Was ist die Evolution?

Jeder Zentimeter zählt: Wem die Evolution den längsten Hals beschert hat, der findet auch das meiste Futter. Foto: Bev Sykes / Flickr / Wikipedia CC BY 2.0

(hp) Ungefähr zu der Zeit, als die Dinosaurier ausstarben, lebte ein rattengroßes Säugetier auf unserer Erde. Es hat sich wahrscheinlich von Insekten ernährt, und es hat wie heutige Säugetiere seine Embryos in seiner Gebärmutter über eine Plazenta ernährt und nachdem sie geboren waren, mit Milch gesäugt. Dieses kleine Tier gilt als der Urahn aller heute lebenden, höheren Säugetiere. Ob Maulwurf oder Fledermaus, Pottwal oder Eichhörnchen, ob Affe oder Mensch: Sie alle stammen von diesem unscheinbaren Tierchen ab, das vor ungefähr 65 Millionen Jahren lebte und selbst schon lange ausgestorben ist.

Den Weg, auf dem die Entwicklung von einem so einfachen Tier zu etwas so hoch Entwickeltem wie dem Menschen möglich war, nennen die Wissenschaftler Evolution. Dieses Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Entwicklung“.

Als einer der ersten hat sich der englische Naturforscher Charles Darwin vor über 150 Jahren in seinem Buch „Über die Entstehung der Arten“ Gedanken darüber gemacht, wie es durch Evolution möglich ist, dass sich Pflanzen und Tiere von Generation zu Generation immer besser an ihre Umwelt anpassen und sich im Laufe der Zeit zu immer höher entwickelten Lebewesen wandeln.

Einfach erklärt, fand er heraus, dass Veränderungen im Erbgut der Lebewesen dafür verantwortlich sind. Wenn Lebewesen sich vermehren, ist das Erbgut des Nachwuchses eine Mischung des Erbgutes und der Eigenschaften beider Elternteile. Manchmal kommt es aber vor, dass bei der Vermischung und Vererbung des elterlichen Erbgutes an die Nachkommen kleine Abweichungen auftreten. Solche Veränderungen nennen die Wissenschaftler eine „Mutation“; das Wort stammt auch aus dem Lateinischen und bedeutet „Veränderung“.

Manchmal bewirkt eine solche Veränderung des Erbgutes, dass ein Lebewesen nun über eine völlig neue Eigenschaft verfügt, die weder seine Eltern noch seine Artgenossen bisher hatten und die ihm einen großen Vorteil beim Überleben verschafft.

Ein bekanntes Beispiel für solch einen Vorgang sind die Giraffen. Die Vorfahren dieser Tiere hatten nämlich nicht immer so lange Hälse wie heute. Irgendwann einmal bewirkte eine zufällige Veränderung des Erbgutes, dass eine Giraffe mit einem etwas längeren Hals geboren wurde. Da Giraffen Laub von Bäumen fressen, hatte die Giraffe mit dem längeren Hals nun einen großen Vorteil: Sie fand viel mehr Nahrung, da sie Blätter von Ästen weiden konnte, an die keine andere Giraffe heranreichte. Dadurch war die Giraffe mit dem langen Hals kräftiger, gesünder und lebte womöglich auch länger, sodass sie sich häufiger als ihre Artgenossen vermehren und ihren langen Hals an ihre Nachkommen vererben konnte. So gab es mit der Zeit immer mehr Giraffen mit langen Hälsen; Giraffen mit kurzen Hälsen konnten kaum noch Nahrung finden, vermehrten sich seltener und starben schließlich aus.

Nun sind nicht nur lange Hälse ein Vorteil beim Überleben. Auch ein immer größeres Gehirn und eine damit verbundene immer höhere Intelligenz kann – wie bei uns Menschen – ein sehr großer Vorteil sein. So konnten wir uns innerhalb von sechs Millionen Jahren von Affen hin zu den modernen, intelligenten Menschen entwickeln, die nun sogar in der Lage sind, über Dinge wie die Evolution nachzudenken.

Manchmal kann im Verlauf der Evolution aber auch eine vorhandene Eigenschaft verloren gehen, die nicht mehr nützlich ist. So leben auf einer Inselgruppe im indischen Ozean flugunfähige Fliegen, deren Flügel sich zu kleinen Stummeln zurückentwickelt haben. Man sollte denken, das sei ein Nachteil für das Überleben – aber auf diesen Inseln ist es immer sehr windig und Fliegen mit großen, normalen Flügeln würden sehr schnell aufs Meer hinausgeweht und müssten dort sterben.