Was ist denn ein Erdfallsee?

Dieser See, der sogenannte Erdfallsee, liegt ganz in der Nähe der beiden Heiligen Meere in einem Naturschutzgebiet, das ihr auf einem Rundwanderweg selbst entdecken könnt.Foto: hp

(hp) . Ganz im Norden des Kreises Steinfurt zwischen den Gemeinden Recke und Hopsten liegen das „Große“ und das „Kleine Heilige Meer“ –zwei uralte Seen, die auf eine ganz ungewöhnliche Weise entstanden sind.

Aber zunächst einmal solltet ihr euch von dem Begriff „Meer“ nicht verwirren lassen: Noch im Mittelalter verwendeten die Menschen häufig für jedes rundum von Land umgebene Gewässer – egal wie groß oder klein es war – den Begriff „Meer“. Ein Beispiel hierfür sind das Mittelmeer oder das Schwarze Meer, die ja auch fast völlig von Land umgeben sind. Und das, was ihr heute Meer nennt, kannten die Menschen damals oft unter dem Begriff „See“. Erhaltengeblieben ist diese Unterscheidung bis heute in den Namen für die Nordsee oder auch die Ostsee. Manchmal wurden sogar beide Namen – See und Meer – für das gleiche Gewässer verwendet, wie zum Beispiel beim Bodensee, der von den Menschen, die an ihm wohnen, noch heute manchmal das „Schwäbische Meer“ genannt wird.

Auch „Heilig“ im Sinne von fromm oder gottesfürchtig sind diese beiden „Heiligen Meere“ natürlich nicht. Denn das „Heilig“ im Namen leitet sich sehr wahrscheinlich von dem Wort „Hola“ ab, und das entstammt der vor über tausend Jahren hier gesprochenen altsächsischen Sprache. Es bedeutet so viel wie „Loch“, „Bruch“ oder „Tiefe“. Möglicherweise war aber auch das ebenfalls uralte niederdeutsche Wort „Hel“ für „Hölle“ oder „Unterwelt“ der Namensgeber der beiden Seen und gibt damit deutliche Hinweise auf die sicherlich Angst und Schrecken einflößende Entstehung der beiden Seen: Denn beides sind sogenannte „Erdfallseen“, die auf eine ganz besonders spektakuläre Weise entstehen.
Sie bilden sich, wenn ohne jede Vorwarnung die Erde einbricht und sich ein riesengroßes, oft Dutzende Meter tiefes, rundes Loch mit senkrecht abfallenden Wänden auftut.

Damit es dazu kommt, muss tief unter der Erde ein großer Hohlraum entstanden sein. Solche Hohlräume können sich bilden, wenn es in der Erde dicke Schichten aus Salz, aus Kalk oder auch aus Gips gibt. Diese Mineralien haben die Eigenschaft, dass sie vom Grundwasser aufgelöst und weggespült werden können. Wird so ein Hohlraum zu groß, kann seine Decke dem Gewicht der darüber lastenden Erdschichten irgendwann nicht mehr widerstehen und er stürzt ein. Durch die plötzlich nachsackende Erde bildet sich dann an der Oberfläche eine großes, tiefes Loch mit steilen Wänden. Nach einer Zeit sickert Wasser in das Loch und ein neuer Erdfallsee hat sich gebildet.

Das letzte Mal ist so etwas übrigens im Jahr 1913 passiert – ganz in der Nähe der vielleicht schon über 1.000 Jahre alten Heiligen Meere. Dieser neue See wurde nach seiner Entstehung „Erdfallsee“ genannt.

Alle drei Seen liegen im Naturschutzgebiet Heiliges Meer. Ein Naturkundemuseum erklärt die Entstehung der Seen ganz genau und informiert auch über die erstaunliche Tier- und Pflanzenwelt, die sich in den Seen, an deren Ufer und in den umliegenden Wäldern und Heideflächen angesiedelt hat. Wann das Museum geöffnet hat und wo es liegt, findet ihr im Internet unter der Adresse www.lwl.org/LWL/Kultur/lwl-naturkunde/heiliges-meer