Breitmaulnashörner erwarten Nachwuchs Im Zoo Osnabrück

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Tier des Monats

Im Zoo Osnabrück gibt es Grund zur Freude: Erstmals erwarten die Breitmaulnashörner Nachwuchs. Mit Nashornkuh Amalie ist nach vierzig Jahren des Wartens endlich ein Nashorn trächtig.

Voller Freude verkündet Zoopräsident Dr. E.h. Fritz Brickwedde die frohe Nachricht: „Unsere Nashornkuh Amalie ist trächtig. Seit 40 Jahren halten wir jetzt schon Breitmaulnashörner, aber mit dem Nachwuchs wollte es nicht klappen. Im nächsten Frühjahr ist es soweit.“

Seit im Jahr 1979 die ersten Nashörner in den Zoo kamen, warten die Mitarbeiter auf Nachwuchs bei der in ihrem Bestand potenziell gefährdeten Tierart. Zuerst mit dem Nashornbullen Hans-Franz, der bis zu seinem Ableben im Jahr 2015 keinen Nachwuchs bei den Kühen zeugte, und seitdem mit Bulle Migue­lin, der aus einem Zoo in den Niederlanden nach Osnabrück kam. „In der Wildnis sind Nashörner von Wilderei und Landverlust weiterhin bedroht. 18.000 Südliche Breitmaulnashörner gibt es aktuell. Da man nie sagen kann, wie sich die Zahl entwickelt, ist es wichtig, dass in Zoos eine Reservepopulation besteht.

Letztes Jahr kamen europaweit elf Tiere zur Welt“, erklärt Tobias Klumpe. „In den vergangenen Jahren haben wir viel versucht: Verschiedene Gruppenkonstellationen, künstliche Befruchtungen, Futterumstellungen oder ein Umbau des Geheges – ohne Erfolg. Mit Miguelin haben wir sogar einen Bullen geholt, der bereits in anderen Zoos erfolgreich Weibchen befruchtet hat, aber fünf Jahre lang wollte es trotz Verpaarungen nicht klappen“. Vergangenes Jahr hat sich der Biologe mit den Futtermitteln der Nashörner beschäftigt.

Dazu stand er nicht nur im Austausch mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm der European Association of Zoos and Aquaria, sondern hat auch während eines Urlaubs Kollegen im San Diego Zoo besucht. „Wir haben über Nährstoffe im Futter gesprochen und die Einflüsse auf den Hormonhaushalt. Wir hatten unser Futter zwar schon überprüft, haben nach den Gesprächen Anpassungen vorgenommen und wenige Monate später war Amalie trächtig“. Ob es nun am Futter lag, könne man aber nicht ganz sicher sagen, ergänzt er:

„Dafür wissen wir einfach zu wenig, es kann auch Zufall sein. Wir haben unseren Erfolg aber den Kollegen in San Diego mitgeteilt, das stärkt die Datenlage ihrer Forschung.“ Auch wenn die Freude überwiegt, die eigentliche Arbeit wartet noch. Denn mit einem neugeborenen Nashorn hat man noch keine Erfahrungen sammeln können.

„Deswegen stehen wir im engen Kontakt mit anderen Zoos“, verrät Revierleiter Franz Schelshorn. „Sie ist unerfahren zu uns gekommen. Wir sind uns sicher, dass sie das schaffen wird. Unsere Kuh Lia kann hoffentlich auch mit ihrem gelassenen Charakter helfen.“ Aktuell beschäftigen die Pfleger noch andere Dinge:

„Wir müssen Gehegebereiche anpassen, damit das Jungtier sicher seine Umgebung erkunden kann. Im Innenbereich müssen wir die Absperrungen zwischen den Boxen verengen, sonst kommt es zu ungewünschten Besuchen bei Tante Lia.“ Risikofrei ist die Aufzucht nicht. „Für Amalie ist es im Alter von 13 Jahren eine späte Erstgeburt – auch wenn sie in menschlicher Obhut bis zu 50 Jahre alt werden können.

Die Sterblichkeitsrate von Jungtieren bei älteren Erstgebärenden ist höher“, erklärt Klumpe. Zurzeit überwiegt jedoch die Vorfreude. „Es ist was Besonderes, endlich Nachwuchs zu bekommen. Ob Amalie tatsächlich schon rund wird, können Besucher voraussichtlich ab Dezember beobachten. Im November muss der Zoo leider Corona-bedingt geschlossen bleiben. „Wer den Nashörnern was Gutes tun möchte, kann unter www.zoo-osnabrueck.de gerne spenden.