(hp) Der Taghimmel ist blau, Wolken sind weiß, Abend- und Morgenrot sind – logisch, sagt ja der Name: rot. Aber wie kann das sein? Alles Licht stammt doch von der Sonne – und die scheint doch immer in der gleichen Farbe.
Die Sonne scheint in einem fast weißen Licht. Wenn wir aber einen Regenbogen betrachten, stellen wir fest, dass sich das weiße Licht der Sonne aus vielen einzelnen Farben zusammensetzt: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett können wir im Regenbogen unterscheiden.
Nun muss man wissen, dass Licht eine elektromagnetische Strahlung ist und jede Farbe eine eigene, typische Wellenlänge hat. Rotes Licht hat eine vergleichsweise lange Wellenlänge, blaues Licht eine kurze.
Ein englischer Physiker hat schon vor über hundert Jahren entdeckt, dass die elektromag-netischen Wellen des Lichtes durch die Teilchen in der Atmosphäre in alle Richtungen gestreut werden können. Und zwar dann, wenn diese Teilchen kleiner sind als die Wellenlänge des Lichtes – so wie zum Beispiel die Moleküle und Atome des Stickstoffs, Sauerstoffs, Argons und Kohlenstoffdioxids, aus denen die Atmosphäre unserer Erde hauptsächlich zusammengesetzt ist.
Der Physiker hat auch herausgefunden, dass das Licht umso stärker gestreut wird, je kürzer seine Wellenlänge ist.
Da das blaue Licht eine sehr kurze Wellenlänge hat, wird es auch am meisten gestreut und der Himmel erscheint uns am Tage, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, blau.
Am Abend aber steht die Sonne tief am Horizont, und das Licht muss einen viel längeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen als mittags, wenn die Sonne mittags hoch am Himmel.
Auf diesem langen Weg wird ein Großteil des blauen Anteils im Sonnenlicht sozusagen „weggestreut“, sodass fast nur noch rote Anteile übrigbleiben, wenn das Licht unsere Augen erreicht: Wir sehen dann das Abend- und auch Morgenrot.
Aber warum erscheinen uns die Wolken dann weiß?
Die winzigen Eiskristalle und Wassertröpfchen in den Wolken sind viel größer als die Wellenlänge des Lichtes und die Moleküle der Luft. Deshalb werden in den Wolken die Farben des Sonnenlichts nicht gestreut, sondern das weiße Licht der Sonne wird einfach nur reflektiert.
Und die Bauernregel „Abendrot, Schönwetterbot; Morgenrot, schlecht‘ Wetter droht“ – stimmt die? Häufig ja, aber nur, wenn westliche Winde wehen. Denn dann verrät uns das Abendrot, dass keine Schlechtwetterwolken von Westen heranziehen und dem roten Sonnenlicht den Weg versperren. Beim Morgenrot ist es dann natürlich umgekehrt: Im Osten stehen zwar noch keine Wolken, aber der Wind kann welche aus Westen herantreiben.