Cannabis-Tourismus in den Niederlanden - Coffeeshop-Verbot für Touristen in Amsterdam

Amsterdam das gleiche Schicksal wie Venedig drohen könnte

Lifestyle

Die Hauptstadt der Niederlande besitzt ein einzigartiges Flair! Neben dem reichhaltigen Kulturangebot sind es vor allem die romantischen Grachten, die vor einer Kulisse prachtvoller Handelshäuser zu einer Bootsfahrt einladen. Gerade im Frühling zeigen sich die Tulpen, ohne die Amsterdam nie zu seiner Bedeutung gefunden hätte, in ihrer vollen Pracht.

Von März bis Mai verwandeln sie die alte Handelsstadt und ihr Umland in ein buntes Meer berauschender Farben. Jährlich besuchen ca. 10 Millionen Touristen aus nah und fern das Spektakel.

Die Rembrandt-Stadt hat noch weitaus mehr zu bieten. Entwickelte sich hier doch ein Menschenschlag, der sich durch Lässigkeit, Offenheit und Toleranz auszeichnet. So konnte sich eine ausgeprägte und fortschrittliche Cannabiskultur entwickeln. Zahlreiche Kurzzeittouristen aus Belgien und vor allem Großbritannien planen auf einer Reise den Besuch von Coffeeshops in Amsterdam ein. Auch aus unserer Region machen sich jährlich mehrere Tausende auf den Weg. Amsterdam ist vom Ruhrgebiet und vom Münsterland aus in 2 Autostunden bequem zu erreichen. Doch damit könnte bald Schluss sein!

Aus für die Kiffer-Hauptstadt?

Die auf das Stadtgebiet verteilten 166 Coffeeshops brachten Amsterdam den Beinamen der Kiffer-Hauptstadt Europas ein. In diesen Etablissements wird zwar auch Kaffee ausgeschenkt, jedoch kein Alkohol. Das Hauptgeschäft ist die geduldete Abgabe von Marihuana.

Jeder Volljährige über 18 Jahren kann bis zu fünf Gramm dieses bewusstseinserweiternden Genussmittels kaufen, ohne sich vor Restriktionen der Staatsmacht fürchten zu müssen. Die Tradition stammt aus den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Stadt Amsterdam wurde damals von einer Welle harter Drogen überschwemmt und änderte zum Schutz der Jugendlichen ihre strikte Drogenpolitik. Mit dem Amsterdamer-Modell der Duldung ging eine Klassifizierung des Marihuanas als weiche Droge einher. Über die Coffeeshops wird die Abgabe geregelt und in überschaubare Bahnen gelenkt.

Amsterdam droht Overtourism

Die vielen Millionen Touristen, welche Amsterdam aus den verschiedensten Gründen besuchen, verursachen natürlich auch Probleme. Diese treiben der Stadtführung unter der Links-Grünen Bürgermeisterin Femke Halsema die Sorgenfalten auf die Stirn. Im Rathaus ist man der Ansicht, dass Amsterdam das gleiche Schicksal wie Venedig drohen könnte und vom Massentourismus überrollt wird.

Wietpas für Einheimische

Und so hat man sich auf die Cannabis-Touristen eingeschossen. Angeblich würden sie betrunken und bekifft lautstark die Altstadt bevölkern und die Lebensqualität der Einheimischen empfindlich stören. Deshalb sollen sie zukünftig aus Amsterdam rausgehalten werden.

Die schon in weiten Teilen des Landes gängige Praxis, nur in den Niederlanden wohnenden Personen den Zutritt in die Coffeeshops zu erlauben, soll nun auch in der Hauptstadt eingeführt werden. Jeder Erwachsene, der im Königreich ansässig ist, wird mit einem sogenannten Wietpas ausgestattet, Touristen gehen leer aus. Nur mit diesem Dokument ist der Zutritt in die Coffeeshops gestattet.

Breite Front der Gegner

Der Vorstoß der Bürgermeisterin kommt etwas überraschend, zumal es zu erwarten ist, dass aufgrund der Pandemie dieses Jahr weitaus weniger Touristen Amsterdam besuchen werden. Zudem leben viele Amsterdamer gerade von diesen Besuchern. Sprecher von Gastronomie und Hotellerie haben schon ihren Widerstand bekundet, sie befürchten weitere Umsatzausfälle.

Auch der BCD (Bond von Cannabis Detaillisten), der mächtige Verband der Coffeeshops, hat sich eindeutig gegen den Aufruf Halsemas positioniert. Er sieht die Gefahr eines Wiederaufflammens der Kleinkriminalität gegeben, da der Konsument dann illegal sein Dope kaufen müsse. Unterstützt wird der Verband von den örtlichen Drogenberatungsstellen. Es wurde eine öffentlichkeitswirksame Kampagne gestartet mit dem Slogan “Tut das unserer Stadt nicht an”. Dieser wird damit begründet, dass die Coffeeshops nicht das Problem seien, sondern ein wichtiger Verbündeter gegen den illegalen Drogenhandel.

Entscheidung noch in diesem Jahr

Der Vorschlag muss noch vom Stadtrat abgenickt werden. Der Ausgang ist derzeit völlig offen. Die Einwohner Amsterdams zumindest scheinen gegenüber den Wünschen ihrer Bürgermeisterin nicht ganz so aufgeschlossen zu sein, wie sie sich das wünscht.

Bei den niederländischen Parlamentswahlen Ende März 2021 verzeichnete Links-Groen herbe Verluste, in Amsterdam selbst halbierten sich nahezu die Wählerstimmen.


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