Der lange Weg zu den Wurzeln

Im indischen Raighar begegnete Isabel Hövels 2017 erstmals ihrer Mutter Gulmat Bai Jatwar (rechts). Foto: privat

Überregional

Münster / Emsdetten (pbm/al). Versöhnliches Ende einer langen Suche und zugleich ein Neubeginn: Nachdem sie als Baby von einem deutschen Ehepaar adoptiert worden war, lernte Isabel Hövels mehr als ein Vierteljahrhundert später ihre leibliche Mutter, Geschwister und Verwandten in Indien kennen.

Und weil an dieser Familienzusammenführung auch Bischof Dr. Felix Genn mitwirkte, hat ihn die 29-Jährige vor kurzem in Münster besucht. Dort überreichte sie dem Bischof ihr Buch „Dhanyavaad Mama: Eine deutsch-indische Adoptionsbiografie“.

Hövels kam in Begleitung ihres Partners Mike Schiffer und ihres Onkels Bernd Litmeyer. Beide hatten sie, ebenso wie ihre ganze deutsche Familie und Verwandtschaft, bei ihrer Suche nach und der Kontaktaufnahme zu ihrer Herkunftsfamilie unterstützt. Das war umso wertvoller, als die Emsdettenerin einen langen Weg gehen musste. „Mein Leben lang habe ich über meine Herkunft nachgedacht“, erzählt sie, „je älter ich wurde, desto wichtiger wurde es mir, alles darüber zu erfahren.“ Mit 18 Jahren reiste Hövels, die in Rheine-Elte in behüteten Verhältnissen aufwuchs, erstmals nach Indien. Nach Schulabschluss und Ausbildung ging sie das Thema erneut an – zunächst ohne Erfolg. Zwar wusste sie, dass sie im Alter von sechs Monaten aus einem Kinderheim der Missionarinnen der Nächstenliebe adoptiert Iswurde.

Doch von der Ordensgemeinschaft erhielt die Friseur-Meisterin und Make-Up-Fachfrau auf ihre Briefe Segenswünsche statt Informatio-nen. „Die Schwestern schrieben, dass ich es doch gut habe und mich damit zufrieden geben solle“, erinnert sie sich. Einmal wurde ihr sogar mitgeteilt, ihre leibliche Mutter sei tot.

Parallel machte sich Bernd Litmeyer mit den damaligen Adoptionsverfahren vertraut. „Es gab eine Vermittlungsstelle, die Kontakt zu kirchlichen und staatlichen Heimen in Indien hielt“, sagt er, „diese ging auf adoptionswillige deutsche Paare zu und fragte, ob sie ein indisches Kind aufnehmen würden.“ Eine Einverständniserklärung der leiblichen Eltern lag nicht vor. Über Litmeyer bestand Kontakt zu Theo Paul, Generalvikar des Bistums Osnabrück. Dieser riet, Bischof Genn einzuschalten. Genn schrieb seinerseits an die Generaloberin der indischen Schwestern, Mary Prema Pierick, die aus dem westfälischen Reken stammt.

Und dann endlich, nur ein paar Wochen später, kam der Brief: ein umfangreiches Schreiben des Ordens, mit Namen und Fotos ihrer leiblichen Familie. „Diesen Tag wird unsere ganze Familie nie vergessen“, sagt Litmeyer. Unverzüglich nahm Isabel Hövels Kontakt zu ihrer in-dischen Familie auf. Wenig später reiste sie mit dem indischen Pater Theo Kindo, der damals in Borghorst arbeitete und als Vermittler und Übersetzer half, und ihrem Freund in ihren Geburtsort Raigarh im Bundesstaat Chattisgarh.

Dort erwartete sie die gesamte Großfamilie inklu-sive Nachbarschaft. „Meine Augen haben meine Mutter gesucht“, schildert sie, „Wir haben uns einfach umarmt und geweint. Sie war sehr glücklich, dass ich so gut aufgewachsen war.“ Ein weiterer Besuch folgte. Zwischendurch hielt und hält die 29-Jährige mit der Unterstützung von Übersetzern und über soziale Medien Kontakt.
Bischof Genn freute sich, „dass ich helfen konnte, dass dieser Kontakt zustande kommt.“

Lesungen in Rheine, Emsdetten und Ochtrup

Über das Erlebte hat sie das Buch geschrieben, das sie als Dank Bischof Genn überreichte. Es ist als gebundene Ausgabe im Buchhandel sowie in gebundener Form, als Taschenbuch und E-Book bei Amazon erhältlich. Hövels stellt es bei Lesungen vor: am 15. März (Freitag) im Rahmen der NRW-„Nacht der Bibliotheken“ NRW in Rheine, am 20. März (Mittwoch) um 19.30 Uhr in der Villa Winkel in der VHS Ochtrup sowie am 27. März (Mittwoch) um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Emsdetten


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