Eschendorfer Aue: Erfolgsmodell Konversion

Neben der bereits bestehenden Kita wurde ein zweiter Kindergarten errichtet, der voraussichtlich Ende des Jahres in Betrieb gehen soll. Foto: Stadtpressestelle Rheine

Bauen & Wohnen

Rheine. Im September 2017 wurde die ehemalige General Wever-Kaserne (GWK) und heutige „Eschendorfer Aue“ von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) an die Stadt Rheine übergeben. Fünf Jahre später steht der letzte Bauabschnitt kurz vor der Vermarktung.

Was ist in den vergangenen fünf Jahren passiert?

Im Oktober 2017, sechs Wochen nach Übernahme der GWK durch die Stadt, rollten die ersten Bagger und der Rückbau des 5,8 Hektar großen Ostteils begann. Neben massiven Betonrampen und einer fast vollständigen Versiegelung der Fläche waren auch sämtliche Gebäude zurückzubauen. „Durch den Einsatz der städtischen Vermessungsdrohne konnten wir aus der Luft die verschiedenen Boden- und Abbruchmassen genau bestimmen und für die Abrechnung ermitteln“, erklärt Projektleiter Mark Dieckmann.

Parallel dazu wurden der Bebauungsplan „Ostteil“ und die Neuerschließung ge­plant. Nachdem der Rückbau nach nur sechs Monaten, im April 2018, abgeschlossen war, konnte auch schon die Neuerschließung beginnen. Somit erfolgte die Vermarktung der ersten zirka 80 Baugrundstücke schon 14 Monate nach der Übernahme der Liegenschaft. Der „Run“ auf die ersten Grundstücke des begehrtesten Baugebietes in Rheine und Umgebung war enorm. Es standen mehr als 600 Bauwillige auf der Interessentenliste des städtischen Liegenschaftsamtes. Die Verkaufspreise für die geförderten Grundstücke starteten bei 109,50 Euro pro Qudratmeter (plus Erschließungskosten von rund 26 Euro je Quadratmeter). „Die Entwicklung der Eschendorfer Aue durch die Stadt war die richtige Entscheidung für die Bürgerinnen und Bürger. Das hat sich preisdämpfend auf die Grundstückspreise ausgewirkt und so ist bezahlbares Bauland für junge Familien entstanden. Die ersten Bauherren starteten bereits Anfang 2019. Mittlerweile ist der Ostteil vollständig bebaut und der Straßenendausbau steht unmittelbar bevor“, erklärt Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann.

Im Januar 2019 begann im rund 26 Hektar großen Westteil der Abbruch. Insgesamt ist auf dem Gelände eine Baumasse im Umfang von zirka 300 normalen Einfamilienhäusern zurückgebaut worden. Vor allem die 24 massiven Luftschutzbunker, für rund 2.000 Soldaten vorgesehen, waren auch für die größeren Bagger eine Herausforderung. „Vorteil war, dass wir diesen hochwertigen Betonbruch vor Ort so aufbereitet haben, dass das Material fast vollständig für die neuen Straßen verwendet werden konnte. Das hat nicht nur zu einer enormen Kostenersparnis geführt, da für die neuen Straßen kein Natursteinschotter angeliefert werden musste, sondern auch viele 1.000 Lkw-Fahrten eingespart“, so Dieckmann weiter.

Parallel zum Rückbau startete im Sommer 2019 die Renaturierung des zirka einen Kilometer langen ehemaligen verrohrten Gewässers 1.100. Dazu wurden rund 14.000 Kubikmeter Boden bewegt. Durch ein ausgeklügeltes Bodenmanagement konnte das Ziel erreicht werden, den gesamten Bodenaushub und die notwendigen Bodenbewegungen auf dem Gelände zu halten. Im Herbst 2019 stand die Entschlammung des vorhandenen Teiches an. Hier wurden mehrere 1.000 Tonnen Schlamm herausgeholt. Somit kann der Teich, neben der Aufnahme von Regenwasser, auch der Naherholung und der Verbesserung des Mikroklimas dienen.
Nach Vermarktung des Ostteils im Herbst 2018 konnte, nach erfolgter Neuerschließung im Sommer 2019, der erste Bauabschnitt im Westteil mit etwa 40 Mehrfamilienhausgrundstücken dann im Herbst 2019 vermarktet werden. Die Rückbauarbeiten des Westteils endeten im Sommer 2020 und der II. Bauabschnitt im Westteil startete im Herbst 2020.

In der Spitzenzeit des Projektes, im Sommer 2019, arbeiteten im Abbruch, bei den Renaturierungsarbeiten und der Neuerschließung zeitweise 17 Bagger und zirka 85 Menschen auf der Baustelle. „Wenn ich länger als drei Tage nicht auf der Baustelle war, habe ich diese kaum wiedererkannt“, schmunzelt Mark Dieckmann

In dieser Systematik wurde im Frühjahr / Sommer 2021 der III. Bauabschnitt erschlossen und im Herbst 2021 vermarktet. Nun steht, nach Fertigstellung der Erschließung des IV. Bauabschnittes 2022, Ende 2022 die Vermarktung des letzten Bauabschnitts an.

„Wir haben unser Versprechen, jedes Jahr einen Bauabschnitt fertigzustellen, eingehalten. Insgesamt entstanden und entstehen in der Eschendorfer Aue fast 300 Einfamilienhäuser und über 50 Mehrfamilienhäuser – Wohnraum für etwa 1.600 Menschen“, ergänzt Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann.

Auch auf veränderte Anforderungen und Bedingungen musste immer wieder reagiert werden: Abweichend von der ursprünglichen Planung, ist in der Eschendorfer Aue mittlerweile ein zweiter fünfgruppiger Kindergarten errichtet worden, der voraussichtlich noch 2022 in Betrieb geht. Ein großzügig ausgestatteter Kinderspielplatz ist in der Planung und wird im Jahr 2023 realisiert. „Hervorzuheben ist, dass dieses Projekt mit den eigenen Fachabteilungen der Stadtverwaltung und der TBR gelang und es keiner weiterer Einstellung von Personal bedurfte“, so Baudezernentin Milena Schauer. Ebenso stolz ist die Stadtverwaltung, dass die „Eschendorfer Aue“ den Bodenschutzpreis NRW 2021 erhalten hat und, auf Einladung der BImA, den in Rheine erfolgreichen Konversionsprozess auf der weltgrößten Immobilienmesse, der EXPO REAL in München, am 5. Oktober vorstellen wird.


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