Natürlich wisst ihr, dass Drachen nur Fabelwesen sind und es niemals solche Tiere auf der Welt gegeben hat.
Oder vielleicht doch?
Denn uralte, teils viele tausend Jahre alte Geschichten und Bilder von Drachen gibt es auf der ganzen Welt und in zahllosen Kulturen Asiens, Europas und sogar Amerikas.
Obendrein werden diese Fabelwesen überall auf der Welt sehr ähnlich beschrieben: Der ganze Körper soll wie bei einem Reptil von einem dichten, undurchdringlichen Schuppenpanzer bedeckt sein. Wenn der Drache Flügel hat, dann ähneln sie oft denen von Fledermäusen oder auch Adlern.
Die Füße sehen entweder aus wie die von Raubkatzen oder wie Adlerklauen. Einige Drachen werden auch mit dem Leib einer Schlange beschrieben.
Der Kopf – oder auch die Köpfe, denn manchmal sind es drei oder sogar sieben – sehen meist aus wie der eines Krokodiles; in anderen Geschichten auch wie der eines Wolfes, eines Löwen oder einer anderen Raubkatze. Der Atem eines Drachens ist angeblich tödlich giftig – oder der Drache kann sogar Feuer speien! Geschichten über Drachen gibt es auf allen Kontinenten und bei fast allen Völkern. Die Bibel berichtet von ihnen, die griechische und römische Mythologie, die Sagen der Wikinger und sogar schon die 6.000 Jahre alten Mythen des alten Orients kennen Geschichten und Bilder von Drachen.
Ganz erstaunlich ist, dass sich die Abbildungen von Drachen aus dem alten China und dem Reich der südamerikanischen Azteken erstaunlicherweise bis in die Details gleichen, wie ihr auf den Bildern oben erkennen könnt.
Da Amerika erst in der Neuzeit entdeckt wurde, können diese beiden Völker einander keine Geschichten über Drachen erzählt oder Bilder ausgetauscht haben.
Aber wieso ähneln sich die Bilder dieser Tiere dann so sehr, trotzdem es doch Fabelwesen sind und kein Chinese oder Azteke sie daher je gesehen haben kann?
Auf diese Frage haben die Wissenschaftler keine eindeutige Antwort.
Vermutlich aber haben echte, lebende Reptilien wie das Krokodil, die Schlange, der Komodowaran oder die Kragenechse das Vorbild für die Drachen abgegeben.
In Südostasien lebt zum Beispiel eine nur etwa 25 Zentimeter lange Echse, die wegen ihrer Ähnlichkeit mit den sagenhaften Fabelwesen von den Wissenschaftlern sogar den Namen „Flugdrache“ erhielt.
In der Fantasie, den Erzählungen und in den Sagen und Mythen der Menschen auf der ganzen Welt wuchsen solche Tiere dann zu riesenhafter Größe. Die Menschen dichteten ihnen Körperteile anderer Tiere wie Adlerkrallen, Flügel oder sogar weitere Köpfe an und machten die Drachen damit zu furchterregenden Wesen.
In den meisten Erzählungen sind Drachen böse und grausame Tiere, die den Menschen schweren Schaden zufügen. Daher vermuten die Wissenschaftler, dass die Drachen in all diesen Geschichten symbolisch für das Böse, das Chaos und die Naturgewalten stehen. Die Menschheit wird in den Sagen verkörpert durch den strahlenden Helden, der – wie sich das für ein gutes Märchen gehört – zum Schluss den Drachen besiegt.