Hanf – zu Unrecht verteufelt?

Der Anbau von Nutzhanf wird in der Regel nur Landwirten auf Antrag genehmigt. Screen: wirin

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In den Gärten und Parkanlagen begegnen uns viele Pflanzen, darunter auch zahlreiche exotische Sträucher und Bäume. Wir finden Ginkgos, Rhododendren und Hortensien, Elefantengras, Wilden Wein und Trompetenblumen, aber keinen Hanf.

Dabei handelt es sich beim Cannabis um eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Auch in Deutschland spielte einst der Hanf eine wichtige Rolle. Inzwischen ist der Anbau nur unter strengen Auflagen möglich.

Einst ein begehrter Rohstoff

Das, was am Timmermanufer an der Emssaga-Wiese in Rheine passierte, ist ärgerlich. Unbekannte hatten junge Obstbäume zerstört und so großen Schaden angerichtet. Doch die Obstbäume lassen sich schnell wieder ersetzen, denn es handelt sich dabei um beliebte Nutzgehölze, die es in jeder Baumschule in Hülle und Fülle zu kaufen gibt. Beim Hanf sieht das anders aus.

Die wichtige Rohstoffpflanze wurde bereits vor etwa 12 000 Jahren in China und Persien angebaut. Die Menschen aßen die Hanfsamen und fertigten aus den Fasern Kleider an. Die Chinesen nutzten den Hanf auch zur Papierherstellung. Im 13. Jahrhundert setzte sich diese Tradition in Europa fort. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war Hanf die weltweit am häufigsten angebaute Kulturpflanze. Auch als Heilpflanze fand Cannabis Verwendung, zum Beispiel bei Gicht und Verwundung. Mit Segeltüchern aus Hanffasern waren die Schiffe ausgestattet, mit denen Kolumbus gegen Ende des 15. Jahrhunderts nach Amerika segelte.

Später unterzeichnete man die amerikanische Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1776 auf Hanfpapier und Levi Strauss produzierte im Jahr 1870 seine erste Jeans aus Hanffasern. Im Zuge der Industrialisierung schwand das Interesse an der vielseitig nutzbaren Pflanze. Es gab nun Rohstoffe, die sich besser maschinell verarbeiten ließen. Baumwolle war billig und einfacher zu handhaben. Außerdem kam von Indien die Jutefaser nach Europa und Papier fertigte man fortan aus Holz.

Im Jahr 1938 schien endlich ein Ausweg in Sicht. Man erfand eine vollautomatische Hanfschälmaschine. Die US-amerikanische Industriellenelite sah das mit Argwohn und Vertreter der Pharma- und Baumwollindustrie erwirkten schließlich eine Hanfsteuer und letztendlich ein Anbauverbot für Cannabis in den USA.

Die Situation heute

Noch immer lastet dem Hanf der Hauch des Verbotenen an. Vielleicht genießt Cannabis auch gerade deshalb Kultstatus, was die Nachfrage nach Autoflowering Samen ansteigen lässt. Allerdings ist der Anbau Privatleuten in Deutschland streng verboten, während Menschen in Luxemburg den Hanf zur Eigennutzung völlig legal anbauen dürfen. Lediglich der Besitz von Kleinstmengen wird in vielen Bundesländern toleriert, wobei in der Regel bereits eine Einzelpflanze so viel Stoff liefert, dass sie die Toleranzgrenze übersteigt. In Deutschland kann man nur mit einer Ausnahmegenehmigung legal Cannabis anbauen, und zwar lediglich Medizinal- oder Nutzhanf mit geringem THC-Gehalt.

Die Ausnahmegenehmigung ist beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zu beantragen. Der Anbau von Nutzhanf wird in der Regel nur Landwirten auf Antrag genehmigt. Viele sehen durch die baldige Legalisierung des Cannabiskonsums eine neue Chance für die Landwirtschaft. Diese dürften dann den gewerblichen Hanfanbau mit Saatgut betreiben, das nach EU-Recht extra zertifiziert ist. Das Anpflanzen dürfte auch in unseren Breitengraden kein Problem darstellen. Sollte es zur geplanten Legalisierung kommen, dann erwerben Volljährige Cannabisprodukte in speziell lizenzierten Verkaufsstellen völlig legal.

Fazit: Hanf ist eine verkannte Pflanze, die nicht nur Rauschzustände erzeugt, sondern sich auch pharmakologisch und für andere Zwecke gut nutzen lässt. Die vermutlich bevorstehende Legalisierung könnte auch den Anbau auf deutschen Landwirtschaftsflächen fördern.


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