Handwerk verzeichnet Minus im Corona-Jahr

Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt/Warendorf Foto: KH

Wirtschaft

Kreis Steinfurt. „Wir sind gut ins Jahr gestartet und dann kam Corona in NRW“, so beginnt wohl bei vielen Unternehmen der Jahresrückblick. Frank Tischner sieht als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt/Warendorf (KH) lieber nach vorn und ist dank strategischer Szenariopläne zum Jahreswechsel optimistisch.

„Der Struktur und Stabilität eines gesunden Mittelstandes in unserem Einzugsgebiet haben wir es zu verdanken, dass wir mit Umsicht, verantwortungsvollem Handeln und Augenmaß einigermaßen gut durch die letzten Monate gekommen sind“, stellt Tischner fest.

Insbesondere in ihrer Funktion als Arbeitgeberverband sei die KH im ‚Corona-Jahr‘ von den Betrieben stark gefragt gewesen und die Wertschätzung durch die Mitglieder sei erkennbar gestiegen. Mit ein Grund: In wichtigen Fragestellungen setzte sich die KH für die Belange der Handwerksbetriebe ein. Mit Erfolg, denn dass Personalkosten nun doch bei der Abrechnung der NRW-Soforthilfe geltend gemacht werden können, ist auch auf die Beharrlichkeit des Hauptgeschäftsführers und den guten Kontakten zu den heimischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten der Regierungsparteien zurückzuführen, die das Handwerk bei diesem Problem aktiv unterstützt haben.

Dass die Ausbildungszahlen des Handwerks im Vergleich zum Kammerbezirk und NRW deutlich positiver ausgefallen sind, führt die KH auf ihre vielen Initiativen und Social-Media-Aktivitäten zurück. Neue Formate wie das Elternpraktikum ‚Mums‘ Day‘ wurden entwickelt, um neue Möglichkeiten der Berufsorientierung anzubieten.

Alles also halb so schlimm? „Sicher nicht. Die erste Welle haben wir noch gut wegstecken können, doch die zweite Welle, in der wir uns aktuell befinden, wird das Handwerk unterschiedlich treffen. Mit welcher Wucht, bleibt je nach Gewerk abzuwarten“, so Tischner.

Ein sicheres und verantwortungsvolles Arbeiten sei unter den entsprechenden Voraussetzungen im Handwerk realisierbar, wie sich gezeigt habe. „Aktuell zeigt sich jedoch wieder, dass das Handwerk in seiner Ausgestaltung sehr unterschiedlich ist und die Pandemie die einzelnen Branchen ungleich trifft. Gerade die kundennahen Handwerke, wie zum Beispiel Friseure, Bäcker oder Konditoren, mussten schon im Frühjahr eine Teil- oder Komplettschließung hinnehmen und sind jetzt wieder stark betroffen. Im Bauhauptgewerbe und in den Ausbauhandwerken sieht die Situation anders aus.

Diese Handwerksbereiche konnten und können teilweise noch von einem hohen Auftragsbestand zehren, der aktuell abgearbeitet wird. Doch auch hier gibt es zum Beispiel Tischlereien, die schwerpunktmäßig im Messebau tätig sind und deren Geschäft komplett eingebrochen ist.

Der Hauptgeschäftsführer rechnet insgesamt für das Handwerk in den Kreisen Steinfurt und Warendorf mit einem Minus von etwa vier Prozent der Wirtschaftsleistung. Seine Einschätzung beruhe zum einen auf Rückmeldungen aus den Betrieben, zum anderen sei er im engen Austausch mit Experten der Wirtschaftsforschung für ganz Deutschland. Darüber hinaus befasst sich Tischner für die KH mit sogenannten „Scenario Planning“-Prozessen, um mögliche Entwicklungen der Zukunft zu analysieren und praktische Problemlösungen aufzuzeigen.

Für ein leistungsfähiges und modernes Handwerk wird sich die KH auch im kommenden Jahr einsetzen. Gemeinsam mit den angeschlossenen Innungen wurde dazu eine Strategie entwickelt, die sich mit folgenden Handlungsfeldern befasst: Entwicklungspotenziale des regionalen Handwerks, Fachkräftesicherung und -qualifizierung, demografischer Wandel, Flächenentwicklung für Handwerksbetriebe, Existenzgründung und -sicherung, Energieeinsparung und -effizienz sowie erneuerbare Energien. Und nicht zuletzt stehen die Stärkung des Ehrenamtes und die weitere positive Imagebildung für das Handwerk auf der Agenda.

So blickt der KH-Hauptgeschäftsführer positiv ins neue Jahr und bereits darüber hinaus: „Ich glaube, dass langsam die Erholung einsetzt, zwar nicht rapide, aber nach und nach, so dass wir im Handwerk hoffentlich im übernächsten Jahr wieder auf dem Niveau sein werden, auf dem wir vor Corona im Kreis Steinfurt waren.“


Anzeige


Kleinanzeigen inserieren in der Zeitung


Medienberatung für gestaltete Anzeigen


Mediadaten Verlag Zeitung NRW Steinfurt