Disziplin beim Sehen

Das HeinrichNeuyBauhausMuseum in Borghorst zeigt ab morgen und bis zum 11. September die Ausstellung „Albert Hennig. Disziplin beim Sehen. Foto - Zeichnung - Malerei - Graphik“. Foto: Veranstalter

Kultur

Borghorst. Das HeinrichNeuy BauhausMuseum in Borghorst zeigt ab morgen und bis zum 11. September die Ausstellung „Albert Hennig. Disziplin beim Sehen. Foto - Zeichnung - Malerei - Graphik“.

Albert Hennig (1907-1998), aus einer Leipziger Arbeiterfamilie stammend, absolvierte nach der Schulzeit zunächst eine Lehre zum Zementfacharbeiter. 1928 begann er im Auftrag der „Kinderfreunde“, einer Organisation der SPD, zu fotografieren und dokumentierte das Leben in den Leipziger Arbeitervierteln. Mit der Serie „Kinder der Straße“, bewarb sich Hennig 1932 am Bauhaus Dessau und erhielt ein Stipendium.

Am Bauhaus besuchte er den Vorkurs, die Grundlehre bei Josef Albers. Hennig erinnerte sich später: „Albers hatte mir eine eiserne Disziplin auferlegt. Eine Disziplin schon beim Sehen, beim gegenständlichen Sehen.“
Prägend für seine Fotografie wird Walter Peterhans. Hennigs fotografische Arbeiten sind dem „Neuen Sehen“ verpflichtet, einer Richtung der Fotografie, für die das Bauhaus wegweisend war. Experimentelle Belichtung und extreme Perspektiven sollten zu einer neuen Sicht auf Mensch und Umwelt führen.

Nach der endgültigen Auflösung des Bauhauses 1933 durch die Nationalsozialisten arbeitslos wurde Albert Hennig von 1935 bis 1945 am Bau dienstverpflichtet. 1945 zog er nach Zwickau und war Gründungsmitglied der Gruppe „Bildende Künstler“ im Kulturbund der Stadt. 1952/53 wurde Hennig Oberreferent für Bildende Kunst in Chemnitz. Aufgrund von Differenzen mit der sozialistischen DDR-Kulturpolitik sah er sich gezwungen, wieder in seinen erlernten Beruf als Betonbauer zurückzukehren, den er von 1953 bis zum Rentenalter 1972 ausübte.

Parallel zur Erwerbsarbeit und insbesondere nach dem Ruhestand entstand ein umfassendes künstlerisches Werk - Aquarelle, Pastelle, Monotypien und Holzschnitte. 1991 erhielt Hennig den Max-Pechstein-Preis der Stadt Zwickau, 1996 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Neben gegenständlichen Arbeiten - Straßenszenen, Marktdarstellungen, Land- und Bauarbeiter, Landschaften - wandte er sich auch der abstrakten Malerei zu. Hennigs Werk zeichnet sich durch das gänzlich Unprätentiöse aus: Nicht die große Geste, das große Format, sondern sachlich-nüchterne Beobachtungen des Alltags mit dem Blick für das Unscheinbare und „Disziplin beim Sehen“- prägen seine Arbeiten.

Zur Eröffnung am morgigen Sonntag, 22. Mai, um 11 Uhr spricht Wolfgang Thöner, Stiftung Bauhaus Dessau.


Anzeige