Was ist die Generalistische Pflegeausbildung?

: Kann die Pflegereform dem Fachkräftemangel entgegenwirken? Foto: privat

Gesundheit

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wurden die bislang getrennten Berufszweige der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege mit der neuen Generalistischen Pflegeausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann 2020 zu einem Ausbildungsberuf zusammengeführt. Mehr Flexibilität und bessere Berufschancen sowie eine kostenfreie Ausbildung – was sich mit der Reform genau geändert hat und wie die Generalistische Pflegeausbildung abläuft, verraten wir hier.

Warum war eine Reform der Pflegeberufe notwendig?

Der anhaltende Fachkräftemangel in der Pflegebranche ist schon lange bekannt. Mit der Pflegeberufereform erhofft sich die Regierung, den Ausbildungsberuf attraktiver zu gestalten und mehr Menschen davon überzeugen zu können, in die Pflege zu gehen. Daher soll die Generalistische Ausbildung eine hochwertige und zeitgemäße Ausbildung, welche den breiten beruflichen Einsatzmöglichkeiten sowie den Entwicklungen in der Gesellschaft sowie dem Gesundheitswesen Rechnung trägt, ermöglichen.

Das ändert sich mit der Neugestaltung der Pflegeausbildung

Die Generalistische Pflegeausbildung ist kostenlos und bietet beste Jobaussichten. Zum Beispiel müssen Auszubildende kein Schulgeld mehr bezahlen und bekommen sogar eine angemessene Ausbildungsvergütung. Deren Höhe richtet sich nach der Einrichtung, in welcher die Ausbildung absolviert wird. Bei staatlichen und kirchlichen Trägern wird üblicherweise nach Tarif bezahlt. Das durchschnittliche Ausbildungsgehalt für angehende Pflegefachleute liegt zwischen 950 bis 1.141 Euro im 1. Ausbildungsjahr; im 2. Ausbildungsjahr ist eine Vergütung von etwa 1.000 bis 1.202 Euro vorgesehen; im 3. Jahr der Ausbildung liegt das Gehalt zwischen 1.100 und 1.303 Euro.

Doch nicht nur in Sachen Finanzierung hat sich einiges geändert: Bei der Generalistischen Pflegeausbildung werden drei bislang getrennte Ausbildungsberufe der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege zu einem Beruf zusammengefügt. In den ersten beiden Jahren der Ausbildung werden den Auszubildenden fachliche Schwerpunkte aus allen drei Disziplinen vermittelt. Sie durchlaufen also alle die gleiche Ausbildung. Danach können die Azubis entscheiden, ob sie ihre Ausbildung nach einem weiteren Jahr als Pflegefachfrau/Pflegefachmann abschließen oder sich spezialisieren möchten. In diesem Fall ist ein gesonderter Abschluss als Alten- oder Kinderkrankenpfleger möglich.

Wer bereits weiß, wohin sein Weg führen soll, sollte die Möglichkeit nutzen, eine Ausbildungsmesse zu besuchen. Diese werden in jeder Region angeboten und sind üblicherweise kostenlos. Ausbildungsmessen bieten viele Vorteile, da sie Ausbilder und Azubis zusammenbringen. Insbesondere im Zusammenhang mit der Reform der Pflegeberufe können offene Fragen geklärt und gleich ein passender Ausbildungsplatz gefunden werden.

Welche Vorteile bietet die Generalistische Pflegeausbildung?

Entscheidet man sich für die Generalistische Pflegeausbildung, profitiert man von Flexibilität und verbesserten Karrierechancen. Dank ihrer interdisziplinären Kenntnisse und Fähigkeiten können Absolventen in jedem Bereich der Pflege eingesetzt werden. Und weil der Abschluss in ganz Europa anerkannt wird, kann man auch im Ausland arbeiten. Darüber hinaus ergeben sich nicht nur bessere Chancen auf dem Jobmarkt, es lockt auch eine allgemeine Erhöhung der Vergütung im Pflegebereich. Positiv hervorzuheben ist auch der Wegfall des Schulgelds sowie die Tatsache, dass nun eine Ausbildungsvergütung gezahlt wird.

Ist man sich während den ersten beiden Ausbildungsjahren nicht sicher, welcher Versorgungsbereich einen am meisten interessiert, muss man sich nicht gleich entscheiden. Während der Ausbildung schnuppert man bei seinen Pflichteinsätzen in mehrere Pflegebereiche rein. Wer sich noch nicht festlegen möchte, verfolgt im dritten Jahr der Ausbildung einfach weiter die Generalistik und macht seinen Abschluss als Pflegefachfrau/Pflegefachmann. Mit diesem ist man später in jedem Pflegebereich einsetzbar. Alternativ dazu kann man sich nach den ersten beiden Ausbildungsjahren spezialisieren und entweder eine Vertiefung als Krankenpfleger oder als Altenpfleger wählen.

Mit der Pflegereform wurde nun auch Zugang zu einem Pflegestudium geschaffen. In einem solchen werden neueste pflegewissenschaftliche Theorien und Inhalte mit Praxiseinsätzen von mehr als 2.100 Stunden kombiniert. Im Gegensatz zum dualen Pflegestudium haben Studenten nun die Möglichkeit, ihren Bachelor-Abschluss zu machen oder an der Hochschule die staatliche Prüfung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann zu absolvieren. Auch nach der Pflegeausbildung kann man sich dafür entscheiden, mit einem Pflegestudium einen höherwertigen Abschluss zu erwerben.

Wer kann eine Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnen?

Neben persönlichen Voraussetzungen wie Geduld und Empathie oder Freude im Umgang mit Menschen gibt es auch formale Voraussetzungen für die Generalistische Pflegeausbildung. Besitzt man einen mittleren Bildungsabschluss (zum Beispiel Realschulabschluss) oder eine vergleichbare, abgeschlossene Schulbildung, erhält man Zugang zur Pflegeausbildung.

Ist man nur in Besitz eines Hauptschulabschlusses, kann man den Umweg über eine Pflegehelfer- bzw. eine Pflegeassistenzausbildung nehmen. Für eine darauf folgende Ausbildung zur Pflegefachkraft kann die Ausbildungszeit angerechnet werden. Auch ein Hauptschulabschluss in Kombination mit einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren ermöglicht den Zugang zur Ausbildung.

Karrierechancen durch Weiterbildungen nutzen

Mit der Generalistischen Pflegeausbildung haben Azubis nicht nur die Wahl, welchen Abschluss sie anstreben. Mit einer entsprechenden Weiterbildung lässt sich auch das spätere Gehalt beeinflussen. Pflegefachleute können vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen. Erfüllt man bestimmte Voraussetzungen, sind Fort- und Weiterbildungen sogar förderbar, etwa mit dem Bildungsgutschein.

Parallel zum Gehalt steigt mit einer Weiterbildung in der Regel auch der Verantwortungsbereich im Job. Bildungsinteressierte haben mehrere Optionen, wie eine Fachweiterbildung bzw. Spezialisierung, eine administrative Weiterbildung oder ein Studium.

Fachweiterbildung/Spezialisierung:

Möchte man sich auf einen bestimmten Bereich innerhalb der Pflege spezialisieren, vertieft und erweitert man sein Fachwissen, um neue Aufgaben übernehmen zu können. Dabei stehen zahlreiche Spezialisierungsgebiete zur Wahl, wie etwa

  • Geriatrie/Gerontologie und Rehabilitation
  • Psychiatrie (Kinder-, Jugend- und Gerontopsychiatrie)
  • Menschen mit Demenzerkrankung
  • Wundmanagement, Verbandstechniken
  • Schmerztherapie
  • Intensivpflege/Anästhesie
  • Prophylaxe
  • Gesundheitsmanagement/Case Management
  • Pflegedokumentation
  • Palliativpflege

Administrative Weiterbildung:

Nach der Ausbildung zur Pflegefachkraft kann man dank administrativer Weiterbildung Aufgaben in organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufgabenbereichen übernehmen. Eine solche Weiterbildung schafft zudem die Voraussetzungen um eine leitende Position zu bekleiden. Folgende Weiterbildungen stehen zur Wahl:

  • Stationsleiter/in
  • Pflegedienstleiter/in
  • Praxisanleite
  • Fachwirt/in Gesundheits- und Sozialwesen
  • Betriebswirt/in Sozialwesen
  • Betriebswirt/in Management im Gesundheitswesen

Studium:

Ob Pflegemanagement, Gerontologie, Humanmedizin oder Public Health – für ausgebildete Pflegefachkräfte gibt es verschiedene Studienoptionen. In bestimmten Fällen ist das auch ohne Abitur möglich, etwa wenn man in einer beruflichen Ausbildungsfortbildung seinen Meister oder eine vergleichbare Qualifikation erworben hat. Ebenso können eine mindestens zweijährige Berufsausbildung sowie eine mindestens dreijährige Berufserfahrung im Gesundheitsbereich zum Studium befähigen.

Erhöhte Nachfrage bei Auszubildenden

Nach zwei Jahren der Generalistischen Pflegeausbildung wird es Zeit für ein Fazit:

Kann die Pflegereform dem Fachkräftemangel entgegenwirken? Feststellen lässt sich, dass die Generalistische Pflegeausbildung gut anzukommen scheint. Die Bildungsakademie für Gesundheitsberufe verzeichnet für Nordrhein-Westfalen eine verstärkte Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in der Pflege. Im Jahr 2020 haben sich 15.837 Menschen für eine Ausbildung in der Pflege entschieden. Das sind gut 10 % mehr als im Jahr davor.


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