Warum gibt es Erdbeben?

Aus der Luft fotografiert die San-Andreas-Spalte in den USA. Hier gleiten deutlich sichtbar die Pazifische und die Nordamerikanische Platte aneinander vorbei. Dabei verhaken sie sich. Die entstehende Spannung im Gestein löst sich regelmäßig und verursacht dadurch verheerende Erdbeben.

(hp) Obwohl uns die Oberfläche unserer Erde als fest und hart erscheint, ist sie im Vergleich zur Größe unserer Erdkugel doch ein sehr zartes Gebilde. Im Durchschnitt nur 35 Kilometer dick ist die feste Kruste unserer Erde. Darunter ist das Innere unsere Erde bis tief zum Erdmittelpunkt in über 6.300 Kilometer Tiefe nicht fest und starr, sondern glühend heiß und zähflüssig.

Die Erdkruste liegt aber nicht wie zum Beispiel die Haut einer Orange in einem einzigen Stück über dem flüssigen Inneren, sondern sie ist in Platten gegliedert.
Die sieben größten Platten sind Nordamerikanische, die Eurasische, die Südamerikanische, die Afrikanische, die Australische, die Antarktische und die Pazifische Platte.

Vereinfacht erklärt, schwimmen diese sieben Platten auf dem glutflüssigen Inneren der Erde – ganz ähnlich, wie auch Eisschollen auf Wasser schwimmen.
Obwohl diese Platten so riesig groß sind und ganze Meere und Kontinente mit Bergen, Seen, Wüsten und natürlich auch allen Städten, Menschen, Tieren und Pflanzen tragen, sind sie in ständiger Bewegung.

Warum die Platten sich bewegen und was genau sie antreibt, das wissen die Wissenschaftler noch nicht sicher; die Gründe werden noch immer erforscht.
Die Forscher vermuten aber, dass für die Bewegung der Platten große Ströme flüssigen Gesteins im Erdinneren verantwortlich sind. Über 3.000 Kilometer tief unter der Erdoberfläche liegt der glühend heiße Kern der Erde. Da natürlich niemand hingehen und nachmessen kann, können die Wissenschaftler seine Temperatur nur sehr grob schätzen: ungefähr 5.000 bis 8.000 Grad Celsius ist es dort heiß. Über dem Kern liegt der Mantel; hier wird die Temperatur immerhin noch auf 3.000 bis 5.000 Grad Celsius geschätzt.

Ganz ähnlich wie heiße Luft über einer Kerze aufsteigt, so vermuten die Wissenschaftler, steigt auch flüssiges Gestein vom heißen Erdkern in den kühleren Mantel nach oben auf. Oben unter der Erdkruste kühlt sich das flüssige Gestein ab und sinkt dann wieder zum heißen Erdkern herab – und der Kreislauf schließt sich. So kommt es, dass Strömungen im flüssigen Gestein des Erdmantels entstehen, auf dem die Kontinentalplatten dann zwischen 1 und 10 Zentimetern im Jahr treiben. Dabei stoßen manche Platten frontal zusammen und falten dabei große Gebirge auf. Andere gleiten seitlich aneinander vorbei oder tauchen beim Zusammenstoß unter die andere Platte ab.

An manchen Stellen bewegen sich die riesigen Kontinentalplatten langsam und ganz gleichmäßig aneinander vorbei. Man merkt von dieser Bewegung fast gar nichts.
An anderen Stellen aber verhaken sich die beiden Plattenränder und können nicht mehr aneinander vorbeigleiten. Weil aber die Kontinentalplatten trotzdem weitertreiben, baut sich an deren Rändern nun eine große Spannung auf. Diese Spannung wird schließlich so groß, dass sie stärker wird, als der Widerstand des Gesteins, das sich ineinander verhakt hat.

Mit einem Ruck lösen sich nun die Plattenränder voneinander und bewegen sich in einem kurzen Augenblick teils viele Meter aneinander vorbei: Ein Erdbeben ist entstanden.