Schulden sind ein fester Bestandteil der Betriebswirtschaft: Da spielt es auch keine Rolle, ob es sich um ein kleines und mittelständisches Unternehmen aus der Region oder um einen Konzern wie Apple oder Microsoft handelt - Fremdfinanzierungen nutzen sie alle. Aus Sicht des Unternehmers und aller Stakeholder geht es allen voran um die Frage, wie erfolgreich das fremdbezogene Kapital eingesetzt wird.
Gründe und Formen der Unternehmensfinanzierung
Gemeinhin lässt sich das im Unternehmen arbeitende Kapital zweierlei unterteilen: In das Eigen- und das Fremdkapital. Das Eigenkapital ist der Teil, der von Stakeholdern beziehungsweise dem Unternehmer selbst eingebracht beziehungsweise durch den Cashflow des Unternehmens erwirtschaftet wird - folglich ist dieses Geld im Regelfall zinslos. Fremdfinanzierungen hingegen sind mit Kapitalkosten verbunden.
Abseits eines klassischen Bankkredits gibt es für Unternehmen noch weitere Möglichkeiten, um sich Kapital zu beschaffen - beispielsweise über den öffentlichen Kapitalmarkt beziehungsweise die Herausgabe von Schuldscheinen/Unternehmensanleihen. Zu berücksichtigen ist, dass regionale Unternehmen selbstverständlich nicht auf Bankkredite der lokalen Banken rund um Steinfurt angewiesen sind. Sie können den Kredit genauso bei bundesweit agierenden Bankhäusern oder sogar internationalen Banken aufnehmen.
Unternehmer können sich die Unternehmensfinanzierung wie eine Pyramide vorstellen, bei der der Oberbegriff an der Spitze steht. Danach folgt eine Unterteilung in Eigenkapital und Eigenfinanzierungen sowie Fremdfinanzierungen auf der gegenüberliegenden Seite.
Beispiele für Eigenfinanzierungen wären:
- - Innenfinanzierungen
- Gewinneinbehaltung/Thesaurierung der operativen Erträge
- Beteiligungs- und Außenfinanzierungen von ins Unternehmen eintretenden Stakeholdern
- Veräußerung von Anteilen gegen Kapital
- Einbringung von privatem Kapital des Unternehmers
Nicht immer lässt sich der Kapitalbedarf eines Unternehmens durch die genannten Möglichkeiten decken. Ob zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen oder beispielsweise, um eine Wachstumsstrategie zu finanzieren: Manchmal führt kein Weg an externen Kapitalgebern vorbei. Auch dort ist zwischen verschiedenen Möglichkeiten zu differenzieren.
Bei der Beschaffung von Kapital ist zudem zu berücksichtigen, warum dieses beschaffen wird: Denn das kann konkrete Auswirkungen auf die Wahl der Finanzierung haben. Valide Finanzierungsgründe gibt es aus Unternehmersicht reichlich: Zur Gründung, zur Wachstumsfinanzierung, zur Finanzierung einer Akquisition, für einzelne Projekte, zur Umschuldung oder Umfinanzierung und natürlich auch, falls das Unternehmen in Schieflage geraten ist, zur Sanierung.
Bankkredite - die klassische Finanzierungsform
Ein Darlehen einer Bank ist der klassische Weg, um neues Kapital ins Unternehmen zu bringen. Für Unternehmer entsteht dadurch Planungssicherheit: Sie wissen, wie viel Geld sie erhalten, wie viel sie dieses Geld durch die Zinslast kostet und wann und wie es durch den Cashflow des Unternehmens (oder Umschuldungen) zurückgezahlt wird.
Des Weiteren hat der Bankkredit speziell gegenüber alternativen Formen der Fremdfinanzierung einen entscheidenden Vorteil: Die kreditgebende Bank ist nicht am Unternehmen selbst beteiligt. Sie erhält also keinen prozentualen Anteil vom Gewinn und hat auch keinerlei operative Entscheidungsmacht. Parallel dazu lassen sich Zinskosten steuerlich geltend machen und reduzieren damit die Steuerquote des Unternehmens.
Da Unternehmenskredite im Regelfall weitaus höher bemessen sind als Privatpersonenkredite, wird die Bank auch entsprechend viele Sicherheiten einfordern. Des Weiteren ist essenziell dieser alle notwendigen Unterlagen in übersichtlicher Form zusammenzustellen, damit sich die Bank selbst ein Bild des wirtschaftlichen Status Quo machen kann. Dazu gehören beispielsweise Jahresabschlüsse, die aktuelle BWA, Liquiditätskennzahlen, Auflistung aller Verbindlichkeiten und Forderungen sowie einzubringende Sicherheiten.
Eine Finanzierung über den öffentlichen Kapitalmarkt
In Deutschland gehen speziell kleine und mittelständische Unternehmen nur selten an die Börse - was ein gravierender Unterschied gegenüber den USA ist. Börsengänge haben natürlich Vor- und Nachteile und sind zudem kein kleines Unterfangen. Der Börsengang kann aber dringend benötigtes Kapital in die Kasse spülen, zudem haben Unternehmer ab da an die Möglichkeit weitere Finanzierungen unter Einbeziehung der Aktionäre abzuwickeln - beispielsweise indem neue Aktien herausgegeben werden oder indem öffentlich handelbare Anleihen emittiert werden.
Sonderformen der Unternehmensfinanzierung
Neben dem bereits erwähnten klassischen Bankkredit und der Finanzierung über öffentliche Kapitalmärkte gibt es auch noch eine Reihe von Sonderfinanzierungen. Diese könnten klassische Kredite berücksichtigen, wobei die vertragliche Ausgestaltung dann weitere Parteien involviert.
Ein Beispiel hierfür sind Mezzanine-Finanzierungen: Bei diesen werden Eigen- und Fremdkapital gemischt, indem zusätzlich zum Kapitalstamm weitere Gelder eingesammelt werden, beispielsweise durch stille Beteiligungen, Nachrangdarlehen oder Wandelanleihen.
Factoring ist eine weitere Möglichkeit der Unternehmensfinanzierung, die allen voran bei Liquiditätsengpässen genutzt wird. Die ausstehenden Forderungen werden vom Unternehmen an auf Factoring spezialisierte Dienstleister verkauft, die innerhalb kurzer Zeit den Forderungsbetrag anteilig vorstrecken - die Differenz zur eigentlichen Forderung geht an das Unternehmen, nachdem der Schuldner die Forderung beglich und der Dienstleister sich seine Provision herausrechnete. Der Factor/Dienstleister wird auf den Zeitraum bis zum Begleichen der Forderung aber auch Zinsen erheben, die in der Gesamtkalkulation vom Unternehmer zu berücksichtigen sind.
Leasing ist ebenfalls eine Finanzierungsform, die die meisten Unternehmer aus ihrem Privatleben kennen werden. Letztlich liegt der Vorteil von Leasing allen voran darin, die Gesamtkosten über einen gewissen Zeitraum zu strecken, um diese aus Unternehmenssicht leichter zu finanzieren - da während dieses Zeitraums natürlich (idealerweise) auch Gewinne und Cashflow erwirtschaftet werden.
KfW-Förderprogramme und staatliche Zuschüsse sind eine weitere Finanzierungsform. Sofern sich das Unternehmen dafür qualifiziert, können durchaus signifikante Beträge fließen. Gleichermaßen kommen sie aus offensichtlichem Grund aber nur dann als Option in Frage, wenn eine derartige Qualifizierung vorliegt - zu prüfen ist das aus Unternehmersicht allemal. Einige Gewerbetreibende qualifizieren sich mitunter sogar für regionale Fördermittel aus Steinfurt - wie beispielsweise die Landesinitiative Zukunft.Innenstadt.
Auch Kundenanzahlungen und Lieferantenkredite sind genau genommen Unternehmensfinanzierungen, wobei diese eher zur Deckung des kurzfristigen operativen Kapitalbedarfs genutzt werden, weniger aber zum Stemmen von größeren Investitionen.
Die Unternehmensfinanzierung auf solide Beine stellen
Ob Bankkredit, Teilhaberschaft oder Börsengang: Bei nahezu allen Fremdfinanzierungsmöglichkeiten werden Unternehmer nicht um eine Öffnung der eigenen Bücher herumkommen - schließlich möchten die Gläubiger sich einen genauen Überblick darüber verschaffen, in was investiert beziehungsweise wem Geld geliehen wird.
Daher sollte ein perspektivischer Finanzplan erstellt werden, der alle genutzten Finanzierungsformen und ihre Anteile zusammenfasst - idealerweise für die nächsten drei oder fünf Jahre. Die Kapitalbedarfsplanung geht damit Hand in Hand und zeigt an, wie viel Kapital perspektivisch in den nächsten Jahren benötigt wird und wofür dieses planmäßig einzusetzen ist. Ergänzt werden beide Pläne durch die Liquiditätsplanung, die kurzfristiger angelegt ist. Sie soll sicherstellen, dass dem Unternehmen keine vermeidbaren Kapitalkosten durch Liquiditätsengpässe entstehen - beziehungsweise diese präventiv direkt vermeiden.
Parallel dazu sollten Unternehmer essenzielle Kennzahlen ermitteln, darunter den Cashflow, die Kreditorenlaufzeit, die Kapitalrentabilität und die Kapitalkostenquote. Eine Darstellung der Eigenkapital- und Fremdkapitalpositionen ist ebenfalls empfehlenswert, da Banken aus offensichtlichem Grund eigenkapitalstarke Unternehmen als Kreditnehmer präferieren.
Solide Unternehmensfinanzierung ist ein Handwerk - das Unternehmer und/oder Mitarbeiter beherrschen sollten
Eine gute und innovative Idee allein hat noch kein erfolgreiches Unternehmen gemacht - denn letztlich geht es, wie immer, ums Geld. Damit im unternehmerischen Sinne umgehen zu können, schließt auch Kenntnisse über die Möglichkeiten und jeweiligen Vor- sowie Nachteile von Unternehmensfinanzierungen ein. Zumindest darin unterscheiden sich kleinere regionale Betriebe kaum von internationalen Konzernen - nur die Zahlen sind eben kleiner und die Möglichkeiten oft weniger umfangreich.