Beim Umgang mit dem Thema BDSM kommen oft verschiedene Vorurteile zum Tragen. Etwa, dass alle Fans dieses erotischen Lebensgefühls ignorante Schlägerinnen oder Schläger seien, die ihre Gegenüber versklaven, zum Lachen in den Keller gehen und sich lediglich schwarz kleiden würden. Doch stimmt das wirklich?
Schauen wir uns drei Thesen etwas differenzierter an.
Beim BDSM gehört brutale Schlägerei zum guten Ton
Der Ausdruck BDSM stellt einen Sammelbegriff dar, der sich wiederum aus den Unterkategorien „Bondage and Discipline“ (Fesseln und Disziplin), „Dominance and Submission“ (Dominanz und Unterwerfung) sowie „Sadomasochism“ (Sadismus und Masochismus) zusammensetzt. Der Clou dabei: Jeder kann die einzelnen Aspekte in seine persönliche Beziehung ganz unterschiedlich einbringen. Alle einzelnen Komponenten lassen sich nämlich miteinander verbinden – ohne dass zwangsweise alles im kompletten Umfang ausgespielt werden muss. Man denke etwa an erotische Stunden mit einem Strapon, der sich in viele verschiedene Session-Varianten einbauen lässt.
Vorab werden jedoch klare Absprachen getroffen, was komplett ausgeschlossen wird, Stichwort Safeword. Verschiebungen in der Tabu-Liste sind dank einer beim BDSM angestrebten offenen und vertrauensvollen Kommunikation idealerweise immer möglich. Zudem ist es die Aufgabe des aktiven Parts, jederzeit darauf zu achten, dass die in der Session wie auch immer untergeordnete Person keinen psychischen und physischen Schaden erleidet. Ergänzend ist im Zuge der Aftercare auch ein offenes Ohr für die Empfindungen des Gegenübers von Relevanz. Also etwas, was im Gegensatz zu einer brutalen Schlägerei und dem Sich-Selbst-Überlassen des Opfers stehen dürfte.
Eine BDSM-Beziehung entspricht einer modernen Form der Sklaverei
Ja, die Protagonistin in Die Geschichte der O sieht sich selbst als Sklavin. Und ja, Sklavenverträge erfreuen sich im Zusammenhang von Dominanz-und-Submission-Verbindungen durchaus einer gewissen Popularität. Allerdings sind sie rechtlich nicht haltbar. Denn auch wenn es sich um eine schriftliche Zustimmung zu Körperverletzungen handelt, gilt, dass diese zu jedem (späteren) Zeitpunkt widerrufbar ist. Sogar mündlich. Gleichzeitig ist es nach der deutschen Gesetzgebung nicht möglich, rechtlich auf das Widerrufsrecht zu verzichten.
Dennoch steht es allen an einer BDSM-Beziehung Beteiligten selbstverständlich frei, ihr Machtgefälle individuell auszugestalten und die Bezeichnungen dafür frei zu wählen. So wählt vielleicht ein Paar die Anreden „Herrin“ und „Sklave“, während sich ein anderes für „Lady“ und „Diener“ entscheidet – oder etwas ganz anderes aussucht. Der Haken an der Sache, der es jedoch gleichzeitig spannend macht: Viele Begrifflichkeiten sind nicht eindeutig definiert, weshalb zwei Personen von der gleichen Sache sprechen und dennoch aneinander vorbeireden können. Umso wichtiger, aufmerksam zuzuhören und bei Bedarf nachzufragen.
Bunte Farben? Fehlanzeige!
Von wegen. Selbstverständlich dürfen die dazugehörigen Outfits ähnlich bunt und ausgefallen sein wie jene, die beim Festival der Travestie von den Kreativen gewählt werden. Zwar begeistern sich viele Fans von Dominanz und Submission, Bondage und Sadomasochismus für Lack, Leder und Latex. Es ist jedoch in keinem goldenen (oder schwarzen) Buch des BDSM festgelegt, dass ein diesbezüglicher Zwang herrscht. Ganz davon abgesehen, dass sich Lack-, Leder- und Latexkleidung auch ohne einen expliziten BDSM-Hintergrund tragen lässt. Fazit? Es ist tatsächlich etwas dran an der Idee, dass die Welt genauso bunt ist und sein darf, wie sie einem persönlich gefällt. Eine Gelegenheit, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte!