Seit wann gibt es Pflanzen?

Vor etwa 420 Millionen Jahren breiteten sich die Landpflanzen in kurzer Zeit über die ganze Erde aus. Bild: Eduard Riou / gemeinfrei

(hp) Rund 4,5 Milliarden Jahre alt ist unsere Erde. Das erste Leben auf ihr entstand erstaunlich früh schon vor etwa 3,7 Milliarden Jahren; vielleicht sogar schon vor bis zu 4,3 Milliarden Jahren.
Zu dieser Zeit bestand das Leben auf der Erde aber ausschließlich aus ganz einfach aufgebauten, einzelligen Bakterien.

 

 

Schon bald hatten sich aus solchen Einzellern die Blaualgen entwickelt, die auch heute noch auf unserer Erde leben. Sie waren die ersten Einzeller, die Photosynthese betreiben konnten, also mit Hilfe des Sonnenlichtes aus Kohlendioxid und Wasser Zucker herstellten.

Mit der Photosynthese verfügten die Blaualgen schon über eine wesentliche Eigenschaft, die später typisch für alle Pflanzen werden sollte.
Zu den Pflanzen rechnet man sie aber nicht, da sie wie Bakterien keinen Zellkern haben.

Für etwa 500 Millionen Jahre kam das Leben über diese einfache Form nicht hinaus. Dann aber hatte sich eine neue Art von Einzellern entwickelt, die über einen Zellkern verfügte. Diese ernährten sich, indem sie anderen Zellen ihre eigene Zellwand überstülpten und so in sich aufnahmen – anders gesagt: Sie fraßen sie auf.

Irgendwann muss es geschehen sein, dass solch ein Einzeller eine Blaualge in sich aufnahmen, sie aber nicht verdaute, sondern in seinem Inneren behielt. Hier stellte die Alge mittels Photosynthese nun weiterhin Zucker her, den sie nun auch dem Einzeller als Nahrung zur Verfügung stellte. Die Alge ihrerseits befand sich in der Zelle in einem geschützten Lebensraum, der ihr alles bot, was sie zum Überleben brauchte.
Mit dieser Verschmelzung von Einzeller und Blaualge war die Entwicklung der Pflanzen eingeläutet – und noch heute, mehr als drei Milliarden Jahre später, tragen alle Pflanzen die Nachfahren der Blaualgen in ihren Zellen: die sogenannten Chloroplasten. In einer Planzenzelle sind sie es, die für die Photosynthese zuständig sind.

Aus diesen ersten, einzelligen Pflanzen entwickelten sich in den Meeren im Lauf der nächsten 2,5 Milliarden Jahre die unterschiedlichsten Algenarten: von den einfachen, einzelligen Grünalgen bis hin zum Seetang, dessen größte Vertreter 50 Meter und größer werden.

Das trockene Land aber hatten die Algen in all dieser Zeit nicht besiedeln können. Für Algen war es hier viel zu unwirtlich, denn sie hatten keinen Schutz gegen das Austrocknen entwickelt.
Den Sprung aufs Trockene machten Wasserpflanzen erst vor etwa 500 Millionen Jahren.

Das gelang zuerst den Algen, die in flachen Gewässern, nah am Ufer lebten. Sank der Wasserspiegel, saßen sie auf dem Trockenen. Um das zu überleben, entwickelten einige Algen die Fähigkeit, eine dünne Wachsschicht auf ihrer Oberfläche auszubilden. Diese Schicht bewahrte die Algen davor, auszutrocknen, sodass sie sogar dauerhaft das Wasser verlassen konnten.

Das Leben an Land bot diesen Algen mehrere große Vorteile: So waren sie die ersten Pflanzen, die an Land lebten und sie hatten somit keine Konkurrenz um den neuen Lebensraum.
Da an Land zu dieser Zeit auch noch keine Tiere lebten, hatten sie keine Fressfeinde.

Und nicht zuletzt funktioniert die Photosynthese an Land viel besser als im Wasser. Denn erstens erreicht das Sonnenlicht die Pflanzen hier direkt und nicht abgeschwächt durch eine Wasserschicht – und zweitens enthält die Atmosphäre mehr Kohlenstoffdioxid als zum Beispiel Meerwasser.

Diese Vorteile wogen so schwer, dass die Arten- und Formenvielfalt der Landpflanzen in kurzer Zeit geradezu explodierte. Nicht einmal 150 Millionen Jahre später bedeckten schon die ersten Wälder unseren Planeten. Im Wasser hatte es vom ersten Einzeller bis zu Mehrzelligen Pflanzen über 2 Milliarden Jahre gedauert.

von Holger Podszun