Welche Versicherungen braucht man wirklich?

Eine Elementarversicherung ist immer sinnvoll, wenn Sie in einem Risikogebiet für Naturgefahren leben. Foto: privat

Finanzen

Sollte man Handys versichern, profitieren Kinder von Ausbildungspolicen, lohnen Investitionen in Riester-Renten? Seit Einführung der Sozialversicherung durch Otto von Bismarck ist die Anzahl möglicher Schaden-Absicherungen in Deutschland stark angestiegen. Doch es ist gar nicht so kompliziert, die passende Auswahl zu treffen.

Drei Erwägungen vorab

Mariah Carey hat sich ihre Beine versichern lassen, Jennifer Lopez gleich den ganzen Körper. In England können Policen gegen die Entführung durch Aliens, in den USA gegen Steckenbleiben im Fahrstuhl abgeschlossen werden. Doch auch ohne solch skurrile Versicherungen ist es in Deutschland nicht immer einfach, sich aus dem Dickicht der Angebote für die individuell passenden Verträge zu entscheiden.

Mehr als 2000 Euro gibt jeder Deutsche im Jahresdurchschnitt für Versicherungen aus. Ein Teil dieses Betrages muss von jedem Erwachsenen erbracht werden, denn gegen einige Risiken besteht Versicherungspflicht. Bei allen anderen Policen geben grundsätzlich die Antworten auf drei Fragen Aufschluss darüber, ob sie abgeschlossen werden sollten.

  • Steht die Höhe des Versicherungsbeitrags im Verhältnis zur gebotenen Leistung?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts?
  • Lassen sich die voraussichtlichen Kosten im Schadensfall ohne Versicherung begleichen?

Diese Policen sind gesetzlich vorgeschrieben

Ganz ohne Versicherungen geht es nicht. Gegen einige Gefahren müssen sich betroffene Erwachsene mit Erstwohnsitz in Deutschland vertraglich absichern.

Für alle: Krankenversicherung

Zum Abschluss einer Krankenversicherung ist jeder Bundesbürger gesetzlich verpflichtet. Ob sie auch gesetzlich sein muss, bestimmt die individuelle Lebenssituation. Angestellte sind über ihre Arbeitgeber in gesetzlichen Krankenversicherungen versichert. Erst mit Erreichen der sogenannten PKV-Einkommens­grenze (Januar 2022: 64.350 Euro jährlich) besteht gemäß § 6 I Nr.1 Sozialgesetzbuch V auch für Angestellte Wahlfreiheit zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. Alle anderen Berufsgruppen dürfen sich unabhängig vom Jahreseinkommen für ihre bevorzugte Absicherung entscheiden.

Hinweis: Der Abschluss einer privaten Krankenversicherungen sollte gut überlegt sein. Die Beiträge übersteigen grundsätzlich die gesetzlicher Krankenkassen und erneute Wechsel sind nicht immer möglich.

Optional: Grundsätzlich bieten gesetzliche Krankenkassen reine Basisversorgungen. Doch nicht jede Zusatzversicherung lohnt.

Eine Zahnzusatzversicherung ist aufgrund hoher Kosten im Behandlungsfall generell empfehlenswert, eine Krankentagegeldversicherung nur für privatversicherte Selbstständige, die im Normalfall kein Krankengeld von ihrer Kasse erhalten.

Auslandsreisen-Krankenversicherungen lohnen nur, übernimmt die eigene Krankenkasse keinen europa- oder weltweiten Schutz. Gegen Pflegezusatzversicherungen sprechen hohe Beiträge, gegen Unfallversicherungen die geringe Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts. Die Policen decken ausschließlich durch Unfälle verursachte, dauerhafte körperliche Beeinträchtigungen.

Für Kraftfahrzeughalter: Kfz-Versicherung

Mag auch die Polizei in der Steinfurter Innenstadt künftig vermehrt auf E-Bikes und nicht in Einsatzwagen unterwegs sein, müssen diese wie auch jedes andere in Deutschland zugelassene Fahrzeug mindestens haftpflichtversichert werden. Die Grunddeckung soll unbeteiligte Dritte vor finanziellen Einbußen im Falle eines Verkehrsunfalls bewahren.

Optional: Wer auch eigene Fahrzeuge finanziell absichern möchte, kann sich für Teil- oder Vollkaskoversicherungen entscheiden. Doch mit dem Leistungsumfang steigt auch der Beitrag. Spätestens nach fünf Jahren ist ein Rundumschutz für den Wagen nicht mehr erforderlich.

Für Angestellte: Gesetzliche Rentenversicherung

Angestellten wird der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung automatisch vom Bruttolohn abgezogen, in Ausnahmefällen sind auch Selbstständige im Handwerk oder einigen Pflegeberufen pflichtversichert. Alle anderen können hier freiwillig Beiträge leisten oder sich um anderweitige Altersvorsorgen bemühen.

Optional: Arbeitnehmer können eine zusätzliche betriebliche Altersvorsorge abschließen und ihren Arbeitgeber zu einem 15-prozentigen Beitragszuschuss verpflichten. Alternativ bietet der Staat Angestellten und Beamten Zulagen mit Riester-Sparplänen sowie allen Steuerpflichtigen unabhängig vom Arbeitsverhältnis die Rürup-Rente. Aufgrund niedriger Zinsen und hoher Kosten lohnen kapital- oder fondsgebundener Renten- oder Lebensversicherungen heutzutage nicht mehr.

Für Hundehalter: Hundehalter-Haftpflichtversicherung

Haustiere unterfallen nicht dem Deckungsschutz der klassischen private Haft­pflicht­ver­si­che­rung. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin und Hamburg müssen Hundehalter daher für ihre Tiere Haftpflichtversicherungen abschließen.

Optional: Tierhalterhaftpflichtversicherungen für Pferdehalter lohnen sich, wird das Tier auch im öffentlichen Straßenverkehr bewegt.

Diese Policen sind empfehlenswert

Neben den Pflichtversicherungen lohnt grundsätzlich der Abschluss weiterer Verträge.

Für alle: Privathaftpflichtversicherung

Sie kostet nur wenig, schützt im Gegenzug jedoch vor existenzbedrohenden Kosten. Privathaftpflichtversicherungen decken sämtliche Folgekosten nach durch den Versicherungsnehmer verursachte Schäden an Personen, Tieren oder Gegenständen.

Hinweis: Ehe- oder Lebenspartner können sich oftmals über Familien- oder Partnertarife gemeinsam versichern lassen.

Für alle: Hausratversicherung

Sie schützt den gesamten Hausrat weltweit vor Einbruchdiebstahl, Raub und Vandalismus, Schäden durch Feuer und Leitungswasser, Sturm oder Hagel. Der Beitrag richtet sich nach den versicherten Gegenständen.

Für Immobilienbesitzer: Wohngebäudeversicherung

Hausratversicherungen kommen für Schäden am Hausrat, nicht jedoch am Anwesen selbst auf. Für Immobilienbesitzer lohnt daher der Abschluss einer Wohngebäudeversicherung. Hier werden Haus und Grundstück vor den oben genannten Gefahren geschützt.

Optional: Nur im Saarland und Rheinland-Pfalz leben noch mehr Immobilienbesitzer als in Niedersachsen. Für sie alle lohnt eine zusätzliche Elementarschadenversicherung, die auch finanzielle Einbußen nach Naturgewalten wie Überschwemmungen deckt. Für Betroffene lohnen zudem Abschlüsse von Photovoltaik- oder Öltankversicherungen.

Für handwerkliche Berufsgruppen: Berufsunfähigkeitsversicherung

Verhindern körperliche Beeinträchtigungen die Fortführung der bisherigen Tätigkeit, bietet die gesetzliche Erwerbsminderungsrente nur einen geringen finanziellen Ausgleich. Berufsunfähigkeitsversicherungen sorgen hier für ausreichenden Schutz.

Hinweis: Im Gegensatz zu Berufsunfähigkeits- werden Erwerbsunfähigkeitsversicherungen nur ausgezahlt, kann der Versicherungsnehmer keiner einzigen Arbeit mehr länger als drei Stunden fortlaufend nachgehen.

Diese Policen sind unnötig

Schließlich gibt es zahlreiche unnötige Versicherungsangebote. Rechts­schutz­ver­si­che­rungen sind teuer und decken nur konkrete, vertraglich vereinbarte Streitigkeiten. Mitglieder in Mietervereinen oder Gewerkschaften sind automatisch gegen Miet- bzw. arbeitsrechtliche Verfahren abgesichert.

Glasschäden, Fahrraddiebstähle und Smartphone-Verluste können bei Bedarf in die Hausratversicherung eingeschlossen werden.

Kfz-Haftpflichtversicherungen umfassen auch Personenschäden, auf zusätzliche Insassenunfallversicherungen kann verzichtet werden.

Bei Brillenversicherungen werden häufig nur einfach geschliffene Gläser und günstigste Gestelle übernommen.

Verlorenes Reisegepäck wird von Fluggesellschaften oder Hotels ersetzt, häusliche Notfälle wie Verluste von Haustürschlüsseln sind äußerst selten. Als ebenso unnötig erweisen sich daher auch Hochzeits-Rücktrittskostenversicherungen.

Hinweis: Zur optimalen Anpassung von Beitrag und Leistung lohnen regelmäßige Durchsichten der Versicherungsverträge.

 


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