Handwerk verspürt sanften Aufwind

Schweißen will gelernt werden. In der hiesigen Region steigt das Interesse an handwerklichen Ausbildungen langsam wieder. Foto: Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf/Tenberge

Wirtschaft

Kreis Steinfurt. Der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf zeigt sich verhalten optimistisch. „Die Ausbildungssituation erholt sich seit zwei Jahren wieder ein wenig“, sagt Frank Tischner. Von einer Trendwende mag er zwar noch nicht sprechen.

Doch er freut sich, dass die regionalen Aktivitäten der hiesigen Kreishandwerkerschaft in Sachen Imagearbeit für das Handwerk erste Früchte tragen. „Die Kreis Steinfurt und Warendorf haben im gesamten Münsterland numerisch die höchsten Zuwächse bei der Zahl der Auszubildenden im Handwerk.“

Auch wenn die Spitzenwerte des vorangegangenen Jahrzehnts noch nicht erreicht sind, verspürt das Handwerk einen sanften Aufwind. Zum 31. August 2018 zählte die Branche im Kreis Steinfurt insgesamt 866 Ausbildungsverhältnisse in 40 Berufen. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren es nur 611. Seitdem erholen sich die Zahlen langsam, aber kontinuierlich. „Wir wissen aber auch, dass noch einiges aus den zurückliegenden Jahren aufgeholt werden muss“, bleibt Frank Tischner realistisch. Zum Vergleich: 2007 gab es zum Stichtag 31. August insgesamt 1.077 Ausbildungsverhältnisse im Handwerk im Kreis Steinfurt.

Von den Zuwächsen profitieren die einzelnen Gewerke in unterschiedlichem Ausmaß. So bewegt sich die Zahl der Ausbildungsverhältnisse zum Beispiel im Bäckerhandwerk konstant auf niedrigem Niveau. Aktuell gibt es im Kreis Steinfurt elf Auszubildende und damit ebenso viele wie 2015. Im Jahr 2007 waren es noch 31. Dem gegenüber weist das Kfz-Gewerbe mit aktuell 148 Auszubildenden zum Kfz-Mechatroniker sogar höhere Zahlen als 2007 – damals waren es 139 – auf.
Die Nachwuchswerbung bleibt für Frank Tischner eine der größten Herausforderungen für das Handwerk. „Das Schul- und Berufswahlverhalten ändert sich drastisch.

Aktuell haben 54 Prozent der Jugendlichen einen gymnasialen Abschluss. Perspektivisch wird sich die Zahl auf mehr als 80 Prozent erhöhen.“ Deshalb sieht der KH-Hauptgeschäftsführer auch das Handwerk in der Pflicht. „Wir müssen es schaffen, unser Image weiter zu verbessern und uns mit hybriden Ausbildungsangeboten auf für Abiturienten attraktiv machen.“ Dabei bietet kaum eine Branche so vielfältige Möglichkeiten zum Aufstieg zur Führungskraft. „Eigene Analysen zeigen, dass etwa 25 Prozent der Betriebsinhaber in der Region 60 Jahre und älter sind. Damit bieten sich auch riesige Chancen für eine Karriere im Handwerk“, betont Frank Tischner. Die Vorteile einer Karriere im Handwerk sind so vielfältig wie das Handwerk selber.

„Sollte uns der Turnaround im Berufswahlverhalten junger Menschen langfristig nicht gelingen, werden wir massive Veränderungen in der wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Struktur unserer Region erleben“, mahnt Frank Tischner. Denn das Handwerk stehe für Nachhaltigkeit, Regionalität und ehrenamtliches Engagement. „Unsere Betriebsinhaber engagieren sich ehrenamtlich nicht nur beispielsweise in unseren Prüfungsausschüssen, sondern sind oft auch Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in ihrer Kommune, zum Beispiel in Sportvereinen. Solches Engagement würde langfristig ebenfalls wegfallen.“


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