Der Krebs kann mich mal

Der Krebs ist zurück: Kristina Dokters will ein drittes Mal kämpfen. Foto: Bischöfliche Presse-stelle / Gudrun Niewöhner

Gesundheit

Kreis Steinfurt (pbm/gun). Die Emotionen von Kristina Dokters fahren gerade Achterbahn mit Looping: Mal ist da lähmende Machtlosigkeit, dann plötzlich unbändiger Aktionismus. Vor drei Wochen hat die 43-Jährige erfahren, dass der Krebs zurück ist.

Bei einer Nachsorgeuntersuchung haben die Ärzte Metas­tasen in der Lunge entdeckt. Die kommenden Wochen und Monate werden die Hölle, erwartet die Emsdettenerin. Sie hat schon zweimal eine Chemotherapie durchgemacht. Sich für einen dritten Durchgang zu motivieren, sagt sie ehrlich, falle schwer. Doch sie möchte leben.

So lange wie möglich. Dafür gibt es mindes­tens vier gute Gründe: Jannis und Nike, beide zehn Jahre, Linus, sechs Jahre – und Ehemann Stefan. „Leben im Sterben“, das Thema der diesjährigen ökumenischen „Woche für das Leben“, die ab Samstag (17. April) bundesweit stattfindet, bestimmt seit mehr als fünf Jahren den Alltag der Familie. Unterstützung bekommen sie von Evy Billermann vom Hospiz „Haus Hannah“, die immer da ist, wenn sie zum Reden gebraucht wird.

Lange ist Kristina Dokters von Arzt zu Arzt gegangen: „Keiner hat die Ursache für meine Beschwerden gefunden.“ Irgendwann glaubte die Mutter von drei kleinen Kindern selbst, dass sie durch Familienarbeit und den Job als Juristin bei einer Versicherung einfach nur erschöpft sei. 2016 dann schickte ihr Hausarzt sie doch zu einer Darmspiegelung. Das Ergebnis riss der Emsdettenerin den Boden unter den Füßen weg: Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Das ganze Programm folgte: Bestrahlungen, Chemotherapie, zwei große Operationen – und noch eine weitere Chemo.

Der künstliche Darmausgang wurde 2017 wieder entfernt. Die erste Nachsorge war anschließend erfreulich: kein Befund. „Ich habe gedacht, wir haben es geschafft“, erinnert sich die junge Frau an einen Glücksmoment.
Im Sommer 2017 heirateten Kristina und Stefan Dokters ein zweites Mal – dieses Mal kirchlich in St. Pankratius. „Die Familie und Freunde, alle waren gekommen, und wir haben ein wunderbares Fest gefeiert.“ Ein unvergesslicher Tag. Der Krebs war raus aus ihren Köpfen – bis 2019.

„Ich hatte auf einmal Probleme beim Atmen.“ Die Emsdettenerin dachte an Asthma oder eine Bronchitis. Ihr Arzt stellte sie auf den Kopf. Sie musste sofort im Krankenhaus bleiben. Lungenembolie, Lungenentzündung. Und in der Lunge war „etwas, was da nicht hingehört“. Ein brutaler Satz. Dann der nächste Schock: Der Tumor sei inoperabel. Die Ärzte im Universitätsklinikum machten der jungen Frau wenig Hoffnung. Doch ihre Schwägerin wollte die niederschmetternde Diagnose nicht akzeptieren, recherchierte im Internet und fand in Herne einen Spezialisten. Dem schrieb Kristina Dokters einen Brief mit ihrer Krankengeschichte.
Zwei Tage später rief der Chefarzt und Experte für Thoraxchirurgie persönlich an. „Ich mache es.“ Diese drei Worte haben Kristina Dokters aus dem Tief geholt, ihr Hoffnung gegeben: „Ich war auf einmal sicher, dass ich es schaffe. Der Krebs konnte mich mal...“ Die OP war nicht leicht, aber erfolgreich.

Auch beim jetzigen zweiten Befall der Lunge will ihr Arzt eine Operation wagen: „Aber es wird schwieriger.“ Kristina Dokters weiß, wie es um sie steht – mit allen Konsequenzen. „Mein Mann möchte, dass ich bis zum Ende zu Hause bin.“ Darüber haben sie gesprochen. Genauso wie über eine Beerdigung. Die 43-Jährige ist realistisch: „Die Krankheit wird mich nie wieder verlassen.“


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