IHK: Hohe Energiepreise mindestens bis 2030

Dr. Sebastian Bolay, Energieexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer, analysierte vor der Vollversammlung der IHK Nord Westfalen die aktuelle Lage der Energieversorgung. Foto: IHK Nord Westfalen

Wirtschaft

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. Die deutlich gestiegenen Energiepreise belasten die deutschen Unternehmen noch bis mindestens 2030 im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz. Das erwartet der Energieexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Dr. Sebastian Bolay.

Er analysierte in Münster während der Sitzung der Vollversammlung der IHK Nord Westfalen die aktuelle Lage der Energieversorgung und plädierte dafür, dass die Politik schnellstmöglich die notwendigen Lehren aus der schwersten Energiekrise in der Geschichte Deutschlands ziehen solle, um eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung zu erreichen.

Bolay, der auf dem Höhepunkt der Gaskrise an den Beratungen der Expertenkommission der Bundesregierung beteiligt war, geht bei seiner Prognose davon aus, dass die erneuerbaren Energien bis 2030 nicht ausreichend ausgebaut sein werden, heimische Energieressourcen weiterhin unzureichend genutzt und bestehende Kraftwerkskapazitäten über 2030 hinaus gebraucht werden.

„Die Bundesregierung sollte daher beim Ausbau erneuerbarer Energien und der dazugehörigen Stromnetze noch stärker aufs Tempo drücken“, forderte er. Das gleiche gelte für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und für den Import dieses Energieträgers. „Viele Firmen werden ihre Klimaneutralitätsziele nur mit einer breiten Verfügbarkeit von Wasserstoff erreichen können“, machte er deutlich.

„Wir müssen den Turbo zünden – auch bei der Infrastruktur“, sagte Bolay. Bund, Länder und Kommunen müssten mehr Flächen für den Bau von Wind- und PV-Freiflächenanlagen zur Verfügung stellen. Zudem sollten die Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen an Land beschleunigt werden, empfahl der Energieexperte unter anderem.

„Die Strom- und Gaspreise sind zum Glück in letzter Zeit deutlich gesunken“, sagte Bolay. Doch trotz der Gas- und Strompreisbremse liegen nach DIHK-Angaben die Energiekosten für energieintensive Prozesse und Dienstleistungen deutlich über den Beschaffungskosten in Frankreich oder den USA. Das Preisniveau gefährde die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen erheblich. Um die Energiekosten dauerhaft zu senken, müsse in Deutschland vor allem das Angebot massiv ausgebaut werden. Gleichzeitig seien weitere Entlastungen für Unternehmen bei den Energiepreisen notwendig.

Bolay plädierte dabei für Steuervergünstigungen sowie für eine Reduzierung von Abgaben auf Strom und Gas, die schnell umsetzbar sei. „Ohne Entlastungen bei den Energiepreisen droht der Standort Deutschland weiter an Attraktivität zu verlieren“, so der DIHK-Energieexperte. Dies gefährde eine erfolgreiche Transformation, weil Liquidität gebunden werde und Investitionen ins Ausland verlagert würden.


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