Lockdown: Unsicherheit und fehlende Perspektive

Hotellerie und Gastronomie sind natürlich auch in der Emsstadt besonders betroffen. Foto: Schulte Renger

Wirtschaft

Rheine. Die zweite Welle rollt. Bund und Länder hatten am vergangenen Mittwoch erneut einschneidende Maßnahmen zur Begrenzung des Infektionsgeschehens seit dem großen „Lockdown“ im Frühjahr beschlossen.

Durch den aktuellen „Teil-Lockdown“ werden viele Unternehmen wieder gezwungen, ihren Betrieb zu schließen oder einzuschränken. Besonders betroffen sind erneut die Hotellerie und die Gastronomie.

Seit Ausbruch der Pandemie hat sich ein regelmäßiger Austausch zwischen dem Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann, der DEHOGA (Renate Dölling), dem Landhotel Hopster (Michael Hopster), dem Hotel Lücke (Christian Lücke), dem RTV Rheine (Birgit Rudolph) auf Einladung der EWG für Rheine mbH (Ingo Niehaus, Hendrik Welp) etabliert, welcher jetzt genutzt wurde, um über die Auswirkungen des Teil-Lockdowns zu sprechen.

Bei grundsätzlichem Verständnis für alle Maßnahmen war der Frust und die damit verbundene Unsicherheit in der Hotellerie und Gastronomie deutlich spürbar. „Wir haben in den letzten Wochen viel Zeit und Geld in die Umsetzung von Hygienekonzepten gesteckt, um die zahlreichen Vorgaben zu erfüllen und müssen nun mindestens vier Wochen schließen. Das ist eine Katastrophe“, resümierte Renate Dölling.

Auch Michael Hopster und Christian Lücke zeigten sich enttäuscht. Christian Lücke erläuterte, dass sich durch die im Oktober verhängten Beherbergungsverbote das Geschäft bereits spürbar verschlechtert habe. Michael Hopster fügt hinzu, dass seit der Erreichung des Inzidenzwertes von 50 im Kreis Steinfurt das Geschäft fast komplett eingebrochen sei. Skeptisch sei man nun auch noch in Bezug auf die weiteren Perspektiven. „Selbst für den Fall, dass nach vier Wochen wieder eine eingeschränkte Wiedereröffnung möglich sein sollte, ist das für uns so wichtige Weihnachtsgeschäft wohl nicht zu retten.“

Aus Sicht von Bürgermeis­ter Lüttmann war es jetzt Zeit, endlich zu handeln. Die Priorisierung der Landesregierung, Kitas, Schulen offen und die Wirtschaft am Laufen zu halten, sei aus seiner Sicht nicht zu beanstanden. Dann bleibe eben nur der Freizeitbereich, um Kontakte zu reduzieren. Dreiviertel des Infektionsgeschehens sei aktuell nicht zuzuordnen. Das Sonderopfer, das Hotels und Gaststätten jetzt erbrächten, müsse dann finanziell entschädigt werden, was ja auch zugesagt worden sei.

Gespannt sind die Vertreter der Gastronomie nun auf die angekündigten Regelungen für die Liquiditäts- und Überbrückungshilfen des Bundes. Im Raum steht unter anderem ein Erstattungsbetrag von 75 Prozent des entsprechenden Umsatzes des Vorjahresmonats für Unternehmen bis 50 Mitarbeiter. Hier seien nun viele Fragen offen, deren Beantwortung als Grundlage für weitere Planungen wichtig seien – etwa, ob ein Lieferdienst auch vor diesem Hintergrund der angekündigten Unterstützungen zulässig sei und wirtschaftlich Sinn mache.

Birgit Rudolph berichtete von abgesagten Gästeführungen und durchgeplanten Projekten und Veranstaltungen beim RTV, die nunmehr erstmal in der Schublade geparkt werden müssten. Sie verdeutlichte zudem die dramatische Lage in der Hotellerie mit einem Rückgang von 44 Prozent bei den Übernachtungen in Rheine von Januar bis August 2020 mit wenig Hoffnung auf kurzfristige Besserung.

Bei der EWG nimmt man den erneuten Teil-Lockdown zum Anlass, Abhol- und Lieferdienste wieder stärker in den Fokus zu nehmen und zu unterstützen. Dabei ist eine Erweiterung der bereits etablierten Internetplattform www.rheine-bringts.de um weitere (digitale) Dienste denkbar, sodass möglichst viele Bürger unkompliziert aus Rheine für Rheine bestellen und / oder abholen können. „Ganz besonders in der aktuellen Situation möchten wir die lokale Hotellerie, Gastronomie und auch den Einzelhandel unterstützen, sodass diese zumindest einen Teil der Umsätze noch generieren können“, machten Ingo Niehaus und Hendrik Welp von der EWG deutlich. Weitere Ideen zur Stärkung der Innenstadt unter Coronabedingungen wurden ebenfalls ausgetauscht und sollen geprüft werden.

Bürgermeister Dr. Lüttmann machte bereits vor dem Hintergrund der langfristig zu erwartenden Auswirkungen deutlich, dass er sich auch 2021 unkomplizierte Hilfe – so etwa bei der Außengastronomie – vorstellen könnte.


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