Herausforderungen der Gesundheitsversorgung

Das Bild zeigt (v.l.) Ramona Riemann, Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V., Monique Bruns, Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V., Dr. Peter Lüttmann, Bürgermeister der Stadt Rheine, Ingo Niehaus, EWG Rheine, Anne Muldbücker, EWG Rheine, und Nicola Grade, Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V. / EWG Rheine. Foto: EWG Rheine

Gesundheit

Rheine. Im ersten virtuellen Workshop der „Gesundheitsregion Münsterland“ in Rheine diskutierten über 30 Teilnehmer auf Einladung des Projektteams die dringenden Herausforderungen der Rheiner Gesundheitsversorgung.

Eine Überalterung der Haus­ärzte und der Fachkräftemangel in vielen Gesundheitsbereichen bei einem gleichzeitig wachsenden Versorgungsbedarf einer älter werdenden Bevölkerung stellen Rheine und viele andere Regionen in Deutschland vor große Herausforderungen. Um auch zukünftig eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Rheine sicherzustellen und zu optimieren, bedarf es neuer Lösungsansätze. Das in Rheine und vier weiteren Modellkommunen im Münsterland zu erreichen, hat sich das EFRE-geförderte Projekt „Plattform Gesundheitsregion Münsterland – Kommunale Versorgungskompetenz stärken“ (KommKom) zum Ziel gesetzt. Vor diesem Hintergrund fand am 15. April der erste von insgesamt drei Workshops der Gesundheitsregion Münsterland in der Modellkommune Rheine statt.

Organisiert hatten die digitale Veranstaltung drei Projektpartner: das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V., die EWG – Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine mbH und die FH Münster. Technische Unterstützung gab es durch die Agentur für Arbeit Rheine. Zahlreiche Akteure aus dem Gesundheitswesen, der Wirtschaft und Verwaltung folgten der Einladung, um sich auszutauschen und gemeinsam die Herausforderungen der Rheinenser Gesundheitsversorgung zu diskutieren.

Gesundheitsversorgung als kommunales Handlungsfeld

„Mit der jetzigen Förderung innerhalb des EFRE-Projekts erhalten wir weiteren Handlungsspielraum, uns als Region strategisch aufzustellen. Mehr als 700.000 Euro beträgt die Fördersumme für das Münsterland. Auf Rheine als Modellkommune mit Projektlabor entfallen davon fast 130.000 Euro, die wir bis Ende 2022 erhalten und die uns vielfältige Chancen eröffnen werden“ – mit diesen Worten hob der Bürgermeister von Rheine Dr. Peter Lüttmann in seinem Begrüßungswort die besondere Rolle der Stadt Rheine hervor und bekräftigte: „Die Workshops, mit denen wir heute starten, sind Inkubatoren für Ideen und Ansätze zu den örtlichen Rahmenbedingungen. Es zählt zu unseren Zukunftsaufgaben, Rheine als Gesundheitsstandort zu stärken und auszubauen.“

Anschließend lieferte Prof. Dr. Rüdiger Ostermann, Leiter des Fachbereichs Gesundheit an der FH Münster, die Diskussionsgrundlage für den nachfolgenden Austausch. In seinem Kurzvortrag hat er wesentlichen Versorgungsindikatoren für die Bereiche Medizin, Pflege, Therapie und weitere der Stadt Rheine aufgezeigt – sowohl für den derzeitigen Status Quo als auch im zeitlichen Verlauf bis 2040. Dabei haben die Ergebnisse der von der FH durchgeführten Datenanalyse unter anderem auf ein Problem bei der Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung hingewiesen: Fast 50 Prozent aller derzeit in Rheine tätigen Hausärzte sind bereits über 60 Jahre alt und gehen kurz- bis mittelfris­tig in den Ruhestand. Hier droht ein allgemeinmedizinischer Versorgungsengpass, wenn nicht rechtzeitig entgegengesteuert wird. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Versorgungsstrukturen in den Bereichen „Therapie“ und „Hebammen“ aufgrund von fehlenden kleinräumigen, öffentlich zugänglichen Daten schlicht nicht darstellbar sind.

Identifizierung regionaler Problemstellungen

Die bereits angerissenen Fragen und Problemstellungen wurden anschließend in vier thematisch unterschiedlichen Kleingruppen (Medizin, Pflege, Therapie, Andere) weiter vertieft. Die engagierten Diskussionen haben weitere Problemfelder auf kommunaler und regionaler Ebene sichtbar gemacht, die im abschließenden Plenum von den vier Gruppen vorgestellt wurden. Dabei reichte das Spektrum von fehlendem, bezahlbarem Wohnraum für Schüler und Auszubildende im Gesundheitswesen über Schwierigkeiten bei der Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund bis hin zum schlechten Image der Pflegeberufe.
Weitere regionale Problemstellungen betrafen beispielsweise die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die unzeitgemäße Aufgabenverteilung zwischen den Gesundheitsberufen oder das vergleichsweise geringe Gehalt in den Bereichen Therapie und Pflege.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Moderatorin und Projektmanagerin Ramona Riemann vom Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V. zeigte sich begeistert von der insgesamt sehr positiven Energie und bedankte sich bei den Teilnehmern und der Agentur für Arbeit Rheine. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es ein sehr interessanter erster Workshop in Rheine war, der viele neue Einblicke ermöglicht und die Basis für eine gute, interdisziplinäre Zusammenarbeit geschaffen hat. Es hat sich gezeigt, dass ein Austausch mit anderen Stakeholdern gewünscht und das Interesse an der Fortsetzung der Workshop-Reihe seitens der Akteure groß ist“, resümierte das Projektteam. Im Fokus des zweiten Workshops, der für Sommer 2021 geplant ist, steht dann die gemeinsame Erarbeitung von Lösungsansätzen und innovativen Marketingtools für die identifizierten Problemstellungen.


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