Sommer- oder Winterzeit – welche ist die echte?

In den rot eingefärbten Ländern Europas gilt die gleiche Mitteleuropäische Zeit.

(hp) In der Nacht von Samstag auf Sonntag endet die „Winterzeit“ und die Uhren werden um eine Stunde auf die „Sommerzeit“ vorgestellt. Abends ist es dann eine Stunde länger hell, morgens geht die Sonne eine Stunde später auf.

 

 

Die Uhrzeit ist also eine Maßeinheit, die sich anscheinend ohne größere Probleme verschieben lässt: So geht am Samstagmorgen die Sonne bei uns im Münsterland noch um etwa 6 Uhr auf. Am nächsten Morgen, dem Sonntagmorgen, nachdem die Uhr in der Nacht von 2 Uhr auf 3 Uhr (Sommerzeit) vorgestellt wurde, dann erst um etwa 7 Uhr.
Aber welche der beiden Zeiten – Winter- oder Sommerzeit – ist denn nun die „echte“, die normale Zeit? Gibt es das überhaupt: Eine „normale“ Zeit?
Es gibt eine Zeitmessung, die einer „normalen“ Zeit wohl am nächs­ten kommt. Für jeden Ort auf der Welt gibt es nämlich genau genommen eine eigene Zeit, die so genannte „Wahre Ortszeit“.
Dass jeder Ort eine eigene Zeit hat, liegt daran, dass sich die Erde einmal am Tag um ihre Achse dreht, während sie im Weltraum ihre Bahn um die Sonne zieht.
Jeder Ort auf der Oberfläche der Erde dreht sich daher einmal am Tag in das Sonnenlicht hinein. Das nehmen wir als Beobachter dann als den Sonnenaufgang wahr.

Im Laufe des Tages dreht sich die Erde weiter zur Sonne hin; das sieht für einen Beobachter dann so aus, als stiege die Sonne am Himmel immer höher.
Ist die Sonne mittags ganz genau im Süden an ihrem höchsten Punkt zu sehen, dann ist es nach der „Wahren Ortszeit“ exakt 12 Uhr.

Weil sich die Erde aber in Richtung Osten dreht, erreicht sie zum Beispiel im Münsterland ihren höchsten Punkt früher als an weiter westlich gelegenen Orten: Wenn es bei uns also nach der wahren Ortszeit bereits 12 Uhr ist, dann ist es im weiter westlich gelegenen Amsterdam in Holland nach der dortigen wahren Ortszeit erst 11.50 Uhr.

Warum gilt nicht überall die wahre Ortszeit?

Vor der Erfindung der mechanischen Uhren im Mittelalter vor etwa 700 Jahren, haben die Menschen die Uhrzeit auf Sonnen abgelesen. Und ob es nun in Emsdetten, Greven oder Burgsteinfurt auf einer Sonnenuhr schon 12 Uhr ist und in Amsterdam erst 11.50 Uhr, das war zu einer Zeit egal, als eine Reise von Emsdetten nach Amsterdam auf dem Pferd oder mit der Kutsche noch eine Woche dauerte. Spätestens mit der Erfindung der Eisenbahn war es aber nötig, eine einheitliche Ortszeit für eine möglichst große Region zu schaffen. Denn das Problem war, dass in den großen europäischen Städten und damit auch auf den verschiedenen Bahnhöfen jeweils eine eigene wahre Ortszeit galt. So gab es in Berlin die Berliner Zeit, die aber sieben Minuten vor der Münchener Zeit lag. Die Zeit im damaligen Königreich Württemberg hinkte wiederum der Münchener Zeit um 23 Minuten hinterher. Aber auch in Paris, in Wien oder in vielen anderen Städten galten eigene Zeiten. Für die Eisenbahngesellschaften der damaligen Zeit war es so fast unmöglich, funktionierenden Fahrpläne aufzustellen.
Um diesem Missstand abzuhelfen, wurden nach und nach auf der ganzen Welt einheitliche Zeitzonen für möglichst große Regionen eingeführt. So auch eine Mitteleuropäische Zeit, die in Deutschland ab 1893 galt. Heute gilt die Mitteleuropäische Zeit von Norwegen bis Italien und von Polen bis Spanien in fast ganz Europa.