Kreis Steinfrut (sf). Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist auf dem Vormarsch. Die aktuelle Entwicklung des Seuchengeschehens in den östlichen Nachbarländern Tschechien und Polen bedroht verstärkt auch die Tierhaltung bei uns in Nordrhein-Westfalen. Die Konsequenzen einer Infektion von Haus- oder Wildschweinen mit dem ASP-Virus wären äußerst schwerwiegend und mit massiven Folgen für die betroffene Landwirtschaft verbunden.
Die Schwarzwildbestände nehmen zu, müssen allerdings zur Verminderung von Wildschäden und des Risikos einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest reduziert werden. Hierzu muss Schwarzwild weiterhin ganzjährig und über mehrere Jahre intensiv bis zu einer deutlichen Entspannung der Situation bejagt werden.
Wie aber sieht es aktuell im Kreis Steinfurt aus? Mit dem Erlass des Umweltministeriums am 4. Januar wurden alle Unteren Jagdbehörden aufgefordert, alle Schonzeiten für Schwarzwild (mit Ausnahme führender Bachen und deren Frischlinge, die noch offensichtlich deren Führung bedürfen) aufzuheben.
Darauf reagierte auch die Untere Jagdbehörde des Kreises Steinfurt mit der entsprechenden Allgemeinverfügung ab sofort bis Ende März 2021. Sinnbringende jagdliche Maßnahmen können zum Beispiel revierübergreifende Drückjagden sein, zum Beispiel und vor allem an den Grenzen zu Niedersachsen, denn rund um den Bentheimer Forst und am Teutoburger Wald gibt es deutlich mehr Wildscheine als im Rest des Kreisgebietes.
Wildschweine sind schlau, schnell, wachsam und robust. Es ist äußerst schwierig, überhaupt in ihre Nähe zu kommen und bedarf viel Erfahrung, sie zu bejagen. Foto: pixabay
Sorge vor der Seuche im Kreis
Aber auch im Steinfurter Bagno sind schon mehrfach Wilsdschweine gesichtet worden: „Und es werden mehr“, sagt Steinfurts Hegeringleiter Dietmar Mikolaiski. „Auch hier wird immer mehr Mais angebaut, im Winter lässt man viel Grün auf den Flächen stehen – gute Bedingungen für Schwarzwild.“ Ob die Seuche durch Bejagung aufzuhalten ist? „Sicher nicht auf Dauer. Die Seuche wird sich langsam und Stück für Stück vorarbeiten, durch Fleisch- und Allesfresser wie zum Beispiel Füchse und Wölfe, durch Aasfresser wie Krähenvögel oder auch Greifvögel“, meint Mikolaiski. „Aber nicht nur das: Gülletransporte zum Beispiel werden dann auch zum großen Problem.“ Rund um Schöppingen, Metelen, Heek oder Alstätte sind Wildschweine gesichtet worden. Es handelt sich dort allerdings nicht um Standwild. Anders als bei Ochtrup, Westerkappeln oder Lienen. „Dort ist auch schon Standwild vor Ort“, bestätigt Johann Prümers, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes.
Am vergangenen Dienstag (30. Januar) trafen sich Vertreter aus Landwirtschaft, Kreisjägerschaft und Veterinäramt unter der Leitung von Kreisveterinär Dr. Christoph Brundiers zum ersten „Runden Tisch ASP“. „Besonders sensibel sind zum Beispiel die Autobahnraststätten entlang der A1, der A30 und der A31. Von Lkw-Fahrern aus Osteuropa achtlos weggeworfene Lebensmittel wie zum Beispiel Wurstbrote sind problematisch. Diese möglicherweise mit dem sehr widerstandsfähigen ASP-Virus kontaminierten Abfälle werden von Wildschweinen gerne aufgenommen. Wir werden jetzt kontrollieren, ob die Rastplätze eingezäunt sind.“
Johann Prümers, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes. Foto: WLV
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Virusinfektion, von der Haus- und Wildschweine betroffen sind. Darüber hinaus kann das Virus über Lederzecken der Gattung Ornithodoros übertragen werden, die insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent und im Mittelmeerraum eine Rolle spielen. ASP ist keine Zoonose und daher für den Menschen ungefährlich. Die ASP kommt in vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara sowie auf Sardinien endemisch vor. Im Jahre 2007 wurde das ASP-Virus (ASPV) aus Afrika nach Georgien eingeschleppt und hat sich seither über mehrere trans-kaukasische Länder nach Russland, Weißrussland und die Ukraine ausgebreitet. Seit Anfang 2014 sind auch die baltischen EU-Mitgliedstaaten und Polen von der ASP betroffen. Derzeit gibt es ausschließlich Meldungen über Fälle bei Wildschweinen; in Litauen, Lettland und Polen gab es jedoch auch Ausbrüche bei Hausschweinen. In Deutschland ist die ASP bisher nicht aufgetreten. Der Erreger der ASP ist ein großes, komplexes DNA-Virus. Es ist bisher der einzige Vertreter der Gattung Asfivirus in der Virusfamilie der Asfarviridae. Die Übertragung des Virus kann sowohl direkt über Tierkontakte als auch indirekt über Vektoren erfolgen. In Afrika wird das Virus von Warzenschweinen über Lederzecken (O. moubata) in die Hausschweinepopulation eingetragen, wo es zur weiteren Verbreitung nicht mehr auf Vektoren angewiesen ist. In mitteleuropäischen Ländern haben Zecken kaum eine Bedeutung für die Verbreitung. Hier ist die direkte Übertragung durch Kontakt zu infizierten Schweinen, tierische Produkte, aber auch über Speiseabfälle möglich. Der Kontakt mit Blut ist der effizienteste Übertragungsweg. Gegen die ASP ist bisher kein Impfstoff vorhanden. |