Der Wisent

Ein Wisent in einem schwedischen Wisentpark bei der Stadt Avesta. Hier leben die Tiere allerdings nicht in freier Wildbahn, sondern in einem eingezäunten großen Gehege. Foto: Calle Eklund / wikipedia

Tier des Monats

(hp) Das größte und schwerste Wildtier, das in Deutschland lebt, ist der Wisent. Ausgewachsene Bullen dieser in Wäldern lebenden Rinderart werden drei Meter lang, 1,90 Meter hoch und mehr als 800 Kilo schwer. Die Kühe sind zwar deutlich kleiner, wiegen immerhin aber auch noch 500 Kilogramm.

Aber keine Sorge: Ihr müsst nicht befürchten, bei eurem nächsten Waldspaziergang solch einem Riesen zu begegnen. Denn in Deutschland leben die Wisente ausschließlich im nord-rhein-westfälischen Rothaargebirge. Dort wurde eine kleine, acht Tiere zählende Herde im April 2013 in einem Privatwald ausgewildert.

Fast ausgestorben: Nur zwölf Wisente überlebten

Vor vielen tausend Jahren einmal lebten zahllose Wisente in den Wäldern ganz Europas. Als die Menschen vor etwa 6.000 Jahren von Jägern und Sammlern zu Bauern wurden, rodeten sie immer mehr der einstmals endlosen Urwälder, um Ackerland zu gewinnen. Damit verloren die Wisente Stück für Stück ihren Lebensraum, bis schließlich vor 1.200 Jahren schon keines dieser Tiere mehr in Spanien, Frankreich, Belgien, Holland, Schweden und auf dem Balkan lebte. Zugleich war die Jagd auf Wisente noch bis vor hundert Jahren ein beliebter Zeitvertreib des herrschenden Adels, was die Zahl dieser Tiere noch schneller schrumpfen ließ.
Vor 500 Jahren schließlich waren diese Tiere auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands gänzlich ausgerottet. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nur noch einige wenige Herden, die in den ausgedehnten Wäldern Osteuropas lebten.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren dann auch diese Restbestände in ihren letzten Rückzugsgebieten von Wilderern und Jägern ausgerottet worden.

Zwölf Tiere allerdings hatten in Zoos und Tiergärten überlebt. In den 1920er und 1930er Jahren wurde damit begonnen, diese Tiere zu vermehren, um die Wisente vor dem Aussterben zu bewahren.
Alle heute lebenden Wisente und damit auch die Tiere, die nun wieder wild im Rothaargbirge leben, stammen von diesen zwölf Überlebenden ab. Insgesamt gibt es heute wieder mehr als 3.500 Wisente in ganz Europa; davon leben mehr als die Hälfte in freier Wildbahn und die anderen Tiere in großen umzäunten Freigehegen.

Der natürliche Lebensraum der Wisente sind die Laub- und Nadelwälder ganz Europas. Hier ernähren sich die Tiere zum Beispiel von Kräutern, jungem Laub, im Herbst auch von Eicheln oder Bucheckern und im Winter fressen die Tiere sogar Baumrinde, wenn sie nichts anderes mehr finden können.

In der Natur haben die Wisente fast keine Feinde. Selbst Wölfe oder Luchse können allenfalls sehr alten, kranken oder geschwächten Wisenten und den jungen Kälbern gefährlich werden. Gesunde Wisente können ihre Angreifer tottrampeln oder auf ihre 30 Zentimeter langen Hörner nehmen.

Die Zucht und Auswilderung der Wisente in ganz Europa macht gute Fortschritte. Auch die Herde im nordrhein-westfälischen Rothaargebirge hat in diesem Jahr schon drei Mal Nachwuchs bekommen. Das jüngste Herdenmitglied wurde am 9. Juli geboren, sodass die Herde dort jetzt zwölf Tiere zählt.

Trotzdem sind die Wisente noch immer vom Aussterben bedroht. Denn da alle Tiere weltweit von nur zwölf Wisenten abstammen, leiden die Tiere oft an Erbkrankheiten und einem schwachen Immunsystem, was sie anfälliger für Krankheiten macht.