Seit wann gibt es Musik und Instrumente?

In dieser Höhle, der Vogelherdhöhle, wurden einige der ältesten Musikinstrumente der Welt gefunden: allesamt Knochenflöten. Das kleine Bild unten zeigt die moderne Nachbildung eines solchen Instumentes. Foto: Thilo Parg / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0

(hp) Musik gibt es frühestens, seitdem es Menschen gibt; darüber herrscht ziemliche Einigkeit unter den Wissenschaftlern. Zwar erfüllen zum Beispiel auch Vogelgesänge einige Ansprüche, die wir an Musik stellen – so haben sie zum Beispiel eine Melodie, einen Rhythmus und meist auch so etwas wie Strophen.

Allerdings sind den Vögeln die Gesänge entweder angeboren oder sie schnappen Gesänge anderer Vögel auf und geben sie wider.  Selbst neue Melodien erfinden, das können Vögel nicht. Nur Menschen haben diese Fähigkeit: neue Melodien zu erfinden – und damit neue Musik.

Mit ziemlicher Sicherheit gehen die frühesten Formen von Musik auf den Gesang zurück. Um aber singen zu können, muss man auch sprechen können. Und dazu braucht es einen weit entwickelten sogenannten Stimmapparat – also eine bestimmte Form von Kehlkopf, Stimmlippen, Rachen und Mundhöhle.

Menschenaffen, unsere nächsten Verwandten im Tierreich, verfügen zum Beispiel über keinen geeigneten Stimmapparat, daher können sie mit ihrer „Stimme“ auch nur knarzen, krächzen oder schreien und somit weder sprechen noch singen.
Wann unsere Vorfahren, die Ur- und Vormenschen erstmals in der Lage waren, zu sprechen und damit auch zu singen, ist allerdings in der Wissenschaft umstritten. Vielleicht konnte bereits der Homo erectus sprechen, eine längst ausgestorbene Frühmenschenart, die vor etwa 1,5 Millionen Jahren lebte. Dann ist es möglich, dass schon damals die erste Musik und vielleicht die ersten Lieder erklangen.

Die meisten Wissenschaftler sind aber der Meinung, dass erst die modernen Menschen, die vor etwa 150.000 Jahren erstmals auf der Erde auftraten, „richtig“ sprechen und damit auch singen konnten. Wann tatsächlich die ersten Lieder gesungen wurden, wird man aber niemals sicher wissen können: Denn Gesang hinterlässt natürlich keine Spuren, die von Archäologen ausgegraben werden könnten.

Ganz anders als Musik, die mit Instrumenten gemacht wird – hiervon haben Spuren die Jahrtausende überdauert!

Etwa 40.000 bis 43.000 Jahre alt sind die ältesten Musikinstrumente, die man bisher gefunden hat. Dabei handelt es sich um etwa zehn Flöten, die in zwei Höhlen in der Schwäbischen Alb in Deutschland gefunden wurden. Erhalten geblieben sind sie, weil sie nicht aus so vergänglichem Material wie zum Beispiel Holz, sondern aus harten Knochen geschnitzt wurden.

Viele Flöten wurden aus den langen Flügelknochen von Schwänen oder Geiern hergestellt. Diese sind bereits von Natur aus innen hohl. Die Steinzeitmenschen mussten nur noch die Enden der Knochen abschneiden, drei bis fünf Löcher (natürlich im genau richtigen Abstand) hineinschnitzen – und fertig war die Steinzeitflöte.

Aber auch aufwändiger gebaute Flöten fand man: Der Flötenbauer spaltete einen langen Spahn vom Stoßzahn eines Mammuts ab und schnitzte ihn rund zu einem Stab. Den wiederum teilte er der Länge nach in zwei Hälften, die er dann jeweils aushöhlte. Nachdem er dann die Löcher hineingeschnitzt hatte, klebte er die beiden Hälften – wahrscheinlich mit Birkenpech – zusammen und hatte nun eine lange Mammutknochenflöte.

Die Wissenschaftler haben Flötisten gebeten, auf exakten Nachbildungen dieser vorgeschichtlichen Instrumente zu musizieren – was nach etwas Üben auch gut gelang. Die alten Instrumente klingen erstaunlich gut und intensiv, stellten die Musiker fest.

Foto: José-Manuel Benito Álvarez / CC BY-SA 2.5

von Holger Podszun