutet Heiner Junge-Bornholt.

Im Gegensatz zu den niederländischen Betrieben sei hier bei uns die Landwirtschaft noch eher bäuerlich geprägt; solch riesige Betriebe wie dort gebe es in unserer Region nicht. Großbetriebe, in deren Ställe Zehntausende Hühner dicht an dicht gehalten werden, haben naturgemäß seit jeher große Probleme mit Milbenbefall, was die Legeleistung der Tiere stark beeinträchtigt und zu erheblichen finanziellen Verlusten führt. Das mit der Stallreinigung befasste niederländischen Lohnunternehmen „Chickenfriend“ konnte seit etwa 2015 mit durchschlagenden Erfolgen bei der Bekämpfung der Milben aufwarten.


Vorgeblich verwendete es in den niederländischen Betrieben das hauptsächlich aus Eukalyptusöl und Menthol bestehende DEGA-16.

Dem war allerdings illegal das Insektizid Fipronil zugesetzt, wodurch sich der Erfolg des Mittels erklärt. Das belastete DEGA-16 wurde auch an die Betriebe verkauft und vollbrachte wahre Wunder – was sich schnell herumsprach und Chickenfriend volle Auftragsbücher bescherte. Die betroffenen Legebetriebe wollen das Mittel in gutem Glauben eingesetzt und von einer Belastung mit Insektiziden nichts gewusst haben. Dieser fast schon naiv zu nennenden Haltung der Produzenten stehen Deutsche Behörden kopfschüttelnd gegenüber: „Für ein rein pflanzliches Mittel zur Schädlingsbekämpfung war DEGA offensichtlich sehr wirkungsvoll.

Vielleicht hätte zumindest ein Biolandwirt da stutzig werden können“, äußerte sich der baden-württembergische Agrarminister Peter Hauk (CDU) in der Tageszeitung „Die Welt“. Mit Fipronil belastete Eier sind derzeit nicht mehr im Handel. Zurzeit wird intensiv nach Fipronil in Produkten gesucht, die verarbeitete Eier enthalten wie zum Beispiel Mayonnaise, Pasta, Eis, Kekse und nicht zuletzt Geflügelfleisch.

• Warnungen vor entsprechenden Produkten finden Sie im Internet unter der Adresse www.lebensmittelwarnung.de.

Sind Hühner stark von Milben befallen, sinkt ihre Legeleistung erheblich. Niederländische Betriebe setzten im Kampf gegen die Milben verbotenerweise auch Mittel ein, die das Insektizid Fipronil enthielten. Den Tieren auf dem Foto geht es allerdings gut; sie leben auf einem Betrieb im Kreis Steinfurt, auf dem fein gemahlenes Gesteinsmehl erfolgreich gegen Milben verwendet wird. Foto: Podszun


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