Wer hat sich die Märchen ausgedacht?

„Kinder- und Hausmärchen“ – so heißt das Buch von Jacob und Wilhelm Grimm, in dem die beiden Brüder vor über zweihundert Jahren bekannte Märchen ihrer Zeit gesammelt haben.

 

Darin gedruckt finden sich zum Beispiel das Märchen vom Froschkönig, Hänsel und Gretel, Dornröschen, Rumpelstilzchen und noch viele Hundert weitere mehr.
Die beiden Brüder, auch bekannt als die Gebrüder Grimm, haben sich all diese Märchen aber nicht selbst ausgedacht, sondern sich von anderen Menschen erzählen lassen und dann für ihr Buch aufgeschrieben.

Sehr viele Märchen haben sich die beiden Brüder zum Beispiel von der im Jahr 1755 geborenen Märchenerzählerin und Gastwirts­tochter Dorothea Viehmann erzählen lassen, die diese Geschichten wiederum aus Erzählungen in ihrer eigenen Familie kannte. Und viele weitere Märchen hatte Dorothea Viehmann in der Gaststube ihres Vater gehört, wo diese von durchreisenden Handwerksgesellen oder Kaufleuten erzählt wurden. Aber auch diese Menschen hatten sich die Märchen natürlich nicht selbst ausgedacht, sondern ebenfalls von ihren Eltern und Großeltern oder anderen Menschen erzählt bekommen. Es lässt sich also nicht sagen, wo oder von wem ein Märchen zuerst erzählt wurde – wer es sich also ausgedacht hat. Denn Märchen wurden fast immer nur mündlich von Mensch zu Mensch und von Generation zu Generation weitererzählt.

Auch wann ein Märchen entstanden ist, kann man also nicht feststellen. Viele Märchen haben ihre Wurzeln in uralter Zeit und werden vielleicht schon seit vielen Tausenden Jahren weitererzählt.  

Bevor die Gebrüder Grimm und auch andere Autoren die Märchen aufgeschrieben hatten, gab es oft viele verschiedene Varianten ein und des gleichen Märchens.
So geht zum Beispiel das Märchen von Rotkäppchen in einigen der Erzählungen nicht gut aus: Der Wolf fraß es, und das Märchen endet an dieser Stelle.
In einer weiteren Variante kann sich Rotkäppchen selbst aus dem Bauch des Wolfes befreien und entfliehen. Bei den Gebrüdern Grimm ist es schließlich ein Jäger, der dem Wolf den Bauch aufschneidet und das Rotkäppchen befreit.

Aber es gibt auch Märchen, die nicht uralt sind, sondern die sich ein Autor ausgedacht und aufgeschrieben hat. Solche Märchen nennt man „Kunstmärchen“. Einer der bekanntesten Autoren solcher Märchen ist Hans Christian Andersen, von dem so bekannte Märchen wie „Des Kaisers neue Kleider“, „Das hässliche Entlein“ oder die „Prinzessin auf der Erbse“ stammen.