Wieviel wiegt eigentlich ein Kilogramm?

Schon etwas seltsam: Wieviel ein Kilogramm wiegt, hängt von der Entfernung des Nordpols zum Äquator unserer Erde ab. Auf dem Bild geht die Erde gerade über dem Mondhorizont auf. Foto: NASA

(hp). Wie schwer ist eigentlich ein Kilogramm? Das ist gar keine so blöde Frage, wie es auf den ersten Blick scheint: Bis zum Jahr 1875 wurde in Deutschland die Gewichtseinheit Kilogramm noch gar nicht verwendet; es gab bis dahin noch nicht einmal einheitliche Gewichte für das ganze Land – geschweige denn in allen anderen Ländern dieser Welt.

Gewichte wurden in Deutschland meist in Pfund angegeben. In Berlin wog so ein Pfund – nach unserem heutigen Kilogramm und Gramm berechnet – ungefähr 468,5 Gramm, In Köln wog ein Pfund 467,7 Gramm, in Bayern 561,2 Gramm. Manchmal gab es sogar zwei „Pfünder“ in nur einer einzigen Stadt: So wog vor fast 200 Jahren in Frankfurt das „Krämerpfund“, nach dem in kleinen Geschäften abgewogen wurde, 476,7 Gramm, das „Handelspfund“, das die Großhändler verwendeten, 505,1 Gramm.

Jetzt stellt euch einmal vor, ihr wäret damals ein Kaufmann gewesen und hättet Waren in ganz Deutschland verkauft: Die Frage „wieviel wiegt eigentlich ein – oder besser: „dein“ – Pfund“ hättet ihr und eure Kunden euch sicher häufig stellen müssen. Denn schließlich möchte einerseits der Käufer möglichst viel Ware für einen möglichst geringen Preis erhalten, andererseits der Verkäufer möglichst wenig Ware für einen möglichst hohen Preis abgeben. Dass es damals daher oft zum Streit zwischen den Geschäftsleuten kam, liegt auf der Hand.

Darum haben sich immer mehr Länder ab dem Jahr 1875 darauf geeinigt, nur noch eine einzige Gewichtseinheit zu verwenden, die überall das Gleiche wiegen sollte: das Kilogramm.
Wie aber sollte man das Gewicht eines Kilogramms festlegen? Wieviel sollte so ein Kilogramm wiegen?

Da fast alle Länder der Welt nicht nur unterschiedliche Gewichtseinheiten, sondern obendrein auch unterschiedliche Längenmaße verwendeten, lag es nahe, auch hierfür ein einheitliches Maß zu finden. Dies sollte der „Meter“ sein. Womit sich zugleich die nächste Frage stellte, nämlich: „Wie lang soll der Meter sein?“

Für diese beiden Probleme schlugen die Wissenschaftler nun eine sehr interessante Lösung vor: Ausgehend von der Kugelgestalt der Erde sollte ein Meter dem zehnmillionstel Teil der Entfernung vom Nordpol zum Äquator entsprechen. Gemessen werden sollte diese Strecke auf der Höhe des Meeresspiegels und entlang eines „Meridians“ – also einer geraden, ganz genau von Nord nach Süd verlaufenen Linie auf der Erdoberfläche.
Nun hatte man also festgelegt und konnte durch Nachmessen feststellen, wie lang ein Meter ist.

Wenn man sich nun einen Würfel denkt mit den Kantenlängen von 1 x 1 x 1 Meter, erhält man einen „Kubikmeter“. Würde man diesen Würfel mit Wasser füllen, sollte der dann ganz genau eintausend „Kilogramm“ wiegen, so schlugen es die Gelehrten vor. Ein Kubikdezimeter (ein Liter) Wasser würde dann genau ein Kilogramm und ein Kubikzentimeter ein Gramm wiegen.