Beste Aussichten für Frauen im Handwerk

Dieses Werkstück hat Kim Grundmeier während der Überbetrieblichen Unterweisung von Hand gesägt. Die Zusammenarbeit mit den männlichen Kollegen funktionierte nicht nur in der Ausbildungswerkstatt der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf sehr gut. Foto: privat

Wirtschaft

Kreis Steinfurt. Der Werkstoff Holz hatte es ihr schon lange angetan. „Nach der Hauptschule habe ich mich als Tischlerin beworben“, schaut Kim Grundmeier (20) zurück. Weil sie keinen Ausbildungsplatz fand, absolvierte die junge Frau aus Ladbergen zunächst ein Berufsgrundschuljahr mit Schwerpunkt Holztechnik.

Der kleine Umweg bescherte ihr am Ende eine Ausbildung mit besten Aussichten im Handwerk. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn als Zimmerin genießt sie regelmäßig die gute Sicht auf dem Dachfirst. „Das ist eine Bombenaussicht – und immer wieder schön“, erzählt Kim Grundmeier mit einem Lächeln.

In ihrer Branche ist sie noch immer eine echte Rarität.

Denn die Ausbildung zum Zimmerer streben fast ausschließlich junge Männer an. Dass auf den Dächern manchmal ein etwas rauer Wind weht, schreckt sie nicht. „In der Berufsschule hatten die Jungs in meiner Klasse schon viele Vorurteile“, blickt sie zurück auf den Start als Azubi im Betrieb Ottehenning in Lengerich. Von ihren Kollegen auf der Baustelle hingegen wurde sie von Anfang an voll akzeptiert. Vielleicht, weil diese die junge Frau schon von einem längeren Praktikum im Betrieb kannten. 

Kim Grundmeier geht mit viel Ehrgeiz an die Arbeit. „Ich versuche schon, auch viele körperlich schwere Aufgaben zu schaffen.“ Und wenn etwas einmal nicht geht, packen die männlichen Kollegen in der Regel gerne mit an. Die junge Zimmerin weiß auch um die Vorteile, die eine Frau auf dem Bau für Vorgesetzte und Kollegen mit sich bringt.

„Ich arbeite in vielen Dingen genauer als die Männer und die Baustelle ist sauberer, wenn ich dabei bin“, sagt sie durchaus selbstbewusst. Und auch bei den Kunden kommt die Zimmerin bestens an. „Sie finden es gut, wenn eine Frau dabei ist.“ Auch im Kreise ihrer Freundinnen ist Kim Grundmeier durchaus exotisch. „Sie sind in der Altenpflege, werden Friseurinnen oder arbeiten als Bäckereifachverkäuferin, was Frauen eben so machen“, erzählt sie und lacht.

Seit Juli nennt Kim Grundmeier den Gesellenbrief ihr Eigen. In den drei Jahren Lehrzeit hat das ganze Spektrum der Zimmerei erlernt. Vom Aufmaß bis zum Zuschneiden des Dachstuhls sowie filigranere Arbeiten. „Ich habe zum Beispiel Fensterklappen aus Eiche gefertigt oder einen fachwerkartigen Anbinde-Balken für Ponys“, nennt sie Beispiele aus ihrer Tätigkeit.

„Ich mag an meiner Arbeit, dass ich draußen an der frischen Luft bin und dass ich sehe, wie aus einem gezeichneten Plan auf Papier ein ganzes Dach entsteht“, erzählt Kim Grundmeier. Ihre Freude am handwerklichen Beruf möchte sie auch mit anderen Jugendlichen teilen. Während ihrer Ausbildungszeit war sie deshalb als Ausbildungsbotschafterin des Handwerks im Einsatz und hat unter anderem an einer Plakatkampagne mitgewirkt. Nach dem Ende der Lehrzeit sattelt Kim Grundmeier eine weitere Ausbildung auf die Zimmererlehre auf.


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