Andy denkt nach... auch über die WM

Foto: wirin

Fußball

Alles aus...

...das war mein erster Gedanke, als Südkorea das 1:0 gegen unsere Nationalmannschaft schoss. Kein neues Fußballwunder – Deutschland raus aus der WM, und zwar raus ohne Applaus. Verdient. Und hier könnte meine Kolumne enden mit den Worten: Bis in zwei Jahren zur EM!

Aber so einfach geht das nicht. Erstens gucke ich einfach weiter Fußball-WM und zweitens denke ich viel nach über das „Wie“ und „Warum“ des Ausscheidens unseres Teams. Folgende Frage geht seitdem durch meinen Kopf: Wer oder was war schuld an dem Ausscheiden? Die Antwort ist schwer und gleichzeitig ganz einfach: Alles und vieles! Okay, das ist zu allgemein, also formuliere ich es so: Fast alle Spieler waren von ihrer Normalform so weit entfernt, wie ich als Siebtklässler von einem Date mit Madonna.

Begriffe wie „Die Mannschaft“ oder „#ZSMMN“ haben dann begonnen, mich zu stören, als ich verstand, dass dies nur große Marketingvehikel des DFBs sind. Diese Aktionen waren ungefähr so toll geplant wie die Eintrittsgelder bei Länderspielen. Viele Handlungen des DFBs hat die Nationalmannschaft immer mehr von den Fans entfernt.

Das Problem mit dem Erdogan-Foto der Spieler Gündogan und Özil wurde unterschätzt und schlecht gelöst. Die Schuld haben hier verschiedene Seiten. Mesut Özil hat sich praktisch null, Ilkay Gündogan nur halbherzig dazu geäußert. Man kann die beiden Spieler nicht komplett aus ihrer Schuld entlassen, was den Umgang mit der Sache angeht, klar – aber was dann daraus wurde, ist in großen Teilen erschreckend: In den sozialen Medien war der Shitstorm unausweichlich. Nicht einfach Kritik zu ihren Leistungen auf dem Platz – es ging nur noch um das Foto. Schaute man sich die Profile der lautesten Hasskommentierer an, waren solche Aussagen zu finden: „Warum singen die die Hymne nicht mit?“, „Warum ist auf unseren Trikots kein Schwarz-Rot-Gold zu sehen?“, „Warum wurde das National aus Nationalmannschaft gestrichen?“, „Haut ab in die Türkei!“ – und das sind noch die harmlosesten. Der DFB wollte mit einem Basta die Diskussion beenden. Das war ein Eigentor, mit der Hacke ins rechte untere Toreck.

Nicht falsch verstehen, nicht jeder, der Özil und Gündogan kritisiert, ist ein Sympathisant mit Rechtspopulisten. Sonst dürfte ich ja auch nicht mehr vom Herzen sagen, dass wir 2014 trotz und nicht wegen Mesut Özil Weltmeis­ter geworden sind. Aber Rechtspopulisten nutzen dieses Thema für sich aus und das ist erschreckend.

Wie schön waren die Zeiten, als es einfach nur darum ging, dass 22 Männer einem Ball hinterherlaufen.

Ihr fußballverrückter
Andy Besirov


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