Die Wildbiene

Um den Wildbienen zu helfen, kann man in ein altes Stück Holz (zum Beispiel ein Scheit Kaminholz) Löcher mit verschiedenen Durchmessern bohren. Die Bohrlöcher sollten leicht nach oben weisen, damit kein Regenwasser hineinlaufen kann. Sie sollten möglichst tief sein, dürfen das Holz aber nicht durchstoßen. Die Ränder der Löcher dürfen nicht ausgefranst sein, sondern glatt und ohne Holzssplitter. Dann sucht man sich eine trockene, warme, sonnige Stelle, an der man das Scheit im Frühjahr oder Sommer aufhängt. Schon bald werden wilde Bienen ihre Nester in den Röhren bauen. Auf dem Bild trägt eine Maskenbiene Pollen in eine Niströhre. Links neben ihr erkennt man eine Röhre, die bereits verschlossen wurde. Foto: Podszun

Tier des Monats

(hp). Geschätzt 20.000 bis 30.000 Arten von Wildbienen gibt es auf der Erde; davon leben etwa 550 Arten auch bei uns in Deutschland. Niemand weiß, wie viele Bienenarten es genau gibt, denn viele Arten ähneln einander so sehr, dass selbst Experten sie kaum voneinander unterscheiden können.

Honigbienen werden übrigens nicht zu den Wildbienen gezählt. Das hat aber keinen biologischen Grund, denn alle Bienenarten sind sehr eng miteinander verwandt. Wildbienen sind aber nicht die „wilden“ Vorfahren heute „gezähmter“ Honigbienen, wie man vielleicht denken könnte. Auch Honigbienen sind ihrem ganzen Wesen nach „Wildtiere“, die ohne Pflege der Imker in der Natur überleben könnten. Trotzdem gibt es einige wichtige Unterschiede, die für Laien eine Unterscheidung zwischen „Wild-“ und „Honigbiene“ sinnvoll machen.

So bilden die allermeis­ten Wildbienenarten keine Völker, so wie Honigbienen, sondern leben als so genannte Solitär- oder Einsiedlerbienen. Sie bauen ihre Nester alleine und versorgen ihre Brut ohne die Hilfe anderer Bienen.
Eine Ausnahme hiervon bilden allerdings die Hummeln, die zu den wenigen Wildbienenarten zählen, die in Staaten von einigen Hundert Tieren leben. Das Hummelvolk überdauert allerdings nur einen Sommer; im Herbst stirbt es. Honigbienenvölker können dagegen viele Jahre leben und im Sommer 40.000 bis 80.000 Tiere zählen.

So viele Arten von Wildbienen es gibt, so unterschiedlich bauen sie auch ihre Nester: Einige nisten in Schneckenhäusern, andere graben Röhren in den Erdboden. Wieder andere Arten bevorzugen hohle Pflanzenstängel oder bauen ihr Nest in Fels- und Mauerspalten. Rund ein Viertel der Wildbienenarten baut aber überhaupt gar keine eigenen Nester. Es handelt sich bei diesen Bienen um so genannte Kuckucksbienen, die ihren Namen deswegen tragen, weil sie genau wie ein Kuckuck ihre Eier in fremde Nester legen. Deren Larven töten nach dem Schlüpfen den ursprünglichen Bewohner.

Nachdem ein Wildbienenweibchen eine Brutzelle in seinem Nest angelegt hat, stattet es diese zur Versorgung der Brut mit Pollen und Nektar aus. Dann legt es ein einzelnes Ei in jeweils eine Brutzelle und verschließt diese. Schon nach einigen Tagen schlüpfen die Larven. Nachdem sie sich in ihrer Brutzelle mehrfach gehäutet und alle Pollen und den Nektar aufgezehrt haben, fallen sie in eine Ruhestarre und überstehen so den Winter. Wenn es im Frühjahr wieder wärmer wird, verpuppen sich die Larven. Zwei oder drei Wochen später schlüpft dann eine fertige Wildbiene aus der Puppe und nagt sich ihren Weg aus ihrer Brutzelle hinaus nach draußen.

Nun beginnt das kurze Leben einer Wildbiene: Nur ein bis zwei Monate hat sie Zeit, um sich mit einem Männchen zu paaren und genügend Pollen und Nektar für ihren eigenen Nachwuchs zu sammeln. Die fleißigsten Wildbienenarten besuchen dafür bis zu 5.000 Blüten an einem einzigen Tag.

Bis zu 30 Brutzellen kann eine Wildbiene in ihrem kurzen Leben anlegen, die damit eine nur sehr geringe Fortpflanzungsrate hat. Zum Vergleich: Eine Honigbienenkönigin kann 2.000 bis 3.000 Eier an nur einem Tag legen.

Weil sie so wenige Nachkommen haben und ihr Lebensraum immer kleiner wird, sind viele Wildbienenarten extrem gefährdet. Fast die Hälfte aller in Deutschland lebenden Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.