Illegale Wege auf Wander-Apps | Bodenbrüter stark gefährdet

Immer wieder ist zu beobachten, dass Ausflügler Wege in Naturschutzgebieten verlassen und illegale Pfade nutzen. Foto: Biologische Station Kreis Steinfurt, Peter Schwartze

Klima & Umwelt

Kreis Steinfurt. Die Entwicklung zeigt sich schon seit einiger Zeit und hat sich während der Corona-Pandemie verstärkt: Der Respekt der Menschen vor der Natur schwindet. Viele halten sich nicht an die einfachsten Regeln, verlassen in Naturschutzgebieten die Wege und zertrampeln Pflanzen, lassen ihren Müll liegen und die Hunde frei laufen.

Zum Leidwesen derer, die die Natur schätzen und schützen.

„Das Problem ist kreisweit festzustellen. Vor allem Gebiete mit Still- und Fließgewässern sind betroffen. Die sind bei Wanderern, Spaziergängern und Ausflüglern besonders beliebt“, sagt Esther Susewind von der unteren Naturschutzbehörde. In der Emsaue ist das Verhalten teils unvorstellbar, sagt die Landschaftsökologin: „Vermehrt haben unsere Ranger beobachtet, dass Leute sogar mit dem Auto über gemähte Flächen bis an die Ems oder Aa fahren, um dort zu grillen oder auch zu zelten. Für all diese Verhaltensweisen können Bußgelder fällig werden, weil sie illegal sind.“

Auch die Nutzung von Wander-Apps ist zum Problem geworden, sagt Susewind: „Teilweise geben App-Anbieter illegale Pfade als offizielle Wanderwege durch das jeweilige Naturschutzgebiet an. Das gilt unter anderem für das Naturschutzgebiet ‚Steinbruch im Kleefeld‘, also am sogenannten Canyon in Lengerich. Ausflügler folgen vertrauensvoll dem digitalen Wegweiser und nehmen gar nicht wahr, dass sie illegale Pfade nutzen und dabei Naturschutzflächen betreten.“ Dagegen sollen künftig unter anderem analoge Mittel helfen. Der Kreis stellt, in der Hoffnung auf Einsicht und Beachtung, zurzeit mehr Hinweisschilder auf, die den Menschen den richtigen Weg zeigen.

Mehr Einsicht sei auch von vielen Hundebesitzern wünschenswert. Sie lassen ihre Vierbeiner in Naturschutzgebieten freilaufen, ohne über die Folgen für die dort lebenden Tiere nachzudenken, erklärt Robert Tüllinghoff, stellvertretender fachlicher Leiter der Biologischen Station Kreis Steinfurt. „Dabei kommt es gar nicht auf die Größe oder Rasse an. Jeder Hund hat einen Jagdtrieb, sodass diese nicht nur Vögel verscheucht, sondern auch Gelege zerstört werden können. „Wenn die Vögel zu oft gestört werden, geben sie die Brut auf und meiden solche Gebiete schließlich dauerhaft.“

Paradox ist das respektlose Verhalten, meint Daniel Middendorf, einer der drei hauptamtlichen Ranger des Kreises: „Die Menschen kommen in die Naturschutzgebiete, weil sie die Natur erleben wollen – zerstören sie aber gleichzeitig unbewusst oder bewusst durch unachtsames oder respektloses Verhalten.“ Durch freundliche Hinweise erreicht man zwar oft Verständnis, er und seine Kollegen haben aber auch andere Erfahrungen gemacht: „Der Anteil der uneinsichtigen Leute nimmt zu, die sich nicht an die geltenden Regeln halten wollen.“

Konsequenz bei weiterhin respektlosem Verhalten könnte sein, dass die Möglichkeiten zum Betreten in sensiblen Bereichen künftig konsequenter eingeschränkt werden müssen, notfalls auch durch Absperrungen. Jeder kann dazu beitragen, dass es künftig nicht so kommt. Ranger Middendorf bringt es auf den Punkt: „Naturschutzflächen nicht betreten, Hunde anleinen, keinen Müll hinterlassen, keine Feuer anzünden.“


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