Der Riesenkalmar

So stellte sich ein Zeichner den Angriff eines „Riesenkraken“ auf Menschen vor. Bild: Alphonse de Neuville & Édouard Riou

Tier des Monats

(hp) Manch alte Seefahrerlegenden berichten von Riesenkraken, fürchterlichen Seeungeheuern, die so groß sind, dass sie sogar Segelschiffe angreifen können und Seemänner auf den Grund des Meeres ziehen. Noch bis etwa in die 1850er Jahre galten solche Erzählungen von Riesenkraken als „Seemannsgarn“, Geschichten also, die sich Seemänner ausgedacht hatten und die man für reine Fantasie hielt.

Dann wurden von Wissenschaftlern die ersten Hinweise entdeckt, dass es solche „Meeresungeheuer“ tatsächlich geben könnte. Heute wissen wir, dass wahrscheinlich Riesenkalmare die Vorbilder für die Riesenkraken der alten Legenden war. Hierbei macht es einen wichtigen Unterschied, ob wir von Kalmaren oder Kraken sprechen. Beide Tiere sind zwar eng verwandt und zählen zu der Gruppe der Kopffüßer, die manchmal auch einfach als Tintenfische bezeichnet wird. Es gibt aber einen bedeutenden Unterschied: Kalmare haben acht Arme und zwei lange und dünne Tentakel, die sie zum Ergreifen und auch Anlocken von Beute nutzen. Kraken haben hingegen keine Tentakel, sondern nur acht Fangarme. Kraken sind auch bekannt unter ihrem aus der griechischen Sprache stammenden Namen „Octopus“. Dieser Name bedeutet hier so viel wie „Achtfuß“.

Ein weiterer Unterschied zwischen Krake und Kalmar ist die Größe, zu denen sie heranwachsen können: Riesenhafte Größen erreichen nur – wie es der Name ja verrät – die Riesenkalmare.
Zwar gibt es mit dem „Pazifischen Riesenkraken“ tatsächlich auch eine Krakenart, die ebenfalls sehr groß wird, aber tatsächlich nur die halbe Größe eines Riesenkalmares erreicht.

Riesenkalmare leben in allen Meeren der Welt und meist verborgen in Tiefen von 300 bis 1.000 Metern Tiefe.  Die ersten Exemplare, die wissenschaftlich untersucht werden konnten, waren daher keine lebenden, sondern tote Tiere, die zum Beispiel an Stränden angespült wurden.  Wie groß diese Tiere tatsächlich – lebend – werden können, war daher lange umstritten. So maß ein im Jahr 1887 angespültes Tier mitsamt seinen Tentakeln stolze 18 Meter. Die sowieso schon sehr langen Tentakel eines Kalmares sind allerdings sehr dehnbar, insbesondere bei toten Tieren, wenn deren Muskulatur erschlafft ist.
So vermutet man heute, dass die Wissenschaftler damals die Tentakel beim Vermessen zu stark gestreckt hatten. Denn der eigentliche Körper dieses Exemplares, der Teil also, der die Augen, das Gehirn und die inneren Organe beherbergt, der sogenannte „Mantel“, maß nur etwa 1,80 Meter. Heute geht man daher davon aus, dass dieses Tier lebend nur etwa 11 Meter lang war.
Die größte Mantellänge eines Riesenkalmares, die bis heute gemessen wurde, lag bei 2,25 Meter, mit seinen Fangarmen wäre er damit maximal 5 Meter lang, rechnet man die dünnen Tentakel hinzu, kommt er auf eine Länge von bis zu 13 Metern.

Geht ein Kalmar auf Beutefang, streckt er seine an den Enden mit Haken und Saugnäpfen versehenen Tentakel in Richtung seines Opfers – meist Fische – aus, packt es und zieht es in Reichweite der übrigen kürzeren und kräftigen acht Fangarme. Weniger bekannt und kaum erforscht ist der Koloss-Kalmar, der nur in den Meeren der Antarktis lebt. Sein Mantel wird bis zu vier Meter lang und so vermutet man eine Gesamtlänge einschließlich der Tentakel von 15 Metern oder mehr.

Auf dem Bild ein Riesenkalmar im Größenvergleich mit einem Taucher. Foto: Citron / wikipedia / CC BY 3.0